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„Ich oder Uns“

Aus der Februar 1959-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Welch großer Segen würde es sein, wenn wir dazu erwachten, uns frei von der falschen Vorstellung von dem Selbst zu finden, welches wir unser „Ich“ nennen. Wir würden uns nicht länger mit solchen Gedanken fesseln wie: „Ich bin überlastet,“ „Ich werde alt,“ oder „Ich bin ein sterblicher Sünder.“ Wir würden frei sein von der Unterwerfung unter ein Selbst, das wir abwechselnd lieben oder dem wir mißtrauen, auf das wir hoffen, und an dem wir verzweifeln.

Die Christliche Wissenschaft befähigt uns, diese Freiheit zu erlangen, indem sie die tyrannische, götzendienerische Vorstellung vom „Ich“ durch den wahren und liebenswerten Begriff vom Menschen als geistige Idee ersetzt. Im Glossarium von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ gibt uns unsere Führerin Mary Baker Eddy eine Erklärung von „Ich oder Ego,“ die das Denken aufrüttelt. Sie lautet zum Teil (S. 588): „Das göttliche Prinzip; Geist; Seele; unkörperliches, unfehlbares, unsterbliches und ewiges Gemüt. Es gibt nur ein Ich oder Uns, nur ein göttliches Prinzip oder Gemüt, das alles Dasein regiert.“

Hier haben wir einen erleuchtenden Begriff vom „Ich“, der der gewöhnlich gehegten Vorstellung gänzlich unähnlich ist. Das wahre „Ich oder Ego“ ist kein sterblicher materieller Mensch, der kämpft, schwächer wird und schließlich stirbt. Es ist das göttliche Prinzip, Gott, einschließlich all Seiner Ideen. In diesem veredelnden Begriff vom „Ich“ gibt es keinen Raum für die Hast und Sorge, die uns die falsche Vorstellung vom Ego aufdrängt. Das wahre „Ich oder Uns“ kennt nur die Gelassenheit der himmlischen Ordnung und Vollkommenheit, die ewige Stille bewußten Wohlbefindens, die Harmonie des unwiderruflichen geistigen Gesetzes; und der Mensch spiegelt dies Ego wider.

Wenn man an Gott als das einzig wahre „Ich oder Uns“ denkt, so bedeutet dies, daß man anerkennt, daß der Mensch ewiglich in Gottes liebreicher Fürsorge eingeschlossen ist. Es bedeutet die Erkenntnis, daß der Mensch für Gottes Ausdruck Seiner selbst ebenso notwendig ist, wie Gott für des Menschen Fähigkeit zum Dasein. Das Verstehen des einzig wahren „Ich oder Uns“ erweitert unseren Begriff von Gott, so daß Er die ganze Familie Seiner Ideen einschließt, in der jeder von uns seinen Platz hat. Und dies Verstehen erweitert auch unseren Begriff von uns selbst zu der Erkenntnis, daß jeder einzelne durch Widerspiegelung alles Gute in sich schließt, das von Gott ausgeht.

Es würde falsch sein zu behaupten, daß Gott und der Mensch ein und dasselbe sind, denn Gott ist nicht der Mensch, und der Mensch ist nicht Gott. Gott ist die Ursache, der Mensch ist die Wirkung. Gott ist das Prinzip, der Mensch ist die Idee. Gott ist der Ursprung des Menschen; der Mensch ist der Sprößling Gottes. Sie sind verschieden und individuell, keiner geht in dem andern auf. Dennoch würde es ebenso falsch sein zu behaupten, daß Gott ohne den Menschen besteht, oder daß Mensch ohne Gott existiert. Sie sind miteinander verknüpft, bestehen zusammen und sind so untrennbar wie Vater und Kind. Mrs. Eddy sagt in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 18): „Du sollst dich nur als Gottes geistiges Kind sehen und den wahren Menschen, Mann und Weib der Gottesschöpfung, als all-harmonisch, geistigen Ursprungs, als Gottes Widerspiegelung — erkennen also als Kinder eines gemeinsamen Elterngemütes, in dem und durch das Vater, Mutter und Kind göttliches Prinzip und göttliche Idee sind, ja, das göttliche ,Wir‘, eins im Guten und gut in Einem.“

Christus Jesus gab uns tief-bedeutsame geistige Wahrheiten, das eine „Ich oder Ego“ und des Menschen Beziehung zu Gott betreffend. Er sagte: „Ich bin gekommen in meines Vaters Namen“ (Joh. 5:43). „Ich und der Vater sind eins“ (Joh. 10:30). „Glaubet mir, daß ich im Vater und der Vater in mir ist“ (Joh. 14:11). In all diesen Erklärungen bezog sich der große Meister auf den Christus, seine geistige Selbstheit, die Widerspiegelung des einen „Ich oder Uns“.

Es ist wichtig, daß jeder von uns den rechten Begriff seiner wahren Selbstheit erlangt, um die falsche Vorstellung vom Selbst zu zerstören, die der Grund all der Schwierigkeiten ist, die die menschliche Erfahrung belasten. Furcht, Krankheit, Kummer, Sünde und Tod — sie alle beruhen auf einem falschen Begriff vom Menschen als einem Ich, das in der Materie weilt, von Gott getrennt und den verschiedenen Disharmonien des materiellen Daseins unterworfen.

