Im 8. Kapitel des Lukasevangeliums finden wir die Geschichte der Frau, die augenblicklich von einem „Blutgang“ geheilt wurde, an dem sie zwölf Jahre lang gelitten hatte. Sie war in der Behandlung von Ärzten gewesen, doch diese waren nicht imstande gewesen, ihr zu helfen.
Als die Heilung stattfand, war Jesus auf dem Wege zu dem Hause des Jairus, der ihn gerade gebeten hatte zu ihm zu kommen, da sein Töchterlein „in den letzten Zügen“ liegen sollte. „Und da er hinging, drängte ihn das Volk.“ Die Kranke ging hinter ihm, und als sie seines Kleides Saum berührte, wurde sie geheilt.
Jesus, der fühlte, daß jemand geheilt worden war, fragte, wer ihn angerührt hätte. Die Jünger antworteten: „Meister, das Volk drängt und drückt dich.“ Doch Jesus bestand darauf, daß jemand geheilt worden wäre, und endlich trat die Frau hervor und erzählte ihm, was geschehen war. Jesus sagte zu ihr: „Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Gehe hin mit Frieden!“
Während der drei Jahre, in denen Jesus predigte, war er oft von großen Mengen von Nachfolgern umgeben — Menschen aus allen Schichten des Volkes. Da waren Arme und Reiche, Unwissende und Gelehrte. Manche von ihnen mögen neugierig, neidisch, selbstgerecht oder haßerfüllt gewesen sein, während andere demütig, liebevoll und dankbar waren. Manche kamen zu tadeln und zu verspotten, andere, um gelehrt, und viele, um geheilt zu werden. Alle die in Demut und Glauben kamen, müssen Heilung empfangen haben; denn wir hören (Matth. 12:15): „Ihm folgte viel Volks nach, und er heilte sie alle.“
Jesus erkannte die Gedanken derer, die ihn umgaben. Doch er wußte — über allen Zweifel erhaben — daß Gott, der Geber alles Guten, nicht verantwortlich ist für Disharmonien. Gott gibt seinem Kinde, dem zu seinem Ebenbild geschaffenen Menschen, nur die Fülle des Guten. Folglich kann der zu Gottes Gleichnis geschaffene Mensch nur Frieden und Harmonie, Gesundheit und Glück zum Ausdruck bringen. Jesus verwarf materielle Zustände als unwirklich und sah allein Gottes Schöpfung als wirklich an. Niemals schien er seinen Gedanken auch nur einen Augenblick zu gestatten, auf dem materiellen Augenschein des Gesehenen und Gehörten, das ihn umgab, zu verweilen. Dadurch war es ihm möglich, mehr von dem Christus und seiner Heilkraft zu offenbaren. So zeigte sich die nötige Versorgung, Mangel und Elend wurden vertrieben, und viele Menschen wurden gespeist und geheilt.
In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy (S. 141): „Durch Heilen der Kranken und Sündigen arbeitete Jesus bis ins Kleinste die Tatsache aus, daß die heilende Wirkung dem Verständnis des göttlichen Prinzips und des Christusgeistes folgt, welche den körperlichen Jesus regierten.“
Zur Zeit verwirrender Zustände in der Weltlage und im Heim bringen Studium und Anwendung der Christlichen Wissenschaft die ersehnte Heilung. Als Christliche Wissenschafter folgen wir dem Beispiel unseres Meisters, des Wegweisers, der uns lehrte, daß das Böse nicht übersehen oder zu leicht genommen werden darf. Die scheinbare Macht des Irrtums kann- zerstört werden, indem wir sie als unwirklich erkennen, indem wir unsere Gedanken über sie erheben und Gott als die einzige Macht anerkennen. Wir werden wissen, daß der Christus gegenwärtig ist, wenn wir in der Wissenschaft den geistigen Menschen erkennen und Heilung finden.
Die Verfasserin erlebte die Christus-Heilung in ihrer eigenen Erfahrung, nachdem sie mehrere Tage lang an großen Schmerzen gelitten hatte. Sie dachte, daß sie wirklich einen Tag des Ausruhens und des Studiums nötig hätte, um ihr Denken über diese Schwierigkeit zu erheben. Doch ihre häuslichen Pflichten stellten immer größere Anforderungen an sie, so daß keine Zeit dafür übrigblieb. So kämpfte sie also weiter, bis sie zu dem Punkt kam, wo sie sich kaum noch bewegen konnte. Schließlich setzte sie sich hin, nahm ihre Bibel zur Hand und bat Gott mit aufrichtigem Herzen, ihr den Weg zu zeigen. Zu ihrem Erstaunen kam ihr dieser Gedanke in den Sinn: „Das Volk drängt dich.“
Sie öffnete die Bibel und las die Geschichte, in der diese Worte vorkommen. Sie erkannte, daß die Frau in diesem Bericht sich nach etwas sehnte, das besser und höher war als die Gedanken des sie umgebenden Volkes. In Wirklichkeit verlangte sie nach dem Christus, der Heilkraft, die Jesus imstande war zu demonstrieren. Zwar sah Jesus die Frau nicht, die von hinten den Saum seines Gewandes berührte; doch er spiegelte den Christus wider, und das bewirkte eine augenblickliche Heilung.
Die Verfasserin machte sich klar, daß auch sie ihre Gedanken zu dem heilenden Christus erheben müßte. Sie begann zu erkennen, daß die Menge der Gedanken, die sie bedrängten, Begrenzung, ein falsches Verantwortlichkeitsgefühl und Mangel an Liebe waren. Um sich von diesen unharmonischen Gedanken freizumachen, mußte sie ihr Bewußtsein mit Gedanken von dem Reichtum der Güte Gottes erfüllen. Durch Widerspiegelung war sie doch tatsächlich das Kind Gottes, das „unter dem Schirm des Höchsten“ weilte (Ps. 91:1). Da gibt es keine Angst und Sorge, keinen Mangel an Zeit, kein Gefühl der Hast, keine Bürden — nur Freiheit, Licht und Liebe. Nach einigen Augenblicken, in denen sie ihr Bewußtsein mit Dankbarkeit und Gedanken der göttlichen Liebe erfüllt hatte, konnte sie aufstehen und war vollkommen geheilt.
Mrs. Eddy zeigt uns, wie auch wir die Christus-Heilung erleben können, wenn sie in „Wissenschaft und Gesundheit“ sagt (S. 391): „Lösche die Bilder des sterblichen Gedankens und dessen Annahmen von Krankheit und Sünde aus. Wenn du dann dem Gericht der Wahrheit, Christi, überantwortet wirst, wird der Richter sagen:, Du bist gesund!“
Des Herrn Augen schauen alle Lande, daß er stärke die, so von ganzem Herzen an ihm sind. — 2. Chronik 16:9.