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Gebet

[Urtext in französischer Sprache]

Aus der Juni 1959-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Während eines überaus heißen und trockenen Sommers entschloß man sich einmal in einem Dorf, öffentliche Gebete abzuhalten, um von Gott Regen zu erflehen. Am festgesetzten Tage — einem Tage glühender Hitze und unter blauem und wolkenlosem Himmel, wie die Legende erzählt — wand sich eine lange Prozession durch die staubigen Straßen und aufs Land hinaus zu dem für das Gebet ausersehenen Ort. Ganz hinten im Zug kam ein kleines Mädchen, das einen gewaltigen Regenschirm mit sich schleppte.

„Warum bringst du denn bei dieser Hitze einen Regenschirm mit?“ fragte man sie. „Siehst du denn nicht, daß keine Wolke am Himmel ist?“

„Ja, ich weiß“, antwortete das Kind. „Aber wir beten doch jetzt um Regen, und deshalb halte ich meinen Schirm gleich bereit!“

Würden wir, unter den gleichen Umständen, unseren Schirm gleich bereitgehalten haben? Manchmal haben wir wenig Vertrauen, daß Gott das tun wird, worum wir Ihn bitten. Wir sind vielleicht selbst im Zweifel darüber, welche Absichten wir mit unseren Bitten verfolgen. Der Apostel Jakobus sagte (4:3): „Ihr bittet, und nehmet nicht, darum daß ihr übel bittet, nämlich dahin, daß ihr's mit euren Wollüsten verzehret.“

Wie sollen wir also beten? Die Antwort auf diese Frage hat uns schon der größte Lehrer, den die Welt jemals kannte, Christus Jesus, gegeben. Im Gebet des Herrn erfahren wir, daß Gott unser Vater ist. Wir sollten uns daran erinnern, daß unser Meister gewisse Bedingungen stellte, die erfüllt werden müssen, um unser Beten wirksam zu machen, indem er auf die Wichtigkeit hinwies, die er dem Gebet beimaß, und auf den Unterschied zwischen der Bedeutung seiner Lehren und den Lehren der Rabbiner jener Zeit.

Jesus sagte (Matth. 6:5): „Wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Schulen und an den Ecken auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin.“

Da das Gebet ein Zustand geistiger Gemeinschaft mit Gott ist, so ist es nicht von der physischen Gebärde abhängig. Äußerlich so inbrünstig zu erscheinen, daß man auffällt, weist nicht darauf hin, daß man ein Verständnis von wahrem Gebet hat.

„Wenn aber du betest“, fuhr Jesus fort, „so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich.“ Durch seine Ermahnung, im Verborgenen zu beten, offenbarte Jesus die Kraft der individuellen Vereinigung mit dem Vater, die Kraft des stillen Gebets. Die Jünger erfaßten den höchsten Sinn des Betens: Einssein mit dem Vater, das durch Heilung bewiesen wird.

Jesus sagte auch: „Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen. Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet.“

Wenn wir über diese Bedingungen nachdenken, erkennen wir, wie unbedingt notwendig es ist, unser Denken geistig vorzubereiten, unsere Wünsche zu läutern und ehrlich zu sein in unseren Bestrebungen. Und was noch wichtiger ist: wir fangen an, den Grund für diese Vorbereitungen zu erfassen.

Mary Baker Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 16): „Nur, wenn wir uns über alle materielle Sinnengebundenheit und Sünde erheben, können wir das vom Himmel stammende Streben und das geistige Bewußtsein erreichen, auf welches in dem Gebet des Herrn hingewiesen wird, und welches die Kranken augenblicklich heilt.“

Es ist wichtig zu beachten, daß das 1. Kapitel in „Wissenschaft und Gesundheit“ mit „Gebet“ betitelt ist und mit dieser inspirierten Erklärung beginnt: „Das Gebet, das die Sünder umwandelt und die Kranken heilt, ist ein absoluter Glaube, daß bei Gott alle Dinge möglich sind — ein geistiges Verständnis von Ihm, eine selbstlose Liebe.“

Es ist nicht notwendig, an besondere Orte zu gehen, um zu beten; ebensowenig ist es nötig, daß man sich beim Beten in Gesellschaft anderer Menschen befindet. Das Heiligtum des Geistes ist das Bewußtsein, das frei ist von allem materiellen Sinn. Wir beten dann am besten, wenn wir uns der unfehlbaren Leitung Gottes anvertrauen und Seine immer gegenwärtige Liebe anerkennen.

Paulus lernte es, Gott so völlig zu vertrauen, daß er sagen konnte (Röm. 8:38, 39): „Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn.“

Mrs. Eddy hat uns die geistige Auslegung vom Gebet des Herrn gegeben (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 16), und groß ist die Zahl derer, die bezeugen, daß sie durch diese Auslegung geheilt worden sind. Wenn wir die Bedingungen, die unser Meister aufstellte, beachten und danach streben, die Worte dieses ewigen Gebets zu verstehen, so werden wir entdecken, daß unsere Gedanken auf das Wahre, das Gute und das Dauernde gerichtet werden. Wir werden dann erkennen, daß der Mensch, der von Gott zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffen wurde, eine geistige, ewige und harmonische Idee ist, und werden anfangen zu begreifen, daß wir in Wirklichkeit diese Idee sind.

Wenn wir unser Denken standhaft auf das Wahre richten, werden wir imstande sein, jeden Anspruch widerstreitender Gedanken zu verneinen, die den Menschen als gefallen, krank, sündig und geknechtet darstellen wollen. Beten ohne Unterlaß verleiht uns die Gewißheit, daß wir geführt, beschützt und geliebt werden, weil das Gebet unsere ewige Verbundenheit mit Gott bestätigt, dem Prinzip unsres Seins.

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