Ein Lehrer in der Sprachschule einer Universität erklärte einmal, daß die Studenten gewöhnlich in ihren Sprechübungen das Wort „Ich“ überbetonen. Ist dies nicht das Ergebnis des großen Nachdrucks, den wir in unserm Denken auf die materielle Vorstellung vom „Ich“ legen? Nur allzu oft sehen wir das sterbliche „Ich“ als den Mittelpunkt der Welt an, um den sich alle Dinge drehen. Es ist unvermeidlich, daß jemand, der sich selbst als den Mittelpunkt des Daseins ansieht, der sich beständig um seine sterbliche Selbstheit sorgt, sie zu fördern, zu befriedigen oder verherrlichen trachtet, sich in zunehmendem Maße unglücklich fühlt. Andererseits wird jemand, der Gott als Prinzip, als Mittelpunkt und Umkreis allen Seins ansieht, und der sich dem selbstlosen Dienst der göttlichen Liebe widmet, seine Leben in Schönheit erstrahlen finden und ein Glücksgefühl erlangen, das über alle bisherige Erfahrung hinausgeht.

Wenn jemand sein Leben gleichsam von der Innenseite einer Kugel aus betrachtet, deren Grenzen seine eigenen persönlichen Interessen sind, so werden diese Grenzen beständig einengender und erstickender werden, bis sie alle Lebensfreude ausgeschlossen haben. Wie grenzenlos wird jedoch unsere Schau geistiger Schönheit und Güte, wenn das Leben von einem sich erweiternden Begriff von Gottes Unendlichkeit aus betrachtet wird!

Laßt uns einen Augenblick überlegen, was die wahre Vorstellung von Gott als dem einen „Ich oder Ego“ für uns tun wird. Sie wird die falsche Annahme berichtigen, daß wir krank, müde oder arm sein können, da Gott dies nicht sein kann. Sie wird die Schmerzen verletzter Gefühle mit der Tatsache lindern, daß das „eine Ich oder Uns“, die göttliche Liebe und ihr Gegenstand, niemals durch unfreundliche Gedanken, Worte oder Handlungen berührt wird. Sie wird die Bürde falscher Verantwortlichkeit durch die freudige Vergegenwärtigung erleichtern, daß Gott allein die Gesundheit, Harmonie und Vollkommenheit jeder Idee in dem unendlichen Universum des Gemüts aufrechterhält. Minderwertigkeits- und Überheblichkeitsgefühle, diese Zwillings-Verleugnungen der unparteiischen Gerechtigkeit und Liebe Gottes, werden durch die Anerkennung aufgelöst, daß das eine unendliche Ego, Gott, jedem einzelnen Seiner geliebten Kinder alles Gute verleiht.

Einer meiner Bekannten, die seit vielen Jahren eine Anhängerin der Christlichen Wissenschaft ist, war es vergönnt, zu jener Gruppe zu gehören, die Mrs. Eddys Ansprache vom Balkon ihres Heims „Pleasant View“ in Concord, New Hampshire, im Juni 1903 hörte. Diese Bekannte war durch die Christliche Wissenschaft von einem Augenleiden geheilt worden, durch welches ein Auge schon völlig erblindet war, während den Ärzten zufolge das andere Auge im Laufe von zwei Jahren erblinden würde. Das Ergebnis ihrer Heilung war eine tiefe Sehnsucht, jene Frau zu sehen und zu hören, durch deren Offenbarung der Wahrheit die Heilung erfolgt war.

Sie kam früh am Morgen in „Pleasant View“ an und stand erwartungsvoll in der ersten Reihe derer, die sich versammelt hatten, um die Ansprache zu hören. Sie war sehr begierig zu sehen, wie Mrs. Eddy aussah; doch sie war nicht auf das gefaßt, was nun geschah. Dies sind ihre eigenen Worte über den Vorfall: „Als Mrs. Eddy auf den Balkon trat, strömten mir die Tränen aus den Augen. Alles was ich erblicken konnte, war Sanftmut, Demut und Liebe.“ Unsere Führerin brachte soviel selbstlose Liebe zum Ausdruck, daß meine Bekannte die menschliche Persönlichkeit ganz aus den Augen verlor.

Wie können wir eine falsche Vorstellung von Selbstheit gegen die bewußte Verbundenheit mit dem einen Ego, Gott, austauschen, und so Macht über die Leiden, die uns bedrängen, erlangen? Jesus zeigte seinen Nachfolgern den Weg, als er sagte (Joh. 14:12): „Ich gehe zum Vater.“ Er identifizierte sich als individueller Ausdruck des wahren Ego, des einzigen „Ich oder Uns“. Und unsere Führerin erklärt uns, wie auch wir zu diesem wahren Ego Zuflucht nehmen können. Sie sagt in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 195): „Das, Ich‘ wird zum Vater gehen, wenn Sanftmut, Reinheit und Liebe, von der göttlichen Wissenschaft, dem Tröster, beseelt, uns zu dem einen Gott hinführen. Dann wird das Ego nicht in der Materie, sondern im Gemüt erfunden werden. Denn es gibt nur einen Gott, ein Gemüt, und der Mensch wird dann kein von Gott getrenntes Gemüt beanspruchen.“

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