Das Reich Gottes ist so natürlich und steht uns so beständig zur Verfügung, wie das Einmaleins, denn es ist immer gegenwärtig. Offensichtlich meinte Jesus, daß es ein Bewußtseinszustand, keine Örtlichkeit sei, denn er sagte (Luk. 17:20): „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“
Um das Reich Gottes zu erreichen und darin zu ruhen, müssen wir die Wahrheiten des geistigen Seins erfassen, das schon jetzt für einen jeden von uns erreichbar ist. Wir müssen die falsche Vorstellung einer materiellen Existenz, die beständig laut um Anerkennung wirbt, verneinen und müssen unser Streben auf das Erlangen des geistigen Sinnes richten, der direkt zur Erkenntnis des geistigen Bewußtseins führt.
Klares Erkennen des geistigen Seins würde uns befähigen, die vollständige Herrschaft über Sünde, Krankheit und Tod zu beweisen. Dieses Verständnis würde uns gleichzeitig die Fähigkeit verleihen, nur göttliche Intelligenz widerzuspiegeln und einen unkörperlichen Begriff vom Leben zu haben, der Zeit, Materie und Begrenzung überwinden würde. Das Reich Gottes ist die Herrschaft der Harmonie und auf dieses Ziel ist die geistige Erziehung des Christlichen Wissenschafters gerichtet.
Jesus, der Wegweiser, besaß das höchste Verständnis vom Reich Gottes. Sein Bewußtsein war so rein, daß er sofort jede Art des Bösen zurückweisen konnte. Weder Zeit, Materie noch Begrenzung beherrschten ihn; dagegen waren für diesen meisterhaften Christen das Verständnis des ewigen Lebens, die geistige Existenz und die unbeschränkte Fähigkeit, die göttliche Intelligenz widerzuspiegeln, natürlich und beweisbar.
In diesem Zeitalter wird die Auffassung vom Dasein immer mehr ins Reich des Gedanklichen übertragen. Viele Formen des sterblichen Denkens zeigen diesen Vorgang an. Die Medizin hat sich zum Beispiel innerhalb der letzten Generation mehr der Psychiatrie zugewandt, und viele sogenannte mentale Behandlungsarten sind nun weit verbreitet. Das ist nur ein Anzeichen des Übergangs vom Materiellen zum Gedanklichen.
Jedem Denker ist es jedoch klar, daß ein solcher Wandel ernste Gefahren in sich trägt. In einem mehr gedanklich aufgefaßten Dasein wird die Beeinflussung des menschlichen Gemüts durch hypnotische Suggestion leichter möglich, und so sehen wir uns den schweren Problemen der Massensuggestion, der Massenhypnose, gegenübergestellt, sowie der starken Propaganda, die darauf hinzielt, das allgemeine Denken zu beherrschen und die Menschen zur Annahme von Lehren zu drängen, die der Freiheit und Selbstbestimmung ganz entgegengesetzt sind.
Ein materieller Krieg scheint jetzt fast undenkbar, denn das Zerstörungsvermögen einer Atombombe hat allen Völkern klar vor Augen geführt, daß ein Krieg mit Atomwaffen die Vernichtung aller Zivilisation bedeuten kann. Dennoch ist das Einstellen dieser Art Kriegführung keineswegs das Ende aller Kämpfe. Mit dem Fortschritt der Menschheit entsteht ein schwerer Konflikt; es ist ein mentaler Kampf, der um die Beherrschung des menschlichen Denkens und die Vernichtung der menschlichen Vernunft geführt wird. In diesem Kampfe kann der Sieg nur durch Gott und Seinen Christus errungen werden. Und zwar wird er durch die Anerkennung und die Annahme der Tatsache gewonnen, daß das Leben, obwohl es gedanklich ist, nicht in dem Durcheinander des sterblichen Gemüts gefunden wird. Das Bewußtsein wird als das eine ewige Gemüt, Gott, erkannt, in dem und durch das der Mensch und das Universum bestehen.
Mary Baker Eddy zitiert in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 102) folgendes aus dem Boston Herald: “Der Mesmerismus ist ein Problem, das sich nicht leicht erklären und entwickeln läßt.“ Und dann fügt sie hinzu: „Die Menschheit muß lernen, daß das Böse keine Macht ist. Seine sogenannte Gewaltherrschaft ist nur eine Phase des Nichts.“
In der Heiligen Schrift wird von dem endgültigen Kampf zwischen Gut und Böse gesprochen, und es sind viele Theorien aufgestellt worden, um den Ort des Harmagedon — wie dieser Kampf genannt wird — zu bestimmen und ihn zu identifizieren. Man hat ihn mit einem Krieg zwischen bestimmten Völkern in Verbindung gebracht. Doch der Konflikt des Denkens, in den die Völker der Erde gerade jetzt verstrickt sind, hat weltweiten Charakter. Er ist sowohl individuell wie kollektiv. Der Sieg des Guten über das Böse ist gesichert, denn das Böse hat nicht die Macht, das geistige Bewußtsein, das Reich Gottes in uns, zu berühren oder zu beeinflussen. Dieses Reich gehört in Wirklichkeit allen Menschen zu, unabhängig von Farbe, Rasse oder Glauben.
