Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

„Nicht schuldig“

Aus der März 1956-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine Allegorie, die die Gerechtigkeit des göttlichen Gesetzes im Gegensatz zu der Ungerechtigkeit des sterblichen Gemüts veranschaulicht, ist am Ende des Kapitels „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaftô im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy zu finden. In dieser allegorischen Gerichtsverhandlung wird beschrieben, wie die sterbliche Annahme Krankheit verursacht, und den mit dem Tode bedroht, der ein sogenanntes Gesundheitsgesetz übertreten hat, um einem kranken Freunde beizustehen. Die Christliche Wissenschaft kommt dem Angeklagten zu Hilfe, und zwar nach der Gerichtsverhandlung, die der Anklage, sich der Leberbeschwerde schuldig gemacht zu haben, folgte, und in der der Angeklagte schuldig befunden wurde. Nun wird der Fall vor dem Obergericht des Geistes von neuem untersucht, doch nun gemäß dem Gesetz Gottes.

Wir lesen im Lehrbuch (S. 442): „Die Geschworenen, die geistigen Sinne, waren sich sofort in dem Wahrspruch einig, und durch den weiten Gerichtssaal des Geistes ertönte der Ruf: Nicht schuldig.“

Diese Allegorie weist hin auf die göttliche Gerechtigkeit, die alle Strafen aufhebt, die nicht wegen Sünde verhängt wurden. Doch diese gleiche Gerechtigkeit ist verfügbar, um alles menschliche Leid zu überwinden. Die falsche Annahme, die den Menschen für einen Sterblichen hält, ist der allgemeine Ankläger der Menschen. Von diesem Ankläger stammen die mitfolgenden Anschuldigungen der Sünde, der mentalen Unzulänglichkeit, der Krankheit, der Armut und dergleichen.

Um universale Gerechtigkeit zu demonstrieren, muß man mit der Widerlegung der zugrunde liegenden Annahme beginnen, daß der Mensch ein sterbliches Wesen sei, das seinen Anfang im Staub habe und im Tode ende. Die Wahrheit, daß der Mensch geistig, sündlos, intelligent, gesegnet, ja das geliebte Kind des einen Vaters ist, bildet den Zeugenbeweis, den die Christliche Wissenschaft gegen die gesetzlose Anklage des sterblichen Gemüts aufstellt. „Ihr sollt niemand Vater heißen auf Erden, denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist,“ sagte Christus Jesus (Matth. 23:9). Und er brachte denen Gerechtigkeit, die durch die Urteilssprüche des materiellen Daseinsbegriffes beschwert waren — das Erbteil aller Sterblichen.

Im zwölften Kapitel der Offenbarung, dem Kapitel, welches das Kommen der Idee der Wahrheit durch die Wissenschaft des Christentums voraussagte, lesen wir von einem Kampf im Himmel. Die Engel Gottes stritten mit dem Drachen des Bösen, und der Drache wurde überwunden. Dies sind die Worte (Vers 10): „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden,. .. weil der Verkläger unserer Brüder verworfen ist, der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott.“ Der Irrtum wurde überwunden durch das „Blut des Lammes“, die Christusähnlich die sich offenbart, wenn der sterbliche Begriff von Selbstheit aufgegeben wird für den wirklichen.

Die Gotteskindschaft des Menschen ist eine lebendige Wahrheit. Da jeder individuelle Mensch in der Wissenschaft ewig existiert, bleibt er unberührt von den Anklagen, den Annahmen, der Sterblichkeit. Die wirkliche Selbstheit eines jeden ist unversehrt; denn in der Wissenschaft ist der Mensch eine Idee des göttlichen Gemüts. Diese Wahrheiten erkennen und an ihnen beharrlich festhalten, ist die Methode, welche die Christliche Wissenschaft für die Heilung des Gemüts und des Körpers vorsieht. „Nicht schuldig“ ist der Ruf, den ein jeder im Sinn behalten sollte, wenn die Ansprüche des sterblichen Gemüts ihn angreifen. Und wenn man sich versucht fühlt, den Geist der Anklage auszudrücken, indem man glaubt, daß der Fehltritt und die Krankheit, die Armut, Sorge und Eifersucht der Sterblichen der Wirklichkeit angehörten, so sollte man festhalten an der Erklärung:„Der Ankläger ist nicht hier; ich habe keinen Teil an der falschen Beschuldigung.“

