Diejenigen, die Christus Jesus und seine unvergleichliche Wirksamkeit beobachteten, sagten (Mark. 7:37): „Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend.“ Jesus ließ sich durch die einschränkenden Gesetze der sterblichen Annahme nicht begrenzen. Er nahm die These nicht an, daß ein Mensch nur auf einem Tätigkeitsgebiet ausgezeichnet sein kann.
Jesus heilte die Kranken, wandelte die Sünder um, weckte die Toten auf. Er überwand die Annahmen von Zeit, Raum und Materie. Er konnte über die Wogen wandeln, hinter verschlossenen Türen erscheinen, konnte sich selbst dorthin versetzen, wo er gebraucht wurde, konnte Brote und Fische vermehren und den Steuergroschen aus dem Maul eines Fisches erlangen. In keiner seiner Tätigkeiten versagte Jesus. Er hinterließ seine Unterweisungen und Betätigungen als Beispiele und sagte (Joh. 14:12): „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.“
Welche Grundlage hat die Annahme, daß jemand, wenn er singen oder malen kann, auf sportlichem Gebiet unzureichend sein muß, oder wenn er eine quadratische Gleichung zu lösen vermag, nicht auch lernen kann, einen Aufsatz über Wirtschaftspolitik zu schreiben. Oder auf welcher Grundlage beruht die Annahme, daß jemand, der als Land- oder Fabrikarbeiter tätig ist, keine Ideen entwickeln kann, die ihn selbst und andere segnen werden?
Begrenzungen dieser Art werden niemals von Gott, der göttlichen Liebe, auferlegt, sondern von der allgemeinen Meinung oder sterblichen Annahme. Diese täuschenden Einschränkungen brauchen nicht fortzudauern, und sie werden nicht andauern, wenn man einen Begriff von der Natur Gottes und der Natur Seines Christus gewinnt, so wie sie in der Christlichen Wissenschaft gelehrt werden.
Mary Baker Eddy definiert den Menschen in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 591) als: „Die zusammengesetzte Idee des unendlichen Geistes; das geistige Bild und Gleichnis Gottes; die volle Darstellung des Gemüts.“ Diese Definition bezieht sich auf die Vollkommenheit der Gattung Mensch und weist auf die Natur jeder individuellen geistigen Idee Gottes hin. Jeder von uns spiegelt in Wirklichkeit die Vollständigkeit, die Macht und Majestät Gottes wider. Jede Eigenschaft Gottes kann von uns ausgedrückt werden. So können wir in jedem Augenblick Eigenschaften wie Liebe, Weisheit und Reinheit bekunden. Und ebenso sind wir mit Ordnung, Stärke und Gesundheit gesegnet. Das alles sind Eigenschaften Gottes und durch Widerspiegelung auch die unsern. Sie sind immer im Bewußtsein.
Die göttlichen Segnungen werden dem menschlichen Bewußtsein in dem Maße offenbart, wie man die Macht und Gegenwart Gottes anerkennt. Wir müssen, wie die Bibel immer wieder betont, die Gegenwart des Christus, des göttlichen Ideals Gottes, anerkennen.
Gott ist unsere Quelle der Weisheit, Fähigkeit, Stärke und Gesundheit. Christus, die Wahrheit, ist der Weg zu ihrer Erlangung, und wir müssen, um unsere unbegrenzten Fähigkeiten zu beweisen, Christus anerkennen und ihm nachfolgen. Das Bewußtsein von der Gegenwart des Christus ist nicht das Bewußtsein einer körperlichen oder persönlichen Gegenwart. Es ist die Wahrnehmung von der beständigen Verfügbarkeit der Macht und Majestät Gottes, des göttlichen Gemüts.
Wir alle sind fähig, „alle Dinge wohl zu tun“, weil wir in Wirklichkeit die vollkommenen, geistigen Kinder Gottes sind. Welche Pflicht uns auch immer im täglichen Leben zufallen mag, wir können sie gut ausführen, weil wir die natürliche Fähigkeit besitzen, unser wirkliches Sein zu demonstrieren.
In keiner Weise vermindert Mrs. Eddy die Wichtigkeit einer ausreichenden schulmäßigen Ausbildung und der fortgesetzten Verbesserung unseres Wissens und unseres Verständnisses. Sie sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 195): „Akademische Bildung rechter Art ist vonnöten.“ Aber sie sagt auch (ebd., S. 89): „Gemüt ist nicht notwendigerweise von erzieherischen Vorgängen abhängig“ und führt dann aus: „Wir sind alle fähig mehr zu leisten, als wir leisten.“
Die grundlegenden Wahrheiten, die man sich vor Augen halten sollte, wenn man sich bemüht, seine Lage zu verbessern, sind, daß Gott das einzige Gemüt ist, und daß dieses Gemüt im Menschen die Ganzheit, die Erhabenheit, die unendliche Weisheit Gottes zum Ausdruck bringt. Selbst wenn die Annahme von Unvermögen oder Unfähigkeit einen quälenden Einfluß auf das Bewußtsein ausübt, braucht man sie nicht als wahr anzuerkennen. Wenn man die klare Überzeugung gewinnt, daß der Mensch in Wirklichkeit nur eine Quelle der Weisheit und der Fähigkeit, nämlich Gott, das göttliche Gemüt, besitzt, wird der menschliche Fortschritt schneller erreicht. Gott gibt uns unsere wirklichen Fähigkeiten. Wir sind dafür verantwortlich, sie in unseren täglichen Angelegenheiten zu demonstrieren.
Bei Gott gibt es keine Mittelmäßigkeit, also kann es beim Menschen, Seinem vollkommenen, geistigen Bild und Gleichnis, keine Mittelmäßigkeit geben, und wir können diese Wahrheit täglich beweisen. Unordnung, Unfähigkeit, Fehler, Apathie, Trägheit und dergleichen stammen nicht von Gott. Es sind Annahmen, die den Sterblichen auferlegt oder von ihnen aufgenommen worden sind, und beruhen auf der Voraussetzung, daß der Mensch mit einem physischen Körper und einem begrenzten Gemüt geschaffen wurde — dazu bestimmt, „das Land zu bauen“ (1. Mose 2:5).
Um die irrigen Annahmen begrenzter Fähigkeiten umzukehren, muß man sich an Gott wenden und den Christus, die Wahrheit, als den einzig wahren Einfluß auf sein Leben anerkennen. Je mehr jemand anerkennt, daß der Christus ihn führt und unterweist, desto geschickter wird er die Aufgaben bewältigen, die ihm zufallen mögen. Das bedeutet nicht, von allem ein wenig, aber nichts ganz zu können, sondern, falls es verlangt wird, die unbegrenzten Fähigkeiten des Menschen demonstrieren zu können.
Man sollte sich gut auf die Ausführung höherer Aufgaben vorbereiten, und ausgestattet mit der Fähigkeit, die von Gott stammt, sollte man sie zuversichtlich in Angriff nehmen, wenn man dazu aufgefordert wird. So wird man in zunehmendem Maße beweisen, daß man alle Dinge „wohl tun kann“.
