In einer sogenannten materiellen Welt, erfüllt mit ungelösten Problemen und mit dem Druck der vielen Dinge, die in einer begrenzten Zeit erledigt werden müssen, erhebt ein Gefühl von Ermüdung zuweilen den Anspruch, die richtige Tätigkeit zu unterbrechen. Dann sehnen sich die Sterblichen nach Ruhe oder nach einem stillen Ort, wo sie den Sorgen der Welt entfliehen können. Vielleicht denken sie wie der Dichter:
„Wie sehn' ich mich nach einer stillen Hütte
Im Schatten einer großen Einsamkeit,
Wo Kunde von Betrug und Unterdrückung,
Von Niederlage und Triumph
Mich nimmermehr erreichen kann !“
Wir lesen in der Bibel, daß Christus Jesus seinen Nachfolgern sagte, wie und wo wahre Ruhe erlangt werden könne, denn eine seiner Verheißungen lautet (Matth. 11:29): „Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“
Für jemanden, der schon mit einem Bewußtsein von Müdigkeit belastet ist, mag der Gedanke an ein Joch entmutigend scheinen, bis er daran denkt, daß eine Definition von „Joch“ „Band; Bindung“ ist. Die Christliche Wissenschaft lehrt des Menschen vollständige Einheit mit Gott, dem göttlichen Gemüt, in dem keine Annahme der Erschöpfung jemals existiert hat. Der Mensch spiegelt die mühelose Entfaltung des Lebens, Gottes, wider, die Inspiration und Unmittelbarkeit des Geistes und die mühelose Tätigkeit des göttlichen Prinzips.
Die Christliche Wissenschaft enthüllt, daß geistige Tätigkeit ruhevoll ist. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin dieser Wissenschaft, lesen wir (S. 519): „Gott ruht im Wirken. Geben hat das göttliche Gemüt nicht arm gemacht und kann es niemals arm machen. Der Auffassung der göttlichen Wissenschaft gemäß folgt dem Wirken dieses Gemüts keine Erschöpfung.“
Die Bibel erklärt im ersten Kapitel der Genesis, daß der Mensch zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen wurde. Die Bibel sagt uns auch, daß der Mensch in Gott lebt. Daher kann der geistige Gottes-Mensch in keiner Weise Erschöpfung empfinden. Alle Bewegung hat ihren Ursprung im göttlichen Gemüt; daher ist alles, was vor sich geht oder vor sich gehen kann, die Wirksamkeit dieses Gemüts. Der wirkliche Mensch ruht in der Widerspiegelung der Wahrheit, denn Gemüt, die göttliche Wahrheit, allein ist wirksam. Das Gemüt allein ist die Quelle des Wissens.
Der wirkliche Mensch braucht niemals um etwas zu ringen oder sich um etwas zu mühen. Die Widerspiegelung veranschaulicht, was Gott ist, und Gott ist All-Wirken, die Unendlichkeit. Wenn wir die Widerspiegelung einer Landschaft beschauen, die sich in dem stillen Wasser eines Sees spiegelt, können wir erkennen, daß die Widerspiegelung nichts aus sich selbst tut. Wenn ein Vogel in der Widerspiegelung scheinbar seine Flügel schlägt, wissen wir, daß die Tätigkeit vom Original, nicht von der Widerspiegelung ausgeht. So tut der Mensch nichts aus sich selbst, sondern er spiegelt Gottes Tätigkeit wider.
Obwohl es, menschlich gesehen, oft notwendig für uns ist, unseren Lebensunterhalt zu verdienen, so kann die Arbeit doch freudig getan werden, wenn man einen falschen Sinn von persönlicher Leistung aufgibt und Gott als die Quelle aller Tätigkeit, aller Intelligenz und allen Fortschritts anerkennt. Dann erleben wir ein Ausruhen in der Wahrheit, die Wirkung geistiger Tätigkeit und nicht menschlicher Untätigkeit.
Eine Christliche Wissenschafterin hatte in ihrem Leben eine schwere Erfahrung und wurde plötzlich von Erschöpfung überwältigt. Es schien ihr unmöglich, auch nur die einfachste Arbeit zu tun, ohne zu ermüden. In der Christlichen Wissenschaft lernte sie, Stärke, Versorgung und Glück von Gott zu erwarten. Daher suchte sie keine materielle Hilfe, sondern wandte sich rückhaltlos an das göttliche Gemüt um Heilung.
Durch das hingebungsvolle Studium der Bibel und der Schriften Mrs. Eddys erlangte diese Christliche Wissenschafterin ein besseres Verständnis von ihrer Untrennbarkeit von Gott und der mühelosen Wirksamkeit des göttlichen Gemüts.
Dann stellte sich die Tatkraft, die sie scheinbar verloren hatte, wieder ein. Sie konnte ihre Arbeit in einem Büro fortsetzen und für ihr Heim und ihre Kinder sorgen. Sie arbeitete viele Stunden lang, und voller Freude erreichte sie mehr, als sie je für möglich gehalten hatte. Sie erkannte, daß sie sich nicht „in eine stille Hütte“ zurückzuziehen brauchte, um Frieden zu erlangen, sondern sie fand Ruhe und Zuflucht in der Wahrheit, dem Heim ihrer wahren Selbstheit.
Obgleich sie ihre Herrschaft über die Müdigkeit beständig aufrechterhalten mußte, hat sie im Laufe der Jahre erkannt, daß sie in dem Verhältnis, wie sie ihre wirkliche Ruhe in der Wahrheit und ihr Einssein mit Gott als Seinem Ausdruck verstand, befähigt war, sich über Müdigkeit und Sorge zu erheben. Sie hat auch erkannt, daß es wichtig ist, nur gottähnliche Gedanken anzunehmen und auszudrükken, und gottunähnliche Charakterzüge wie Neid, Stolz, Habgier und Haß unverzüglich zurückzuweisen.
Eine der Erklärungen, an denen die Christliche Wissenschafterin festhielt, um ihre Heilung zu erlangen, finden wir in „Wissenschaft und Gesundheit“, wo Mrs. Eddy schreibt S. 387): „Wenn wir unsre Grenzen mentaler Ausdauer erreichen, schließen wir, daß die intellektuelle Arbeit weit genug gegangen ist; wird es uns aber zur Wirklichkeit, daß das unsterbliche Gemüt immer tätig ist, daß sich geistige Energien niemals verbrauchen können, und daß das sogenannte materielle Gesetz gottgegebene Kräfte und Hilfsquellen nicht beeinträchtigen kann, dann sind wir imstande, in der Wahrheit auszuruhen, erquickt durch die Gewißheit der Unsterblichkeit, die der Sterblichkeit entgegengesetzt ist.“
So du. .. wirst den Hungrigen lassen finden dein Herz und die elende Seele sättigen: so wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag; und der Herr wird dich immerdar führen und deine Seele sättigen in der Dürre ...; und du wirst sein wie ein gewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, welcher es nimmer an Wasser fehlt. — Jesaja 58:9–11.
