Die folgenden Trostesworte des Meisters bringen einer bedrückten Menschheit Frieden (Matth. 11:28): „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Fast zweitausend Jahre sind vergangen, seit Christus Jesus diesen göttlichen Ausspruch tat, und dennoch ist die darin enthaltene Wahrheit des Trostes und der Verheißung noch ebenso wirkungsvoll, wie zu seiner Zeit. Sie erstreckt sich über die Grenzen von Zeit und Raum und bringt den Mühseligen und Beladenen aller Zeiten neue Verheißung der Hoffnung, der Freude und der Erquickung.
Christus Jesus verstand, daß Gott das unendliche Gemüt ist, das einzige und allmächtige Sein, daß Er unendlicher Geist, Leben, Wahrheit und Liebe ist. Er erkannte, daß der Mensch, den Gott erschuf, die Widerspiegelung des unerschöpflichen Gemüts, der unermüdlichen Wahrheit war und ist; daß er ewig strahlende Liebe, unwandelbare Substanz, das nie endende Gute und ewiges Leben zum Ausdruck bringt. Dieses Verständnis vom wahren Sein des Menschen befähigte Jesus, die Kranken augenblicklich zu heilen, die Sünder zu reinigen und die Toten aufzuerwecken. Unser Meister wußte, daß die Erkenntnis der Wirklichkeit dem ehrlichen Sucher nach der Wahrheit vollkommene und ewigwährende Erquickung geben würde.
Die Lehren der Christlichen Wissenschaft zeigen, wie ein jeder von uns das wahre Verständnis von Gott und Seiner Idee, dem Menschen, erlangen kann. Als Bild und Gleichnis Gottes wird der Mensch allzeit und unter allen Umständen in dem vollkommenen Zustand geistigen Bewußtseins erhalten. Er ist niemals müde oder erschöpft, sondern, als Idee des unerschöpflichen Gemüts, immerdar erquickt, wachsam, tatkräftig und unermüdlich. Kein sogenanntes materielles Gesetz, kein Zustand der Materie kann das Leben des wirklichen Menschen berühren. Wer dies versteht, weiß, daß gute Leistungen nicht das Resultat einer Tätigkeit des materiellen Körpers sind, daß sie vielmehr ausschließlich darauf beruhen, daß man in gewissem Grade unendliches Leben, unendliche Intelligenz und göttliches Gemüt widerspiegelt. Diese innere Tätigkeit zeitigt keine falschen Wirkungen oder Strafen, wie Müdigkeit und Erschöpfung, sondern einzig und allein den reichen Lohn harmonischer und erfolgreicher Leistungen.
Vor einigen Jahren hatte der Verfasser die Aufgabe, einen umfassenden Forschungsplan auf seinem Arbeitsgebiet durchzuführen. Während dieser Arbeit war es für ihn unmöglich, des Nachts mehr als durchschnittlich drei bis vier Stunden Schlaf zu haben. Sehr beunruhigt dadurch und voll Furcht vor den sogenannten materiellen Gesetzen im Hinblick auf den Mangel an notwendiger Nachtruhe, wandte er sich um Hilfe an die Bibel und die Schriften von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft. Sofort empfing er Trost und Inspiration durch dieses Studium und als er über die herrliche, bereits erwähnte Erklärung des Meisters nachsann, zog tiefer Friede in sein Inneres ein. Er erkannte, daß, ungeachtet der Annahme mangelnder Ruhe, der Christus uns noch immer zuruft: „Kommet her zu mir alle ... ich will euch erquicken.“
Der Verfasser erkannte dann, daß dieses Problem, das durch eine rechtmäßige Pflichterfüllung scheinbar verursacht worden war, keine nachteilige Wirkung auf ihn haben konnte, solange er dem himmlischen Ruf gehorchte, bei dem Christus Zuflucht zu suchen. Voll Inspiration und innerlich erhoben, nahm er „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mrs. Eddy zur Hand und las (S. 385): „Die geistige Forderung, welche die materielle Forderung bezwingt, verleiht eine Energie und Ausdauer, die alle andern Hilfsmittel übertrifft und der Strafe zuvorkommt, die unsre Annahmen unsern besten Taten anhängen wollen.“ Voll Freude erkannte er nun, daß er nicht nach einem materiellen sogenannten Gesetz gestraft werden konnte, da seine wirkliche Selbstheit geistig und nur dem göttlichen Gesetz der Liebe unterworfen war.
Um diese Wahrheit zu beweisen, mußte er — das erkannte er nun — jeden Gedanken zerstören, der behaupten wollte, er bilde eine von Gott getrennte Wesenheit mit einer eigenen Intelligenz oder er bestehe aus sich selbst, habe Selbstgefühl, sei selbstgeschaffen oder selbstregiert. Er erkannte, daß es nur eine übersteigerte Vorstellung vom eigenen Ich ist, die Gedanken der Erschöpfung, des Zweifels oder der Furcht hervorruft. Er erfaßte, daß er als vollkommene geistige Idee eine unendliche, unerschöpfliche Quelle der Energie besaß, die stets zur Verfügung und nicht von irgendeinem materiellen Zustand abhängig war.
