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Die Welt der unendlichen Liebe

Aus der Mai 1956-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Jahre 1893, während der Weltausstellung in Chicago, Illinois, erhielt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Einladungen von einigen ihrer Nachfolger in jener Stadt, von ihrer Gastfreundschaft Gebrauch zu machen. Sie beantwortete diese Einladungen zu einem Vergnügungsaufenthalt mit einer Karte, die im Christian Science Journal erschien und die folgenden Worte enthielt: „Ich habe eine Welt der Weisheit und Liebe zu betrachten, die sowohl Euch wie mich angeht, und die unendlich erhaben ist über alle irdischen Ausstellungen und Darbietungen. In Erwiderung Eurer freundlichen Einladung, lade ich Euch dringend zu ihrer Betrachtung mit mir ein und zur Vorbereitung auf dieses Schauen.“ Später erschien dies Schreiben zusammen mit anderen Denkwürdigkeiten in ihrem Buch „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 121), und dadurch richtet sich nun diese Einladung an alle Leser ihrer Botschaft.

Die Sprache dieser ungewöhnlichen Einladung gibt uns mehr ein Gefühl der Nähe als einer Entferntheit dieser Welt der Liebe. Auch empfindet man in dieser Einladung einen gewissen Nachdruck, mit dem unsere Führerin die Tatsache betont, daß diese Welt, auf die sie sich bezieht, die Menschen augenblicklich angeht, und daß eine Vorbereitung dafür nötig ist, sie wahrzunehmen. Es wird betont, daß das, was unsere Führerin betrachtete und der Aufmerksamkeit ihrer Nachfolger anempfahl, nicht eine Traumwelt war, sondern die Welt der Wirklichkeit, die Welt, die Gott erschaffen hat, das unendliche Weltall des Gemüts. Das war es, was Johannes sah, als er auf der Insel Patmos war; das war es, was Christus Jesus als das Himmelreich bezeichnete.

Dem Meister war dieses Schauen auf Grund seines mehr als bloß menschlichen Ursprungs möglich. Johannes, und später die Entdeckerin der göttlichen Wissenschaft, Mrs. Eddy, wurden auf dieses Schauen vorbereitet durch ihr inspiriertes geistiges Verständnis von Gott und Seiner Schöpfung. In der Offenbarung und im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ beschreiben ihre Verfasser in unnachahmlicher Sprache die Vollkommenheit und Größe der göttlichen Schöpfung und erklären damit in vollerem Maße die unvergleichlichen Aussprüche des ersten Christen. In dem Maße, wie der Leser dieser Werke sich immer mehr von falschen menschlichen Auffassungen frei macht und die reine Bedeutung der göttlichen Liebe begreifen lernt, wird er zu jener aussichtsreichen Höhe geführt, wo er das Universum der göttlichen Liebe vor sich ausgebreitet sieht. Dann wird das geistige Schauen der Wirklichkeit, das sich zur Erkenntnis entfaltet, eine konkrete Erfahrung in seinem Leben.

Die Landschaft, die von diesem Aussichtspunkt des inspirierten Denkens aus geschaut wird, ist vollkommen geistig, strahlend in der Schönheit der Heiligkeit und erfüllt von vollkommenen lebenden Wesen, durch welche die göttliche Wissenschaft die Majestät und Herrlichkeit des Seins entfaltet. Die Höhe, Breite und Tiefe aller Dinge zeigen das Ausmaß der Natur der Liebe. Eine fundamentale Tatsache des wirklichen Kosmos ist die Geistigkeit aller Gesetze und Kräfte, und die Entwicklung, wodurch die Unsterblichkeit des Seins aufrechterhalten und der Name Gottes geheiligt wird. Die Ordnung des Universums stellt die Harmonie der Seele dar, und die Freude der Liebe an ihrem Werk ist der Rhythmus der geistigen Schöpfung. Alle Dinge sind dort erfüllt von lebendiger Lieblichkeit und umgeben von Größe. Die Nähe der Liebe wird als vollkommener Friede empfunden; ihre Macht drückt sich in der Musik der Sphären aus.

Der Beschauer dieser Aussicht ist beeindruckt von dem klaren Plan der Schöpfung, ihrer fehlerlosen Ordnung und unendlichen Offenbarung sanfter Macht und unsterblicher Weisheit. Überall sind Zeichen von der Herrschaft der Liebe zu erkennen. Alle Ausdrücke des Lebens gehen von der Individualität der Liebe aus, sind untrennbar mit ihr verbunden und ganz von ihr durchdrungen. Alle Elemente der Schöpfung werden in der Entfaltung des vollkommenen Seins bewahrt. Daher bedeutet Existenz ein Genießen der fundamentalen übersinnlichen Wirklichkeit.

