Kein Sinnbild der Wahrheit ist der Christenheit teurer als der Stern von Bethlehem. Fürsten und Bauern haben diesen Stern besungen, Künstler haben ihn gemalt, Kinder und Erwachsene haben sein Gedächtnis in bunten Festspielen gefeiert und Dichter haben ihn mit ihrer Kunst verherrlicht. Für jeden, der es erlebt hat, wie das Licht der Christlichen Wissenschaft das Dunkel der Verzweiflung und Krankheit durchdringt, ist die Weihnachtszeit eine Zeit besonderer Freude. Ihm ist die Bedeutung des Christus als Gottes stets gegenwärtige Idee erschienen und sein Leben ist durch die Wahrheit erleuchtet worden.
Mary Baker Eddy sagt in ihren „Vermischten Schriften“ (S. 320): „Der Stern von Bethlehem ist der Stern von Boston, hoch im Zenith des Wahrheitsbereiches. Er schaut herab auf die lange Nacht menschlicher Annahmen, um die Dunkelheit zu durchdringen und sie in Morgendämmerung aufzulösen. Der Stern von Bethlehem ist das Licht aller Zeiten; es ist das Licht der Liebe, das heute die unbefleckte Religion, die göttliche Wissenschaft, tauft und ihr einen neuen Namen gibt und zum Zeichen der Reinheit und Stetigkeit den weißen Stein.“ Der Christus, die Wahrheit, erleuchtet unser innerstes Denken, wenn sie die Tatsachen von Gottes Allheit offenbart, Seine Allerhabenheit über das Universum und die Herrschaft des Menschen als geistiger Sohn des Vaters. Durch die Wissenschaft des Christus erscheint eine sanfte Glut in unserem Bewußtsein, die niemals ausgelöscht werden kann, denn diese Glut ist der Beweis unserer Unsterblichkeit. Die vollkommene geistige Selbstheit, die wir in Christus besitzen, macht ihre Gegenwart geltend.
Viele Menschen leiden unter der mentalen Atmosphäre der Welt und sie sind unfähig, das Dunkel des Materialismus zu zerstreuen, bis die Christliche Wissenschaft die Annahmen zerstört, die die Finsternis herbeigeführt haben. Alsdann sind diese Leidenden imstande, die mentale Dunkelheit und den quälenden Druck abzuwerfen durch das christliche Verständnis, daß der Geist das Universum erfüllt und daß die Materie lediglich die Voraussetzung von der Abwesenheit des Geistes ist. Unter einer falschen Gedanken-Atmosphäre zu leiden, mag uns als Nachteil erscheinen, bis wir entdecken, daß dies Unbehagen der Beweis ist, daß wir den Materialismus hinter uns lassen. Mrs. Eddy schreibt in „Unity of Good“ (Einheit des Guten, S. 56): „Einen geschärften Sinn für falsche Umgebung zu haben und unter einer der Wahrheit entgegengesetzten Mentalität zu leiden, zeigt jenen Gemütszustand an, den das tatsächliche Verständnis der Christlichen Wissenschaft zuerst absondert und dann zerstört.“
Eben deshalb kann man auch erkennen, daß Unempfindlichkeit dem Materialismus gegenüber auf geistige Stumpfheit hindeutet, die Unfähigkeit, die Gegenwart des sterblichen Gemüts zu entdecken; das unerweckte Denken ist im Dunkel zu Hause, in Übereinstimmung mit dem Irrtum. Der Strahl der Christlichkeit, der Stern der Zeiten, muß diese Unempfindlichkeit dem Irrtum gegenüber durchdringen und den Trägen aus seinem Traum von einem persönlichen Leben und sterblicher Schlaffheit aufrütteln.
Dieselbe Unschuld und Geistigkeit, die den einzelnen eine falsche Umgebung gewahr werden und ihn sich darin unbehaglich fühlen läßt, gibt ihm auch die Stärke, die Dunkelheit zu vertreiben. Geistige Reinheit verleiht dei Macht, die die strahlende Gegenwart Gottes und Seiner Ideen demonstriert. Die Wissenschaft des Christus verleiht ihren Anhängern soviel Unterscheidungsvermögen, daß sie durch die Machenschaften des Irrtums nicht betrogen werden können. Wenn sie mentales Unbehagen entdecken, so sind sie fähig, das Nichtsein des sterblichen Gemüts zu beweisen; auf diese Weise sind sie gegen böse Einflüsse geschützt. Durch den Christus, die göttliche Natur, zerstören sie die falschen Annahmen, die den Irrtum als mächtig erscheinen lassen.
