Inspiration ist das Gewahrsein des geistigen Reiches. Es ist nicht nur ein gehobener Sinn des sterblichen Denkens. Es ist die klare, ruhige Überzeugung von Gottes Gegenwart, die sich durch die Schönheit, Reinheit und Vollkommenheit des Christus ausdrückt. Es ist die Macht und Autorität der Wahrheit, in ihrer Kundwerdung gesehen.
Mary Baker Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 547): „Der inspirierte Gedanke läßt die materielle, sinnliche und sterbliche Theorie vom Universum fallen und nimmt die geistige und unsterbliche an.“ Wir müssen die Annahme fallen lassen, daß der Mensch ein schwacher Sterblicher sei, der in einem substanzlosen, materiellen Körperbau lebt. Wir müssen die Wahrheit annehmen, daß er als die Kundwerdung des göttlichen Gemüts existiert und so vollkommen und unsterblich ist wie das Gemüt, das ihn geschaffen hat. Der inspirierte Gedanke offenbart den wirklichen Menschen, und durch dieses Verständnis werden wir über das Irdische erhoben, um unsere himmlische und harmonische Natur zu erkennen.
Der Meister sagte zu seinen Jüngern, und seine Worte richten sich an all seine Nachfolger und für alle Zeiten (Matth. 28:20): „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Das Verständnis von dem geistigen Sein des Menschen in Christus oder Wahrheit ist immerdar bei uns. Zugeben oder den Gedanken hegen, daß wir keine Inspiration erlangen können, bedeutet ein Leugnen der Gegenwart des Christus. Vielleicht haben wir das noch nicht in dieser Weise gesehen, tatsächlich aber ist es so. Es ist nicht unser Denken, das uns zu dieser Verneinung veranlaßt, sondern es ist die aggressive mentale Suggestion, die uns, wenn es möglich wäre, von unserem geistigen Erbe trennen würde.
Wenn es uns nicht gelingt, in unserem täglichen Wirken und Beten Inspiration zu finden, dann ist es angebracht, gegen den tierischen Magnetismus und seine aggressiven mentalen Suggestionen zu arbeiten. Es ist auch weise zu erkennen, daß jede scheinbare Gedankenschwere oder Verständnislosigkeit die Annahme von einer Gott entgegengesetzten Macht ist, von dem Schatten anstatt der Substanz, der Dunkelheit, die uns gegen das Licht blind machen möchte. Wir müssen uns aufraffen und die Ansprüche des tierischen Magnetismus zurückweisen, unser Recht auf ein Leben im Licht der Inspiration beanspruchen und mit Bestimmtheit und Fortschritt den Weg des Christus gehen.
Wir müssen es entschlossen und beharrlich mit dem tierischen Magnetismus, dem Feind jeder Inspiration aufnehmen, wenn wir uns Gesundheit und Harmonie erhalten und so andern wie uns selbst helfen wollen. Seine Ansprüche sind zahlreich. Er mag heute als Apathie auftreten, morgen als Furcht, Zweifel oder irgendeine andere sündige Neigung, doch alles zielt darauf hin, die Inspiration auszuschließen. Er möchte uns veranlassen, unsere Wacht einen Augenblick aufzugeben, wenn unsere Wachsamkeit vielleicht besonders vonnöten ist.
Manche Christliche Wissenschafter, die noch nicht zu der Notwendigkeit erwacht sind, den tierischen Magnetismus zu handhaben, werden verwirrt, wenn sich Schwierigkeiten einstellen und schreiben sie allen möglichen Umständen zu. Diejenigen, die die Notwendigkeit einer solchen Wachsamkeit noch nicht eingesehen haben, behaupten, daß die Christlichen Wissenschafter zu viel aus dem tierischen Magnetismus machen. Wer aber einmal seine Inspiration verloren hat, lernt die Weisheit unserer geliebten Führerin schätzen, die ihre Nachfolger anhält, vor den Machenschaften des Irrtums in seinen mannigfaltigen Formen und Verkleidungen auf der Hut zu sein.
Geistige Inspiration ist die klare, ruhige Überzeugung, daß das Gute allein wirklich, ewig und jederzeit verfügbar ist für alle, die bereit sind, „die sterbliche Theorie vom Universum“ fallen zu lassen und „die geistige und unsterbliche“ anzunehmen. Inspiration weist die Annahme zurück und beruht auf Verständnis. Die gebieterischen Worte des Meisters an den sprachlosen und tauben Geist erläutern die Art und Weise, wie die Wirkungen des tierischen Magnetismus vernichtet werden. Er sagte (Mark. 9:25): „Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, daß du von ihm ausfahrest und fahrest hinfort nicht in ihn!“
Christus Jesus glaubte niemals an die Gegenwart und Macht des Bösen, in welcher Form es auch auftreten mochte. Er war sich nur der Macht, Gegenwart und Autorität Gottes bewußt. Er war das Werkzeug dieser Macht, ein Botschafter, der die Gesetze und Vorschriften der göttlichen Regierung zur Anwendung brachte. Paulus erinnert uns an unsere eigene Verantwortung in folgender Weise; er sagte: „So sind wir nun Botschafter an Christi Statt.“
Die Bibel ist uns als das inspirierte Wort bekannt. An die Bibel wandte sich unsere geliebte Führerin in ihrer Not, als sie auf dem vermeintlichen Totenbett lag. Es war die plötzliche Inspiration, das aus der Bibel gewonnene geistige Erwachen, welches ihre normale Gesundheit augenblicklich wiederherstellte. Von diesem Leidenslager auferstanden, wandte sie sich der Bibel zu, und als Ergebnis ihres Studiums in den folgenden Jahren wurde das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“ geschrieben. Jahrhunderte lang haben unzählige Männer und Frauen die Bibel studiert. In dem Maße, wie die Bibel im Licht der geistigen Inspiration, die unser Lehrbuch vermittelt, gesehen wird, erweist es sich, daß das inspirierte Wort die Kraft hat, die göttliche Wissenschaft des heilenden Christus zu offenbaren.
Durch das inspirierte Wort erkannte unsere Führerin, daß Gott, das Gute, die einzige Gegenwart ist, Seine Macht die einzige Macht und Seine Intelligenz die herrschende Weisheit ist, die das Universum und den Menschen regieren. Sie erkannte sowohl die Macht des göttlichen Gesetzes, als auch die Tatsache, daß es auf die menschlichen Probleme angewendet werden konnte. Sie lernte diese Wahrheiten durch Inspiration verstehen — durch den inspirierten Gedanken, der die materielle Theorie vom Universum fallen läßt und die geistige annimmt. Laßt uns als Christliche Wissenschaftler uns täglich die Notwendigkeit der geistigen Inspiration vor Augen halten. Wenn wir suchen, werden wir finden, wenn wir anklopfen, so wird uns aufgetan. Das ist eine Verheißung, die der tierische Magnetismus niemals aufheben kann, denn er hat keine Macht, unseren Fortschritt aufzuhalten oder uns von dem inspirierenden Verständnis auszuschließen, das unseren himmlischen Ursprung und unser unsterbliches Dasein offenbart.