Dasselbe göttliche Prinzip, das Christus Jesus befähigte, augenblickliche Heilungen von Krankheiten aller Art zu vollbringen, ist heute noch ebenso verfügbar wie vor Jahrhunderten. Durch die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft wird die Wirksamkeit dieses Prinzips, der Liebe, von neuem demonstriert; und in vielen Fällen bewirken Anhänger der Christlichen Wissenschaft augenblickliche Heilungen, die jenen gleichen, die in der frühen christlichen Ära vollbracht wurden. Es sind viele beglaubigte Berichte von derartigen Heilungen vorhanden. In der Tat gibt es wohl wenige Anhänger dieser großen Wissenschaft, die nicht Zeugen solcher Heilungen gewesen sind, sei es in ihrer eigenen Erfahrung oder in der anderer.
Mary Baker Eddy, die die Christliche Wissenschaft entdeckte, erklärt (Vermischte Schriften, S. 40): „Die Gründerin der Christlichen Wissenschaft lehrt ihre Schüler, daß sie den Geist der Wahrheit und Liebe besitzen und über die Sünde in sich Herr werden müssen, da sie sonst nicht augenblicklich heilen können.“ Im Verhältnis zu unserer Lauterkeit und unserem geistigen Verständnis der Wahrheit, können auch wir mit Überzeugung gebieten: „Sei gereinigt!“, „Strecke deine Hand aus!“, „Stehe auf und wandle!“ und augenblickliche, heilende Wirkungen erleben. Das ist das Ziel eines jeden Christlichen Wissenschafters, und er bestrebt sich dementsprechend, christusähnlich zu werden und immer mehr von dem göttlichen Prinzip zu verstehen, das diese Heilungen möglich macht.
In der Christlichen Wissenschaft ist Gott als das göttliche Prinzip, die Liebe, bekannt. Mithin ist es offensichtlich, daß das Prinzip unkörperlich, unendlich, allgegenwärtig und allmächtig ist und sein muß. Überdies ist es klar, daß es keine materielle Struktur, Macht noch Organisation geben kann, die das harmonische Wirken Gottes, des göttlichen Prinzips, beherrschen oder verhindern könnte. Da Gott unendlich ist, ist in Wirklichkeit alles Bestehende notwendigerweise ein Ausdruck oder eine Idee des Prinzips. „Gibt es mehr als einen Gott oder ein Prinzip?“ fragt Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“, und sie selbst beantwortet diese Frage folgendermaßen (S. 465): „Nein. Prinzip und seine Idee ist eins, und dieses eine ist Gott, allmächtiges, allwissendes und allgegenwärtiges Wesen, und Seine Widerspiegelung ist der Mensch und das Universum.“
Der wirkliche Mensch und das wirkliche Universum stehen unter der Herrschaft des Prinzips. Daher muß alles unbedingt vollkommen und frei sein und vollkommene Ordnung, Gesundheit und Harmonie ausdrücken. Jede Annahme, die dieser göttlichen Tatsache widerspricht, sei es in Form von Mißklang, Krankheit oder Disharmonie irgendwelcher Art, ist ein falscher Begriff von Gottes vollkommener Schöpfung. Wenn wir die Einheit und Allheit Gottes, des göttlichen Prinzips, begreifen lernen, erleben wir, daß alle Unwahrheiten — alle Irrtümer — in die Leere des Nichts versinken.
In dem Maße, wie der Anhänger der göttlichen Wissenschaft die Wahrheit des Seins versteht und die Liebe zum Ausdruck bringt, die das Herz und die Seele der Christlichen Wissenschaft ist, wird er den Heilungen des Meisters immer näher kommen. Wir haben die Verheißung Jesu (Joh. 14:12): „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.“
Viele von denen, die zu Christus Jesus kamen, um geheilt zu werden, wußten nichts von dem göttlichen Prinzip. Sie kannten nicht einmal die einfachsten Elemente der Wissenschaft des Christentums, die er demonstrierte; trotzdem wurden sie von der göttlichen Liebe geheilt. Die einzige scheinbare Vorbedingung ihrerseits war ein Verlangen, geheilt zu werden, eine Bereitwilligkeit, die Wahrheit anzunehmen, wie Jesus sie vorlebte und lehrte. In jeder Hinsicht ist das gleiche auch heute noch der Fall in bezug auf diejenigen, die sich der Christlichen Wissenschaft zuwenden, um geheilt zu werden. Das wahrheitshungrige, aufgeschlossene und bereitwillige Bewußtsein wird gespeist, und jedes Bedürfnis wird von der göttlichen Liebe gestillt.
Eine junge Frau hatte einige Monate lang an einem Nervenzusammenbruch gelitten. Trotz der besten medizinischen Behandlung und Pflege wurde der Zustand immer schlimmer. Schließlich empfahl ein Spezialarzt einen Klimawechsel, und sie reiste dementsprechend in eine andere Gegend. Doch ihr Zustand wurde immer beunruhigender, bis die Ärzte zu dem Schluß kamen, daß eine Operation das einzige Mittel sei, ihr Leben zu retten. Während sie überlegte, ob sie diesem Rate folgen sollte, fragte eine Nachbarin sie, ob sie bereit sei, es mit der Christlichen Wissenschaft zu versuchen. Obwohl sie nichts von dieser Religion wußte und nicht einmal davon gehört hatte, gab die junge Frau ihre Zustimmung. Ein Ausüber der Christlichen Wissenschaft wurde zu Rate gezogen und christlich-wissenschaftliche Behandlung wurde aufgenommen. Sie wurde augenblicklich geheilt.
