Das Geben und Empfangen von Gaben hat zu allen Zeiten eine gewisse Bedeutung gehabt; doch erst durch das Kommen Christi Jesu wurde die rein geistige Bedeutung dieser Idee verstanden. Denn die christliche Religion ist eine Religion der Liebe, und Liebe ist der Beweggrund zu allem wahren Geben. Unser Meister war höchst freigebig. Sein ganzes Leben war ein Geschenk der Liebe an die Welt. Und sein Nachfolger Paulus erklärte (Apg. 20:35): „Geben is seliger denn Nehmen.“
Mit dem Kommen der Christlichen Wissenschaft, die ihre Autorität von den Worten und Werken Jesu herleitet, wird die Freude des Gebens von neuem demonstriert. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schenkte der Welt ihre Offenbarung als eine liebevolle und selbstlose Gabe. In dem christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ legt sie klar die Wahrheit dar, die der Meister lehrte und betätigte. Auf Seite 33 spricht sie von Jesu ernstlichem Bestreben, den Willen des Vaters zu tun, und sagt: „Dies ist das neue Verständnis von der geistigen Liebe. Es gibt alles für Christus oder Wahrheit hin. Es segnet die Feinde, heilt die Kranken, treibt den Irrtum aus, erweckt die Toten aus Übertretungen uns Sünden und predigt den Armen, denen die sanftmütigen Herzens sind, das Evangelium.“
Wegen der Liebe, die die Christliche Wissenschaft in uns erweckt, haben alle, die sich ihr mit Verständnis zuwenden, ein großes Verlangen zu geben. Ihr Geben mag jedoch nicht immer in Form von materiellen Geschenken Ausdruck finden. Wer die heilende Berührung der Christlichen Wissenschaft verspürt hat, erkennt ihre geistige Gabe und freut sich an ihr. Diese Wissenschaft lehrt uns, in der Weise zu gaben, wie der Meister gab. Er gab denen, die danach hungerten, das Wort des Lebens, der Wahrheit und der Liebe. Heute bringt diese Religion vielen die Freiheit. Die Hungrigen werden gespeist; die Kranken werden geheilt; die Mühseligen und Schwerbeladenen werden erleichtert; die Traurigen werden getröstet. Solch wahres, echtes Geben wird nur von der Liebe eingegeben, die von Gott kommt.
Das Geben sollte natürlich und spontan sein. Nur die Furcht, daß es nicht genug für alle gebe, oder Furcht, daß unsere Gabe nicht verstanden oder nicht gewürdigt werden möge, könnte das freie, reiche Ausströmen der Liebe hemmen oder verhindern. Doch das Geben der Liebe ist der Ausdruck und der Beweis von Gottes immer gegenwärtiger Regierung des Menschen, Seines Ebenbildes. Zweifel, Furcht und Habsucht gehören nicht in das von Gott geistig erschaffene Weltall; und daher haben sie keine Stätte in der Erfahrung oder dem Bewußtsein der Kinder Gottes.
Jesus sagte (Luk. 12:32): „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ In diesem Geben kommt die treue, liebevolle Fürsorge des Vaters für Seine Kinder zum Ausdruck. Ja dies Geben ist das Kundwerden der göttlichen Liebe in den menschlichen Angelegenheiten. Jesus war niemals zu beschäftigt, um die göttliche Liebe widerzuspiegeln. Er heilte die Kranken, erweckte die Toten, speiste die Hungernden, segnete kleine Kinder und lehrte, daß solches Geben alle, die seinem Beispiel folgten, unendlich segnen würde. Er sagte (Luk. 6:38): „Gebet, so wird euch gegeben. Ein voll gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messet, wird man euch wieder messen.“
Man fürchtet sich nicht zu geben, wenn man die unermeßliche Güte Gottes kennt; auch zweifelt man nicht an der Güte Gottes, wenn man seine eigene Einigkeit oder Verbundenheit mit dem göttlichen Wesen versteht. Mrs. Eddy sagt in ihrem Lehrbuch (S. 13): „Liebe ist unparteiisch und allumfassend in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben. Sie ist der offene Quell, der da ruft: ‚Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser‘.“
Wenn wir die stete Gegenwart und Verfügbarkeit des Guten erkennen lernen, so beginnen wir, unsere immer-gegenwärtige Versorgung aus der unerschöpflichen geistigen Quelle zu benutzen. Dann wird es uns klar, daß das, was wir von Gott empfangen, nicht unser eigen ist, und daß wir es daher nicht zurückhalten dürfen, sondern daß wir es benutzen und mit andern teilen müssen — im Dienste der ganzen Menschheit, und zu ihrer Freude und ihrem Segen. In „Wissenschaft und Gesundheit“ schreibt Mrs. Eddy (S. 79): „Geben im Dienst unsres Schöpfers macht uns nicht arm, ebensowenig bereichert uns Zurückhalten.“ Gott ist der große Geber alles Guten. Er gibt dem Menschen und versorgt ihn immerdar mit Gutem; ja, ohne dieses Geben könnte der Mensch nicht existieren. Um das zu empfangen, was Gott uns gibt, brauchen wir nur die falsche Annahme aufzugeben, daß der Mensch ein Sterblicher sei, und die Wahrheit über die Gotteskindschaft des Menschen anzunehmen. Diese Wahrheit ist positiv und allumfassend, sie verringert sich niemals, sondern tritt immer mehr zutage in dem Maße, wie sie betätigt wird.
Als die Verfasserin ein Kind war und manchmal in eine unglückliche, unzufriedene Stimmung verfiel, pflegte ihre Mutter ihr den weisen Rat zu geben: „Tue schnell einem andern etwas Gutes!“ Dies Heilmittel versagte nie. Es wird auch heute von vielen als wirksam bewiesen, die ihre Empfänglichkeit für das Gute erweitern, indem sie zuerst zu geben lernen. Sie fangen damit an, Gott für seine Güte zu danken und für alles Liebe und Gute, das sie täglich erleben. Ihre Dankbarkeit wird belohnt durch ein wachsendes Verständnis von der Fülle des Guten.