Es ist die Mission der Christlichen Wissenschaft, die Vollkommenheit dieses Reiches des himmlischen Bewußtseins ans Licht zu bringen. Die Existenz des Reiches Gottes ist durch die Wissenschaft offenbart worden, die im Überwinden böser Einflüsse und mannigfacher Formen von Sünde, Krankheit und Tod die Gegenwart und Macht der Wahrheit beweist.
Wir leben in einer Zeit, die große Wachsamkeit fordert. Wenn das sogenannte menschliche Gemüt mit oder ohne bewußte Zustimmung des einzelnen beeinflußt werden kann, dann wird diese Empfänglichkeit erst dann beseitigt, wenn eine Schutzwehr dagegen gefunden und angenommen worden ist. Mrs. Eddy hat diese Schutzwehr in „Wissenschaft und Gesundheit“ auf Seite 234 und 235 näher erklärt. Sie sagt: „Böse Gedanken, Gelüste und boshafte Absichten können nicht wie fliegender Blütenstaub von einem menschlichen Gemüt zum andern wandern und dort unvermutet Aufnahme finden, wenn Tugend und Wahrheit eine starke Schutzwehr bilden.“
Um sich bei der Flut von Propaganda und gedanklichen Einflüssen, die nach allen Richtungen ausgesandt werden, die Reinheit des Denkens zu bewahren, kann der Christliche Wissenschafter „unter dem Schirm des Höchsten“ Zuflucht finden, in seiner fortwährenden Gemeinschaft mit dem einen Gott, dem Guten, und seinem beständigen Verweilen im Bewußtsein des Geistes. Da er weiß, daß das Reich Gottes inwendig in uns ist, und daß dieses Reich nur rechte Ideen und rechte Wünsche in sich schließt, die Gott, Geist, entstammen, wird er nicht von den Suggestionen des tierischen Magnetismus beeinflußt werden, der seine Gesundheit und seine sittliche Festigkeit zerstören würde.
Ein Wächter auf seinem Wachtposten hält Ausschau nach dem Nahen des Feindes und ist auf der Hut, indem er das ihm übergebene Gebiet sorgsam überwacht. Er gestattet keinem Eindringling durch seine Schutzwehr vorzudringen. Des Menschen Bewußtsein vom Guten kann nicht angetastet werden, wenn Wachsamkeit und Weisheit an der Pforte des Bewußtseins Wache halten. Niemand braucht sich als das Opfer des Bösen, der Sünde, der Krankheit oder selbst des Todes anzusehen, da das wahre Bewußtsein ewig und in Gottes Obhut geborgen ist.
Der mentale Kampf, in den die Welt zur Zeit verstrickt ist, nimmt vielerlei Gestalt an und kann an seinen zahlreichen Formen der Arglist erkannt werden. Wenn der Gedanke, der im Bewußtsein auftaucht, christusähnlich ist, dann ist er weise und gut, und es kann ihm gestattet werden, ungehindert unsere Wachtposten zu passieren. Das geschieht dann zu unserem eigenen Vorteil und zur Bereicherung anderer. Wenn andererseits der Gedanke nicht gutgeheißen werden kann, muß ihm der Zutritt verweigert werden.
Niemand kann dem mentalen Kampf entgehen, der die Welt heutzutage aufwühlt. Manche haben durch den Tod ein Entkommen gesucht. Doch, wie die Christliche Wissenschaft zeigt, erwachen sie aus dem Todestraum zu der Erkenntnis, daß der Tod selbst eine Illusion ist. Der mentale Kampf muß in der Erfahrung des einzelnen ausgefochten werden. In dem Verhältnis, wie wir bereit sind, uns zu geistigeren Höhen des Denkens zu erheben, finden wir, daß sich unsere Freudigkeit und unser Bewußtsein von Herrschaft steigern. Mrs. Eddy sagt in „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 118): „Der Kampf mit dem Selbst ist gewaltig.“
Da wir wissen, daß das Böse keine Macht hat, wird uns das Beweisen der Nichtsheit böser Suggestionen inspirieren und stärken. Wenn wir erst einmal erkannt haben, daß das Bewußtsein des Guten, das Himmelreich, inwendig in uns ist, dann werden wir auch erkennen, daß die Wirkungen der aggressiven mentalen Suggestionen uns nichts anhaben können. Unser Meister sagte mit Überzeugung (Luk. 12:32): „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“