Die Christliche Wissenschaft offenbart, daß Gemüt, Gott, allsehend und allwissend ist. Der Mensch, der zugleich mit Gott besteht, sieht und weiß als Widerspiegelung Gottes. Gott ist der Eine, Er ist Alles-in-allem; Er sieht alles, was existiert. Er ist sich Seiner selbst und Seiner unendlichen Kundwerdung bewußt. Die Ideen des Gemüts sind eins mit dem Gemüt und untrennbar von ihm.
Paulus, der seinen Brief an die Epheser an die „Gläubigen an Christum Jesum“ richtet, spricht dann von den „erleuchteten Augen eures Verständnisses“ (1:1, 18). Er erkannte offensichtlich, daß geistiges Verständnis gleichbedeutend mit geistiger Vision ist. Mary Baker Eddy sagt in „Vermischte Schriften“ (S. 194): „Im Brennglas der Wissenschaft wird die göttliche Kraft für die menschliche Wahrnehmung größer; wir erkennen so die Herrschaft des Geistes und die Nichtsheit der Materie.“
Hier mag man fragen: „Wie kann ich die Fähigkeit erlangen „das Brennglas der Wissenschaft' anzuwenden, um den Menschen und das Universum als Gottes Kundwerdungen zu erkennen?“ Das Studium von Mrs. Eddys Schriften und die Anwendung von dem, was wir geistig verstehen, wird unser Denken über den Traum eines Lebens in der Materie und zu dem Bewußtsein erheben, das versteht, daß Gott Alles ist, ewiglich gegenwärtig, das einzige Leben und der einzige Gesetzgeber.
Die Vergegenwärtigung der Allheit des Geistes führt zur Erkenntnis der Nichtsheit der Materie, der Nichtsheit aller materieller Annahmen kurzum, alles dessen, was nicht die göttliche Natur zum Ausdruck bringt. Durch eine solche Vergegenwärtigung werden die Heilungen in der Christlichen Wissenschaft vollbracht.
Mrs. Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 476): „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eignes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken.“ Aus diesen Erklärungen wird ersichtlich, daß Jesus den Menschen nicht als krank und der Heilung bedürftig ansah. Indem er „das Brennglas der Wissenschaft“ anlegte, gewahrte er den Menschen als geistige Idee, vollkommen, gesund und uneingeschränkt. Durch seine Christusgleichheit erkannte er den Menschen als geistig und vollkommen, als das Bild und Gleichnis Gottes. Auf Grund dieses rechten Verständnisses konnte er unzählige Menschen heilen.
Wie trostreich ist die Verheißung, daß das, was man allgemein unter Augenlicht versteht, sich dann bessert, wenn wir beanspruchen, daß die göttliche Kraft durch Widerspiegelung unser ist. Vor fast vierzig Jahren wurde die Verfasserin von Sehstörungen geheilt. Sie hatte gerade das Studium der Christlichen Wissenschaft begonnen und war von einer organischen Erkrankung geheilt worden. Sie hatte einen Schimmer von Gottes Allheit erhascht, Seiner Allmacht und Seiner allumfassenden Liebe, und sie hatte den großen Wunsch, jeden Augenblick im Studium von Mrs. Eddys Schriften zu verbringen; aber es gab Zeiten, wo ihre Augen so entzündet waren, daß sie überhaupt nichts sehen konnte.
Eines Tages erkannte sie, daß sie diese wunderbare Wahrheit ja nicht mit dem physischen Auge wahrnahm und daß ihr geistiges Verständnis und ihr geistiges Schauen eins mit dem göttlichen Gemüt waren, in dem ihr wahres Selbst verborgen war. Sie erkannte, daß es der Teufel war, das sogenannte sterbliche Gemüt, das ihr sagte, sie würde erblinden, wenn sie so viel lese. Sie erklärte nun, daß wahres Sehen von Gott kommt, daß sie nur Gutes und Harmonisches sehen konnte, und sie wies die teuflische Annahme zurück, daß irgend etwas auf ihr geistiges Sehen ungünstig einwirken könne. Sie war augenblicklich geheilt.
Dankbarkeit für diese Heilung, gepaart mit dem Sehnen nach geistigem Verständnis, befähigten sie zu lernen, wie sie „das Brennglas der Wissenschaft“ gebrauchen, wie sie das offenbarte Gute vergrößern konnte. Schritt für Schritt erlangte sie die Fähigkeit, die Allheit des Geistes und die Nichtsheit der Materie zu verstehen und zu beweisen.
Jeder Anhänger der Christlichen Wissenschaft kann darum beten, daß er nur das widerspiegeln möge, was Gott, das göttliche Gemüt, weiß, und diese rechte Widerspiegelung kommt durch gebesserte Sehkraft zum Ausdruck. Laßt uns daher unsere Gedanken auf Wahrheit und Liebe konzentrieren, unsere Augen auf Vollkommenheit richten und unsere Ohren für die göttliche Führung öffnen. In dieser Weise lernen wir verstehen, daß der Mensch mit Gott eins und mit dem geistigen Verständnis und der Kraft ausgerüstet ist, den wahren Lebensweg zu erkennen.
Wie aufrichtig ist doch das Gebet um mehr geistiges Verständnis, mehr geistige Kraft, Erleuchtung und Inspiration, das aus dem Herzen eines Christlichen Wissenschafters aufsteigt! Jedes wahre Gebet wird in dem Verhältnis erhört, wie die zunehmende Erkenntnis von der Wahrheit des Seins gewonnen wird.
Wenn wir „das Brennglas der Wissenschaft“ anwenden und die Wirklichkeit erfassen, dann wird unser ganzes Verständnis vom Leben in das Himmelreich erhoben werden, wo Liebe allerhaben herrscht.