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Der unfehlbare Mensch

Aus der Januar 1958-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Man kann sich das Prinzip der Mathematik nicht als wandelbar oder in irgendeiner Weise unzureichend vorstellen. Es ist unversehrt, makellos, und ebenso jede Zahl, die es in sich schließt. Ein etwaiger Rechenfehler besteht nicht in den Zahlen, sondern beruht auf Unwissenheit in bezug auf die Zahlen. Diese Art Folgern hilft uns, das unwandelbar vollkommene Wesen der Gottheit, der ewigen Liebe, zu begreifen. Gott, das Prinzip des Seins, wandelt sich nicht, irrt sich nicht und versagt nicht, und ebensowenig der Mensch, Seine vollkommene geistige Idee. Irgendwelches Element der Reibung oder des Versagens kann daher nicht im Menschen bestehen, sondern muß auf Unwissenheit hinsichtlich seiner unversehrten geistigen Selbstheit beruhen.

Folglich irren sich die Menschen, wenn sie fälschlicherweise glauben, daß der Mensch ein fehlbarer Sterblicher sei, der Krankheit und Irrtümern unterworfen ist, die seine Beziehungen, seine Gesundheit und seinen Fortschritt beeinträchtigen können. Der materielle Sinn ist keine sichere Grundlage für die Beurteilung unserer selbst oder anderer. Unser menschliches Leben und unser Charakter deuten auf die unendlichen Möglichkeiten des Menschen hin. Doch wie können wir mit Sicherheit seinen wirklichen Zustand feststellen? Wenn wir uns der göttlichen Wissenschaft zuwenden, so lernen wir verstehen, daß der Mensch zugleich mit Gott besteht, daß er vom Vater ausgegangen ist. Des Menschen Abstammung kann daher nicht verbessert werden, doch unser Verständnis dieser Abstammung kann verbessert werden, bis wir klar erkennen, daß der Mensch aus den vollkommenen Eigenschaften der Gottheit selbst hervorgeht, und daß seine wirkliche Natur göttlich, unfehlbar und unendlich ist. Christus Jesus erkannte diese Wahrheit, denn er gebot uns (Matth. 5:48): „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“

Es gibt viele heilbringende Wahrheiten hinsichtlich des unfehlbaren Gottesmenschen. Da der Mensch das Kind des göttlichen Prinzips ist, ist er geschützt vor Fehlschlag. Es kann kein allmächtiges Prinzip geben und einen unfähigen Ausdruck desselben; daher werden die Hoffnungen und Erwartungen des Menschen niemals vereitelt. Es kann keinen vollkommenen Gott und einen unvollkommenen Menschen geben; daher ist der Mensch immerdar wohl und gesund. Es kann kein unendliches Gemüt und ein ungelöstes Problem geben; folglich ist der Mensch, die Widerspiegelung des allwissenden, allumfassenden Gemüts, niemals im Zweifel betreffs der rechten Lösung. Als Ausdruck des göttlichen Gemüts mangelt es ihm niemals an Frische; denn er demonstriert ununterbrochen die Freiheit und fessellose Inspiration der Seele Gottes

Das Ebenbild der Gottheit muß in vollkommener Weise die göttliche Liebe zum Ausdruck bringen, in der es keine Furcht, keine Reizbarkeit, keine unharmonischen Beziehungen gibt, sondern nur Frieden, Vertrauen und unwandelbare Vollkommenheit. Und das Bild oder die Idee der nie irrenden Wahrheit muß klar, genau, ja unfehlbar sein. Wie Mary Baker Eddy in ihrem Werk „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erklärt (S. 475): „Der Mensch ist der Sünde, der Krankheit und des Todes unfähig.“ Was eben gesagt worden ist, bezieht sich auf den wahren Menschen, den von Gott erschaffenen Menschen, die wirkliche Selbstheit eines jeden von uns. Diese Selbstheit ist stets gegenwärtig, um verstanden und demonstriert zu werden, unter allen Umständen.

Wie sollten wir verfahren, wenn das sterbliche Gemüt behauptet, daß wir ein Unrecht begangen haben? Wir sollten es vor allem als eine Phase des tierischen Magnetismus erkennen, blöß hypnotische Suggestion, die vergeblich versucht, unser Denken von der Harmonie und Ordnung des zu Gottes Ebenbild geschaffenen Menschen abzulenken. Wir verneinen also dann den Irrtum, denn er ist eine Form von Suggestion und nicht eine Wirklichkeit. Wenn wir den Fehler als einen Irrtum ansehen, eine Unwahrheit über den Menschen, statt einer persönlichen Schwäche, so weigern wir uns, in Gedanken darauf zu verweilen, sondern berichtigen ihn schnell und vollständig. Dann schreiten wir vorwärts, als ob nichts vorgefallen wäre, denn wir wissen, daß der Irrtum niemals ein Teil von dem wirklichen Sein des Menschen geworden ist.