Im Verhältnis wie der geistige Blick beharrlich auf das von der Liebe erschaffene Universum gerichtet bleibt, wird es klar, daß das Resultat der Selbst-Genüge der Liebe die Welt des nie-endenden Lebens sein muß. Hierin sind weder Anzeichen von Geburt, Niedergang, Verfall oder Tod zu finden. Es gibt keine Perioden, die als Zeiten vor oder nach Geburt oder Tod bezeichnet werden, keine Zustände, die auf solchen Zeiten beruhen, keine Gesetze, die ihnen angehören, und keine Wesen, die sie durchmachen müssen. Anfang und Ende sind in der geistigen Welt unbekannt; sie haben keine Geschichte. Das Leben bringt sie nicht hervor, sondern es drückt die Unsterblichkeit aller Dinge aus. Innerhalb der Unendlichkeit des Lebens ist kein Jenseits vorhanden, keine unbekannte Welt. Hier gibt es keine Trennung, keinen Kummer. Jeder Ausdruck der Schöpfung ist erfüllt von der Freude des ewigen Lebens.

Das geistige Bild der Schöpfung Gottes begeistert den Beschauer durch sein Verfahren. Alle Gesetze der göttlichen Regierung werden angewandt, um den Gegenstand der göttlichen Fürsorge und Liebe zu segnen. Was die göttliche Liebe tut, bildet den Gegenstand des Nachrichtendienstes in dieser geistigen Welt, das einzig vorkommende Ereignis. Das nieendende Fluten der liebenden Fürsorge Gottes ist der Lebensstrom dieser Schöpfung. Die göttliche Liebe versieht jedes individuelle Wesen mit dem Odem der Unsterblichkeit, mit der Kraft der Ewigkeit und der Natur der Göttlichkeit. Das Gesetz des Landes ist unerschöpfliche Versorgung, die dem göttlichen Willen gemäß bewirkt wird: nämlich das Gesetz der geistigen Zuverlässigkeit, durch welche Gott Seine Verheißung hält, die Seinen niemals zu verlassen noch zu versäumen.

Die Einwohner dieser Welt der Liebe werden nicht in Nationen und Rassen eingeteilt, die sich getrennt gegenüberstehen, sondern vielmehr als Angehörige einer harmonischen Familie betrachtet, die alle eine Natur, eine Sprache, ein Land und einen Gott haben, und das gemeinsame Ziel, die Unendlichkeit der Liebe widerzuspiegeln. Das Zusammenbestehen der Einwohner dieser Welt ist der ewige Sabbat des Schöpfers, an dem das Leben freudvoll und die Liebe ruhevoll ist, und an dem das Gemüt regiert. Die Herrlichkeit dieses Sabbats ist die alles durchdringende Wärme der göttlichen Ergebenheit an Gottes geliebtes Geschöpf.

Allmählich wird es dem Beschauer dieses geistigen Reiches klar, daß die Materie in ihm unbekannt ist. Hier ist nicht in Materie eingeschlossen, kann nichts in Materie eindringen noch von ihr ausgehen. In der Welt der Liebe hat man nie von so etwas wie einem Gesetz der Materie gehört, noch hat ein derartiges Gesetz jemals einen Teil der Berechnungen des Unendlichen ausgemacht. Keine Fabeln der Materie wie Begrenzung, Unreife, Verkümmerung, Unvollkommenheit oder Hilflosigkeit können je in das Reich des Wirklichen eindringen. Nichts als unwandelbare Vollkommenheit kann darin existieren; nur der Same der Eintracht kann zur Blüte kommen; nur die Saat, die Gott gesät hat, kann Früchte tragen; nur die Geschäfte des Himmels können hier bestellt werden.

In der Nähe und Weite dieses Weltalls der Liebe wird das All-Wirken als Entfaltung ausgedrückt. Hier gibt es kein hastiges Kommen und Gehen — nur die Stille des Seins, die dem unerschöpflichen Urquell entspringt. Hier gibt es kein mühevolles Hervorbringen; denn alles ist vollständig. Kein Abnehmen noch Zunehmen findet statt; Konflikt und Wettbewerb existieren nicht. Die Entwicklung aller Wesen wird niemals begrenzt oder vereitelt, denn diese Entwicklung schließt niemals eine negative Bedingung noch irgendwelche Zeitmaße in sich.

