Rudolf und Susi spielten eines Abends Schule am Küchentisch, während ihre Mutter das Abendessen bereitete. Sie spielten, daß Susi, die ältere von beiden, der Lehrer sei und Rudolf der Schüler. Susi hatte in der Schule mit dem einfachen Rechnen angefangen und lehrte ihren Bruder nun einiges von dem, was sie gelernt hatte.
„Rudolf“, fragte sie, „wieviel ist eins und eins?“
Rudolf antwortete sofort: „Eins und eins ist zwei.“
„Wieviel ist zwei und zwei?“, war die nächste Frage.
Diesmal kam die Antwort nicht so prompt: „Zwei und zwei ist vier.“
„Und“, fragte Susi, „wieviel ist vier und null?“
Rudolf wußte keine Antwort auf diese Frage; so wurde ihm gesagt: „Vier und null ist vier.“
Die Mutter der Kinder, die eine Christliche Wissenschafterin war, hörte der Unterhaltung interessiert zu. In der Nacht weckte Rudolfs Weinen sie auf, und als sie an sein Bettchen kam, schien er recht krank zu sein.
Sie erinnerte ihn an die Wahrheiten, die er in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule gelernt hatte, die er und Susi jede Woche besuchten. Er hatte das Zweite Gebot gelernt, und das sagte er nun auf (2. Mose 20:4–6): „Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen; und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich liebhaben und meine Gebote halten.“
Rudolf und seine Mutter sprachen darüber, was mit dem Bildnis oder Götzenbild gemeint sei, und von der Tatsache, daß es nur einen Gott gibt. Ein Bildnis kann ein Gegenstand sein, den die Menschen verehren; sie beten ihn an, als sei er wirklich und habe Macht. Aber er hat keine Macht und kann niemals wirklich sein.
Christus Jesus sagte (Joh. 4:24): „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ Wir dürfen kein „Bildnis“ anbeten und ihm dienen. Das bedeutet, daß wir uns nie dem hingeben dürfen, was nicht gut ist. Wir sollten nur das tun, was die Wahrheit uns tun heißt, und wir sollten nur das glauben, was wahr ist.
Rudolf und seine Mutter überlegten, daß Gott Wahrheit und die einzige Macht ist, und daß deswegen der Irrtum keine Macht hat, irgend jemand krank oder unglücklich zu machen. Sie erkannten, daß das, was Krankheit zu sein schien, nur eine Lüge oder ein „Bildnis“ war. Der Irrtum konnte sie nicht dazu bringen, eine Unwahrheit zu glauben oder sich ihr zu unterwerfen.
Und dann, wie ein Engelsgedanke, erinnerte sich die Mutter an Susis Worte: „Vier und null ist vier.“ Eine Null ist ein Nichts; so können wir also sagen, daß vier und nichts vier bleibt.
Sogleich erinnerte sich Rudolfs Mutter an einige Wahrheiten, die Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erklärt. Eine dieser Wahrheiten lautet (S. 346): „Die Nichtsheit von nichts ist klar; wir müssen aber verstehen, daß der Irrtum nichts ist, und daß seine Nichtsheit nicht errettet werden, sondern demonstriert werden muß, um die Etwasheit — ja, die Allheit — der Wahrheit zu beweisen.“
Die Mutter erklärte Rudolf, daß er eine geistige Idee Gottes war. Nichts war ihm hinzugefügt worden, und so gab es in Wirklichkeit nichts, was geheilt werden mußte. Der Mensch, der zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist, verändert sich nie. Er ist immerdar vollkommen. Sie sagte, daß das Böse, da es nichts ist, keine Macht habe, sich uns anzuheften oder irgend etwas zu verändern. Sie und Rudolf wußten das so genau, wie Susi die Antwort auf die Rechenaufgabe gewußt hatte — vier plus nichts bleibt vier.
Mrs. Eddy sagt uns (Wissenschaft und Gesundheit, S. 480): „Wenn Sünde, Krankheit und Tod als Nichts verstanden würden, dann würden sie verschwinden.“ Rudolf und seine Mutter bewiesen, daß diese Erklärung wahr ist. Am nächsten Morgen lasen sie in der Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“ die wöchentliche Lektionspredigt, wie sie im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft erscheint. Dann war Rudolf bereit, sich anzuziehen und hinauszulaufen, um zu spielen. Er war geheilt.