Christus Jesus erkannte die Ansprüche des sterblichen Gemüts und tadelte sie, wo immer er sah, daß Selbstgerechtigkeit und Heuchelei das Böse unterstützten. Doch machte er niemals eine Wirklichkeit aus den menschlichen Irrtümern. Er sagte (Joh. 12:47): „Wer meine Worte hört, und glaubt nicht, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen, daß ich die Welt richte, sondern daß die Welt durch mich selig werde. Der Meister wußte nur zu wohl, daß ein jeder sich selbst richtet — denn jeder einzelne verurteilt sich selbst durch die falschen Annahmen, die er hegt. Warum sollten wir neue Bürden hinzufügen zu denen der Selbstverurteilung, die ein andrer sich auferlegt, indem wir dem Irrtum zustimmen und das Unwirkliche und Unwahre unterstützen? Warum nicht lieber an der tiefen Wahrheit in bezug auf den Menschen festhalten als: „Nicht schuldig“ — und nur den Adam-Traum verdammen, der den Menschen als einen Sterblichen darstellt? Das wird dem Opfer des „Verklägers“ helfen, seine ewige Freiheit zu erlangen. Jesus veranschaulichte die größere Gerechtigkeit Gottes, als er die Heilkraft offenbarte, welche die Sterblichen sowohl von der Sünde wie auch von ihren Folgen erlöst.

Niemand kann der Vergeltung für nicht bereute Sünde entgehen; doch unser wissenschaftliches Denken wird die Zeit des hartnäckigen Widerstandes gegen die Wahrheit abkürzen. Mrs. Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 174): „Der Donner des Sinai und die Bergpredigt eilen den Zeiten nach und werden sie überholen und in ihrem Lauf allen Irrtum zurechtweisen und das Himmelreich auf Erden verkünden.“

Der Geist der Wahrheit, der das Wesen der Christlichen Wissenschaft ist, hält uns davon ab, unsre Gedanken über andre auf ein persönliches Niveau herabziehen zu lassen durch den Einfluß der Sterblichen, die oft zu schnell bereit sind, dem „Verkläger unserer Brüder“ zuzustimmen. Treue Wissenschafter heben die Bürde der Verurteilung von denen, die sich, gleichviel ob blind oder ob willig, verleiten ließen, dem Irrtum zu dienen. In der Kirche, im Heim und im Geschäftsleben haben wir häufig Gelegenheit, getreulich von der Wahrheit, die wir erkannt haben, Gebrauch zu machen und jeder Beschuldigung des sterblichen Gemüts mit dem inneren Ruf: „Nicht schuldig“ entgegenzutreten.

Diese liebevolle Einstellung wird dazu beitragen, die Welt aus ihrem Adam-Traum zu erwecken, in dem sich alles, was unwürdig und sterblich ist, abzuspielen scheint. Solch erlösende Einstellung wird helfen, die scheinbar Sündigen durch geistige Mittel zu heilen, denn es wird sie dazu erwecken, die Irrtümer, die sie hegen, zu erkennen, und wird sie dazu führen, die höhere Freisprechung der göttlichen Gerechtigkeit zu suchen. Unsere Führerin Mrs. Eddy sagt in ihrem Werk „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 2): „Wenn wir uns daran erinnern, daß Gott gerecht ist, und die absolute Verworfenheit der Sterblichen, das heißt, des sterblichen Gemüts, erkennen — und daß dieses Adams-Erbteil zuerst erkannt, und dann überwunden und durch die Gerechtigkeit, das ewige Attribut der Wahrheit, wettgemacht werden muß — erfordert diese Erkenntnis Arbeit, der Arbeiter aber scheinen wenige zu sein.“

Vielleicht den größten Beitrag zur Demonstration der „Gerechtigkeit, des ewigen Attributs der Wahrheit,“ in unserem Zeitalter, wird darin bestehen, daß wir uns weigern, unseren Nächsten zu verurteilen, das heißt, ihn zu beschuldigen, ein Sterblicher zu sein. Dann werden wir auch unser eigenes Lebenswerk als ein Bestreben erkennen, nicht „die Welt zu richten, sondern die Welt selig zu machen“. Unser Widerstand gegen die falschen Anschuldigungen des sterblichen Gemüts werden Ausdruck finden in unserem beharrlichen, erbarmungsvollen Ruf: „Nicht schuldig.“ Die Gerechtigkeit Gottes ist allumfassend. In der Wissenschaft findet sie volle Entfaltung.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / März 1956

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.