Jesus lebte in dieser Welt der Liebe, während er auf den Wegen Galiläas wandelte. Er empfand ihren Frieden, er kannte ihre Allerhabenheit und war umkleidet mit ihrer Herrlichkeit. Nichts konnte das Gefühl des Einsseins oder der Verbundenheit mit der göttlichen Gegenwart aus seinem Bewußtsein auslöschen. Er demonstrierte für sich selbst und für andere die Wirklichkeit dieser Welt der Liebe, wo immer er auch hinkam. Er kannte nur Winde, die der göttlichen Regierung gehorchten; Wüstenstrecken, wo geistig demonstrierte Versorgung wartete; Menschenmengen, in denen es keine Krankheitsübertragung gab. Auf seinen Befehl hin bewegte sich der Stein, um für seine Auferstehung den Weg freizulegen. Er betete, daß seine Nachfolger bei ihm sein möchten, wo er war, daß sie in der von der Liebe geschaffenen Welt leben, ihre Phänomene wahrnehmen und ihren Gesetzen gehorchen möchten.

Daher besteht die gegenwärtige Möglichkeit für die Nachfolger des Meisters, sich dieses jetzt schon „nahe herbeigekommenen“ Himmelreichs bewußt zu werden, und den Staatsbürger dieses Reiches als den Ausfluß der Selbstgenüge des Geistes, als Kind Gottes, zu erkennen. Die Vergangenheit des Menschen wird wahrnehmbar als vollkommen gut, sowohl in seinem Ursprung und seiner Verwandtschaft wie in seiner Geschichte, erfüllt von allem, was seine Entfaltung fördert, und verbunden mit allem, was ihm dienlich ist. Für seine Zukunft ist wohl gesorgt — mit Verheißung und Erfüllung. Sie ist ihm nicht unbekannt und wird durch ihn offenbart. Er lebt nicht nur in der Erwartung des Guten, sondern er genießt es beständig. Der Mensch ist sich immerdar seiner Unsterblichkeit bewußt und ist ausgerüstet, sie zu bekunden. Was seine Gegenwart anbetrifft, so finden wir den folgenden treffenden Ausspruch Mrs. Eddys in „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 188): „Der Mensch ist jetzt ebenso vollkommen, und wird es hinfort und ewiglich sein, wie zur Zeit, da die Morgensterne miteinander sangen und die ganze Schöpfung in den großen Chor des harmonischen Seins miteinstimmte.“ So vereinigt sich also die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Menschen mit der ewigen Fortdauer des vollkommenen Seins.

Wenn der Mensch so im Reich Gottes erschaut wird, kann er wohl am besten als der „Geliebte“ bezeichnet werden. Johannes gewann diesen Eindruck, als er den Sprößling des Schöpfers betrachtete. Seine Schriften zeigen, daß Gott den Menschen nicht gradweise liebt, noch ausschließlich zu gewissen Zeiten; denn die göttliche Liebe, da sie doch unendlich ist, muß immer Hingabe an die Ihren ausdrücken. Die Liebe strahlt ihre Güte, Gnade, Kraft und Heiligkeit durch den Menschen aus. Nur das, was die Liebe für den Menschen tut, kann je in seine Erfahrung kommen. Er ist mit geistiger Herrschaft gekrönt; und wo immer er auch hingeht, sind seine Füße „gestiefelt, als fertig, zu treiben das Evangelium des Friedens“ (Eph. 6:15). In dem „Geliebten“ ist das Verschmelzen von Gottes Plan und seiner Erfüllung zu sehen.

Es ist trostreich für die Menschen von heute, wenn sie der Einladung Mrs. Eddys Folge leisten und mit ihr die Welt der Liebe betrachten, wo keine elementare Gewalt aufwallt, und wo die endlose Entfaltung der Existenz in keiner Weise behindert wird. Die Höhen dieser Welt der Liebe kennen keine schädliche Atmosphäre, ihre Tiefen enthalten keine Todeskammern, ihre Weiten führen zu keinen fremden Gestaden. Hier gibt es Freiheit, sicher zu leben, sündlos zu existieren und ewig weiterzubestehen. Im Mittelpunkt und Umkreis dieser Schöpfung gibt es weder Leere noch Schatten. Mrs. Eddy sagt von der Liebe, die Gott dem Menschen schenkt (Miscellaneous Writings, S. 77): „Sie führt ihn mit der Wahrheit, die keinen Irrtum kennt, ja mit übersinnlicher, unparteiischer und unauslöschlicher Liebe.“

Wenn Lichtblicke der Wirklichkeit wie die hier beschriebenen von Menschen erlangt und festgehalten werden, so durchdringen sie die menschliche Erfahrung und ordnen die Probleme der Sterblichkeit den Tatsachen des Geistes unter. Die Schatten der falschen Annahme nehmen immer mehr ab, wenn das Licht des geistigen Verständnisses sich der Mittagshelle der vollen Anerkennung in den Herzen der Menschen nähert. In dem Maße, wie die Gegenstände der Sinne immer mehr verblassen, treten die Ideen des göttlichen Gemüts klarer hervor, bis die lebendige Gegenwart des von der Liebe erschaffenen Weltalls den geistigen Horizont erfüllt.

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