Mit dieser trostreichen Erkenntnis seines wahren Seins ausgerüstet, ging er voran und war imstande, das Programm, das sich auf eine Zeitspanne von etlichen Jahren erstreckte, erfolgreich zu Ende zu führen. Im Gegensatz zu den vermeintlichen materiellen Gesetzen, konnte alles mit Leichtigkeit geleistet werden; Schwung und Energie blieben in hohem Maße erhalten, seine Leistungsfähigkeit nahm zu, und Ermüdung war mehr die Ausnahme als die Regel. Diese Erfahrung bewies ihm erneut die Wahrheit in Mrs. Eddys Erklärung (Wissenschaft und Gesundheit, S. 385): „Was auch immer deine Pflicht ist, kannst du tun ohne dir zu schaden.“
Der volkommene Mensch wird nicht von sogenannten materiellen Gesetzen irgendwelcher Art regiert. Im Beweisen der Wahrheit, daß der Mensch die Widerspiegelung des unendlichen göttlichen Gemüts ist, findet man, daß man weder überarbeitet oder beunruhigt sein, noch zu viel, zu wenig oder krankhafte Tätigkeit ausdrücken kann. In derselben Weise wird bewiesen, daß Schlaflosigkeit oder die Annahme, ein Sterblicher sei außerstande normalen, erquickenden Schlaf zu finden, eine Lüge ist, eine hypnotische Suggestion, eine irrige Vorstellung, die verschwindet.
Es ist lediglich eine Annahme des sterblichen Gemüts oder ein verfälschtes Gesetz, das die Vorschrift machen möchte, man könne sich nicht beruhigen, nicht entspannen, kein erquickendes Ausruhen finden. Der Irrtum möchte weiterhin glauben machen, daß die Schlaflosigkeit von den Sorgen und der großen Verantwortung herrühre, die man nicht nur für sich selbst, sondern auch für Glück, Wohlergehen und Sicherheit seiner Lieben habe; ferner, daß Erfolg oder Mißerfolg einer Unternehmung oder einer Geschäftstätigkeit von der eigenen Tüchtigkeit abhänge, oder daß man nervös und nicht gesund sei. Wir lernen durch die Christliche Wissenschaft, daß die unzähligen Einflüsterungen dieser Art alle vollständig falsch sind, weil sie sich auf die Annahme gründen, daß der Mensch in einem materiellen Körper lebe, und daß es eine andere Macht gäbe, die Gott gleich oder sogar noch größer als Gott sei.
Als Folge von Ängstlichkeit und Anspannung trat bei einer Anhängerin der Christlichen Wissenschaft die Annahme der Schlaflosigkeit auf. Nach einer Menge gebeterfüllter Arbeit fand sie, daß sich das Problem noch in gleicher Weise behauptete, ja, daß es sich sogar noch zu verschlimmern schien. Sie wurde dann dazu geführt, sich in Christi Jesu Verheißung der schon angeführten Stelle zu vertiefen. Als sie den trostreichen Bibelvers las, der mit den Worten schließt: „Ich will euch erquicken“, wurde ihr Denken von Liebe durchflutet. Sie fing an, Dankbarkeit gegen Gott für Christus Jesus, den Wegweiser, zum Ausdruck zu bringen; für die Bibel; für die Christliche Wissenschaft und deren Entdeckerin und Gründerin und für viele andere Segnungen. Je mehr ihr Denken von Dankbarkeit durchdrungen wurde, umso mehr erinnerte sie sich, daß Liebe ihr in den vergangenen Jahren immer geholfen und sie beschützt und sicher durch jedes Problem geführt hatte. Das Gefühl der Furcht, der Unruhe und Anstrengung wich aus ihrem Bewußtsein, und sie war vollständig geheilt.
Mehr Dankbarkeit und Liebe und ein Verständnis von der vollkommenen Einheit des Menschen mit dem einzigen Gemüt wird jede Annahme einer falschen Selbstheit, jedes Argument der Sünde oder Krankheit zerstören. Unser Verständnis von der Wahrheit beweisen, indem wir allen Gutes tun, erquickt uns und vermittelt uns die süßeste Ruhe. Wir finden, daß veraltete Vorstellungen durch die unwandelbare Substanz der Liebe ersetzt werden. Wir erkennen den neuen Menschen, den Menschen der Gottesschöpfung — geistig, vollkommen, nie ermüdend, vollendet; wir erlangen Frieden, Freiheit, Harmonie, Zufriedenheit und ruhiges Denken, das gelassen in Gott ruht. Mit den Worten unserer geliebten Führerin in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für 1902 (S. 19): „Zu den Müden und Beladenen sagt Jesus: ‚Kommet her zu mir.‘ O herrliche Hoffnung! Es gibt eine Ruhe für den Gerechten, eine Ruhe in Christus, einen Frieden in der Liebe.“