Als der Hausarzt nach ihrer Heimkehr von ihrer Heilung durch die Christliche Wissenschaft hörte, sagte er: „Sie sind in der Tat geheilt worden. Ich kann nicht verstehen, wie die Christliche Wissenschaft es bewirken konnte; doch ich rate Ihnen, sie nicht aufzugeben, denn sie hat etwas für Sie getan, das ich niemals hätte tun können.“ Es erübrigt sich zu erwähnen, daß weder sie noch ihre Familie jemals diese Religion wieder aufgaben. Sie bemühen sich immer noch, mehr von diesem göttlichen Prinzip verstehen zu lernen, wie es in der Christlichen Wissenschaft enthüllt wird.
Hier mag jemand fragen: Wie war es möglich, daß der körperliche Zustand dieser Frau sich von einem Nervenzusammenbruch zu dem eines normalen, gesunden, freien und fröhlichen Menschen umwandelte?" In diesem Fall war es nicht ihr Glaube noch ihr Verständnis der Wissenschaft, was sie heilte, da sie absolut nichts von dieser Wissenschaft wußte, ja nicht einmal wußte, daß man durch rein geistige Mittel geheilt werden konnte. Doch ihre Unwissenheit konnte nicht die harmonische Einwirkung des göttlichen Prinzips auf ihren Zustand verhindern, als dies richtig angewandt wurde.
Durch erleuchtetes Verständnis sah der Ausüber der Christlichen Wissenschaft die Frau als Gottes vollkommenes Kind — als eine Idee, deren Leben nicht von Nerven, Gehirn oder Herz abhängig war, sondern die lebte, weil sie die geistige Bekundung des Prinzips war. Der Ausüber vergegenwärtigte sich, daß dieser Mensch tatsächlich nicht den materiellen Gesetzen der Gesundheit und des Lebens unterworfen war, sondern nur unter dem göttlichen Gesetz der Liebe stand; daß, da die göttliche Liebe allen Raum füllt, der unharmonische Zustand, der als Nervenzusammenbruch bezeichnet wurde, niemals in Wirklichkeit existieren konnte. Der Ausüber sah so klar den von Gott erschaffenen Menschen, daß das Bewußtsein der Frau mit dem göttlichen Geist beseelt wurde, so daß sie ihre eigene Vollkommenheit als geliebtes Kind Gottes erkennen konnte. Durch diese geistige Entfaltung sah sie ihre falschen Vorstellungen und deren körperliche Wirkungen dahinschwinden, und sie war vollkommen geheilt.
Die Wirkung des allmächtigen Prinzips mag manchmal denen, die noch keine Heilung durch die Christliche Wissenschaft erlebt haben, geheimnisvoll vorkommen. Vielleicht kann diese Einwirkung der heilenden, befreienden Wahrheit in der folgenden Weise veranschaulicht werden: Man stelle sich einen absolut dunklen Raum vor. Es ist einerlei, wie viele Jahre dieser Raum dunkel gewesen ist; in dem Augenblick, wo die Vorhänge zurückgezogen werden, macht sich das herrliche Sonnenlicht geltend, und die Dunkelheit verschwindet. Wenn alle Vorhänge gleichzeitig zurückgezogen werden, verschwindet die Dunkelheit augenblicklich. Wenn jedoch die Vorhänge nicht völlig zurückgezogen werden, so wird ein Teil des Raumes noch nicht klar erleuchtet werden. Es muß ein Verlangen und eine Bereitwilligkeit vorhanden sein, den Raum vollständig erleuchtet zu haben, ehe die Dunkelheit dem Lichte weicht.
In ähnlicher Weise finden wir, daß Probleme, wenn sie dem Sonnenlicht der Wahrheit ausgesetzt werden, verschwinden, gleichviel was die materiellen Zustände oder Umstände auch sein mögen. Dagegen werden Heilungen manchmal verzögert und erfolgen nicht augenblicklich, weil wir nicht bereit sind, alle Vorhänge zurückzuziehen, wie zum Beispiel den des Stolzes, des Neides, der Sinnlichkeit oder des Hasses. Oder wir mögen auch zögern, einen der Vorhänge, wie Selbstsucht, Selbstgefälligkeit oder Zweifel, zurückzuziehen; und dieses Zögern verhindert unvermeidlich das Einströmen der Liebe, die erneuert und heilt.
Wenn wir uns in der Erwartung von Heilung im Gebet an Gott wenden, wie wir es in der Christlichen Wissenschaft lernen, und aufgeschlossen und bereit sind, die Wahrheit einströmen zu lassen, so wird die Finsternis der Unwissenheit, der Krankheit, der Sünde und der Disharmonie verschwinden. Dann werden wir unsere wahre Selbstheit als Gottes vollkommenes Kind — den Geliebten der Liebe — erkennen. Wenn wir an dieser Wirklichkeit des Seins festhalten und Liebe zum Ausdruck bringen, werden wir die Wahrheit klar verstehen und beweisen, daß das göttliche Prinzip augenblicklich heilt.