Manchmal beeinflussen Fehler unser Denken, ja, sie scheinen es sogar zu regieren. Doch das ist unwahr, denn allein der allmächtige Gott regiert das Denken des Menschen, und Er erlaubt keiner Illusion, in das Denken des wirklichen Menschen einzudringen, der Ihn immerdar widerspiegelt. Gleichviel ob Fehler Anspruch darauf erheben, uns oder anderen anzuhaften — sie können umgekehrt werden, und die geistige Tatsache, die sie zu verfälschen suchen, kann erkannt werden. Dadurch machen wir uns die Bedeutung und den Segen der folgenden großen Erklärung unserer Führerin zu eigen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 267): „Wenn man die Sterblichen im Licht der göttlichen Wissenschaft prüft, so stellen sie mehr dar, als man auf der Oberfläche entdeckt, denn umgekehrte Gedanken und irrige Annahmen müssen Fälschungen der Wahrheit sein. Der Gedanke ist einer höheren Quelle als der Materie entlehnt, und durch Umkehrung dienen die Irrtümer als Wegweiser zu dem einen Gemüt, in welchem aller Irrtum in der himmlischen Wahrheit verschwindet.“

Doch hier mag jemand fragen: „Aber wie steht es mit den Fehlern der Vergangenheit?“ Das ist eine Art, in welcher der Widersacher versucht, unseren Begriff, nicht nur von uns selbst, sondern von unserer ganzen Wirksamkeit, in irriger Weise zu beeinflussen. Kein Fehler der Vergangenheit, der aufrichtig bereut und berichtigt worden ist, kann unser Fortkommen hindern, uns in Krankheit festhalten, noch die herrliche Wahrheit verdunkeln, daß der Mensch als Gottes Kind ewiglich allein dem Gesetze Gottes untertan ist — der ununterbrochenen Entfaltung des Guten.

Außerdem hat das, was unrecht, begrenzend oder unharmonisch ist, niemals in Wirklichkeit stattgefunden. Folglich hat der Irrtum das gar nicht getan, was er vorgibt, getan zu haben. Wenn wir den Anspruch des Irrtums als tierischen Magnetismus erkennen, so können wir beweisen, daß der Irrtum keine Macht hat, unser Denken zu hypnotisieren und unsere Zustimmung zu Unvollkommenheit zu geben. Was findet in Wirklichkeit statt? Die Wahrheit allein ist wirksam, und trotz all der gegenteiligen Argumente des materiellen Sinnes wird unserem Denken immer mehr die unfehlbare Natur des Menschen offenbart. Paulus erklärte (2. Kor. 5:16, 17): „Darum kennen wir von nun an niemand nach dem Fleisch; und ob wir auch Christus gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr. Darum, ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.“

Ein weiteres Argument, das keine Macht hat, die Unfehlbarkeit des wahren Menschen zu verbergen, ist die Behauptung des Irrtums, daß der Mensch die Neigung hat, frühere Fehler zu wiederholen. Weder die irrigen Annahmen der Psychologie noch der falsche Glaube an die Erblichkeit vermag eine Wiederholung des Irrtums zu verursachen, wenn die Unfehlbarkeit des wahren Menschen einmal verstanden worden ist. Der Gottesmensch hat eine unvergängliche Erbschaft — ja, er ist ohne Schwächen. In der Tat, nur das Gute entfaltet sich immer weiter in verschiedenem und unbegrenztem Maße als Erfahrung der nie irrenden Idee des göttlichen Gemüts — des Menschen — nicht Krankheit, Fehler oder Böses in irgendeiner Form.

Aufrichtigkeit bei der Anerkennung der Vollkommenheit eines jeden Gotteskindes — in gleichem Maße, wie wir unsere eigene Unfehlbarkeit anerkennen — ist eine Hilfe bei der Demonstration der Vollkommenheit. Ein tückischer Irrtum, der unsere Demonstration hemmen könnte, ist die Suggestion der Verantwortlichkeit für andre — insbesondere einen Mitarbeiter oder einen uns scheinbar nahestehenden Menschen. Wir nehmen manchmal an, daß wir ihn nicht nur betreffs seiner falschen Neigungen warnen müssen, sondern auch, daß wir ihn davon abhalten müssen, falsche Schritte zu tun. Es würde besser für ihn und für uns sein, die volle Herrschaft der göttlichen Liebe über ihre intelligente Idee, den Menschen, anzuerkennen, und ihn ihrer Obhut anheimzustellen.