Christus Jesus erhielt sein eigenes Licht leuchtend. Er identifizierte sich selbst als der Sohn Gottes, und zwar nicht nur durch seine Worte, sondern durch die göttliche Natur, die er widerspiegelte. Die beständig aufrechterhaltene Vergegenwärtigung des Meisters von des Menschen Einheit mit Gott erhielt ihn den ihn umgebenden mentalen Zuständen gegenüber wachsam. Er ließ sich niemals täuschen. Als die Pharisäer ihn verstricken wollten, entdeckte er sofort die üble Atmosphäre ihres Denkens und entfernte es aus seiner Erfahrung als einen Einfluß. Er wurde von ihrer widersprechenden Mentalität genau so wenig berührt, wie Licht von der Dunkelheit berührt wird.
Der Meister beanspruchte das Licht des Christus nicht allein für sich selbst. Er sagte (Joh. 8:12): „Ich bin das Licht der Welt.“ Aber er erklärte ebenfalls (Matth. 5:14): „Ihr seid das Licht der Welt.“ Wer immer die göttliche Natur widerspiegelt, bringt der Welt das Christus-Licht, das die Dunkelheit durchdringt. Abraham gewahrte dies Licht in seinem Bewußtsein und er begann das Forschen der Menschheit nach der unsterblichen Stadt — Gottes Unendlichkeit. Jakob erhaschte einen Schimmer der Wirklichkeit, als er bis zum Aufdämmern des wahren Begriffes vom Menschen rang. Das Antlitz Mose glänzte, als er die innere Botschaft von Gesetz und göttlicher Regierung erfaßte. In Gethsemane rang der Meister um Licht, um den Himmel zur Kenntnis aller Menschen zu bringen. Diejenigen, die die Erleuchtung des Geistes erkannt und widergespiegelt haben, hüten dies Licht als ihren köstlichen Schatz; es gibt ihnen die Gewißheit ihrer Einheit mit Gott.
Der Christliche Wissenschafter ist mit jeder Wahrheit versehen, die zur Zerstörung materieller Annahmen benötigt wird. Wenn er es zuläßt, daß Krankheit und Sünde sein Denken verdunkeln, so hält er sein eigenes Licht nicht leuchtend noch erhält er einen bewußten Begriff von der Einheit mit dem Geist aufrecht. Und er kann niemandem als sich selbst die Schuld zuschreiben. Mrs. Eddy sagt in den „Vermischten Schriften“ (S. 355): „Geistige Blindheit ist sinnloser Irrtum, ist weder Intelligenz noch Macht, und ihr Opfer ist selbst verantwortlich für ihr vermeintliches Bestehen.“
Wir sollten unseren mentalen Zustand überwachen, um den Stand unserer Gesundheit und unseres geistigen Fortschritts zu bestimmen. Hartnäckige, verneinende Gedankenzustände sind der augenscheinliche Beweis von Widerstand gegen den Christus. Es ist richtig und normal, geistige Inspiration und Frische zu empfinden und das Bewußtsein von Freude und Liebe aufrechtzuerhalten. Wenn diese rechten Zustände nicht vorhanden sind, so vernachlässigen wir entweder unsere Arbeit, unser Denken zu vergeistigen, oder ein äußerer Einfluß berührt uns, ein Einfluß, mit dem es aufgenommen werden muß.
Alles Böse in der menschlichen Erfahrung ist ein dunkler Schatten des sterblichen Denkens und nichts weiter, wie substantiell es dem körperlichen Sinn auch erscheinen mag. Allein der Stern der Christlichen Wissenschaft kann das Dunkel durchdringen und den falschen Sinn zerstören, in dem die menschlichen Übel weilen. Weder das Problem noch der Sinn, der es in sich begreift, sind Substanz. Geist ist die einzige Substanz und das Licht, das die Menschheit aus dem sterblichen Traum aufrüttelt, hat die Macht in sich, das Nichtsein alles dessen zu beweisen, was Gott unähnlich ist.
Der Strahl des Sterns von Bethlehem sagte den vollen Glanz der göttlichen Wissenschaft voraus — den Stern von Boston, die endgültige Offenbarung der Wahrheit, die dazu bestimmt ist, alle Menschen aus der Dunkelheit ins Licht der Wirklichkeit zu führen. Die Erkenntnis der Unendlichkeit Gottes und der Vollkommenheit des Menschen als seines geistigen Ausflusses bringt das Licht, das die Erde einhüllt. Weihnachten ist nicht länger ein einzelner Festtag, sondern ein Zeitalter, in dem der Christus in seiner universalen, läuternden Macht erscheint.