Wahre Freundschaft und Güte vergegenwärtigt sich, daß eine Schwäche kein Teil der Idee Gottes ist, verneint den Irrtum und erkennt nur das immer-gegenwärtige Gute an. Wir sollten dessen eingedenk bleiben, wenn die Versuchung aufkommen mag, den Irrtum, der einem Freund oder Verwandten anzuhaften scheint, zu verteidigen. Die Rechtfertigung, Entschuldigung oder Erwartung eines Irrtums in einem anderen ist weit entfernt von dem Verständnis und der Demonstration der Gegenwart des unfehlbaren Gottesmenschen.

Die Eigenschaften des göttlichen Gemüts können unmöglich von seiner Widerspiegelung, dem Menschen, getrennt werden. Der Mensch kann niemals einen einzigen Tüttel des Guten verlieren; noch kann das Gute von irgendwelchen Argumenten des Bösen, die Enttäuschung und Vereitelung suggerieren, aufgeschoben werden. Die Gewißheit des göttlichen Gesetzes der Vollendung und der reichen Fülle des Guten wird in folgender Weise von dem Propheten Hesekiel zum Ausdruck gebracht (12:22, 23): „Du Menschenkind, was habt ihr für ein Sprichwort im Lande Israel und sprecht: Weil sich's so lange verzieht, so wird nun hinfort nichts aus der Weissagung? Darum sprich zu ihnen: So spricht der Herr, Herr: Ich will das Sprichwort aufheben, daß man es nicht mehr führen soll in Israel. Und rede zu ihnen: Die Zeit ist nahe und alles, was geweissagt ist.“

Jeder Irrtum muß als unpersönlich und unwirklich erkannt werden. Der Psalmist sah offenbar im Irrtum nur einen fehlerhaften Begriff der Dinge. Er mußte diesen falschen Begriff überwinden, indem er im Heiligtum Zuflucht suchte, wo der Irrtum unbekannt ist und nur Gott anerkannt wird. Er betete (Ps. 77:7, 10, 13): „Wird denn der Herr ewiglich verstoßen und keine Gnade mehr erzeigen?. .. Aber doch sprach ich: Ich muß das leiden; die rechte Hand des Höchsten kann alles ändern.. .. Gott, dein Weg ist heilig. Wo ist so ein mächtiger Gott, als du, Gott, bist?“

Ein Mensch, der sich dessen bewußt war, daß er eine schwere Sünde begangen hatte, war niedergedrückt unter einem Gefühl der Selbst-Verdammung. In Erwiderung auf eine Frage des Ausübers: „Würden Sie es wieder tun?“ antwortete er: „Nichts könnte mich dazu bringen!“ Der Ausüber folgerte daraus, daß angesichts der Tatsache, daß der Mensch nicht den Wunsch hatte, den Fehltritt zu wiederholen, der Irrtum keinen Teil seines Bewußtseins oder wahren Seins bildete. Diese Wahrheit bedeutete einen großen Trost für den Hilfesuchenden; denn es wurde ihm nun klar, daß als er die Absicht hatte, den Fehltritt zu begehen — das heißt, als der Irrtum ihm noch wirklich schien — das nicht das Ergebnis seines wahren, verständnisvollen Denkens war, sondern die falsche Annahme — das sterbliche Gemüt, das Anspruch darauf erhob, sein Denken zu sein. Das brachte vollständige mentale Erlösung, körperliches Wohlsein und Fortschritt in seiner Erfahrung.

Gottes unbeirrbare, vollkommene Idee verbleibt immerdar unversehrt, unberührt von falschen Annahmen. Der wahre Mensch hat als Widerspiegelung Gottes keine Macht, Böses zu tun. In Wirklichkeit hat er den Himmel niemals verlassen, noch ist er jemals von seinem vollkommenen Gott getrennt worden. Inwiefern ist der Mensch unfehlbar? Nicht wegen seiner früheren Leistungen, nicht wegen irgend etwas, das er menschlich getan oder nicht getan hat — sondern weil Unfehlbarkeit die ewige Ordnung seines Seins als Kind Gottes ist.

Wenn wir jede negative, begrenzende Suggestion in unserem eigenen Denken auf ihr Nichts zurückführen, so können wir unsere Unfehlbarkeit als Gottes Idee oder Widerspiegelung beweisen. Es ist natürlich, im Bewußtsein der Harmonie und Herrschaft zu verbleiben, in der Gewißheit von der Gegenwart, Macht und Regierung der Liebe. Es ist wissenschaftlich, mit Gott und der vollkommenen Selbstheit des Menschen zu beginnen, indem wir unseren Anspruch auf alles Gute geltend machen, das uns zusteht als dem nie irrenden, intelligenten Ausdruck des unendlichen Gemüts. Wer das tut, kann nicht umhin, immer klarer zu erkennen und immer voller zu demonstrieren, daß er vom Vater ausgegangen und in der Tat Gottes unfehlbarer Mensch ist.

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