Das erste Gebot ist mein Lieblingsspruch,“ schreibt Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 340). Und sie fährt fort: „Es demonstriert die Christliche Wissenschaft. Es prägt uns die Dreieinigkeit von Gott, Geist und Gemüt ein; es bedeutet, daß der Mensch keinen andern Geist oder kein andres Gemüt haben soll als Gott, das ewige Gute, und daß alle Menschen e i n Gemüt haben sollen. Das göttliche Prinzip des ersten Gebots ist die Basis der Wissenschaft des Seins, durch die der Mensch Gesundheit, Heiligkeit und ewiges Leben demonstriert.“
Viele von uns kennen die Worte des Ersten Gebotes, das Gott auf dem Berge Sinai Moses gab (2. Mose 20:3): „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Mrs. Eddy war mit dem Alten sowohl wie dem Neuen Testament wohl vertraut, und aus all ihrem Studium und all ihrem Erfahrung wählte sie diesen besonderen Vers zu ihrem Lieblingsspruch. Sie erwähnt ihn viermal in „Wissenschaft und Gesundheit“ — in jedem Fall in Verbindung mit einer starken, fundamentalen Erklärung der Wahrheit — und sie bezieht sich in ihren andern Schriften oft auf diesen Vers.
Laßt uns die Natur Gottes und die Natur des Menschen untersuchen. Wir haben durch unser Studium der Christlichen Wissenschaft gelernt, daß Gott das unkörperliche, allmächtige Höchste Wesen ist — Leben, Wahrheit, Liebe, Gemüt Geist, Seele, Prinzip. Im ersten Kapitel des Ersten Buches Mose lernen wir, daß Gott den Menschen zu Seinem eigenen Bild und Gleichnis geschaffen hat. Daher kann sich der Mensch als Gottes eigenes Bild nur dessen bewußt sein, wessen sich Gott selbst bewußt ist, sonst würde er nicht Gottes Bild und Gleichnis sein. Der Mensch, der zum Bild und Gleichnis der Liebe geschaffen ist, kann sich nur der Liebe bewußt sein. Er kann sich nicht der Furcht oder des Hasses bewußt sein. Der Mensch, der zum Gleichnis des Gemüts geschaffen ist, kennt keine Unwissenheit. Der Mensch, der zum Bild des Lebens geschaffen ist, kann sich nur des Lebens bewußt sein. Der Mensch kann sich nichts Gott, seinem Schöpfer, Unähnlichem bewußt sein; er kann daher keinen andern Gott haben.
Warum ist es für uns unumgänglich notwendig, keine andern Götter zu haben? Und warum wird unsere Aufmerksamkeit in so bestimmter Weise auf das Erste Gebot gelenkt? Die Bibel deutet klar auf das Böse hin, das der Menschheit durch den Glauben an fremde Götter zustieß. Im Buch des Jesaja lesen wir (43:12): „Ich habe es verkündigt und habe auch geholfen und habe es euch sagen lassen, und war kein fremder [Gott] unter euch. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr; so bin ich Gott.“
Wie gut doch die Kinder Israel auf ihren Wanderungen aus Ägypten in das Gelobte Land die Notwendigkeit erkannt hatten, keine andern Götter zu haben! Moses' strenge Verurteilung Aarons dafür, daß er die Herstellung und Anbetung des goldenen Kalbes erlaubt hatte, und die darauffolgenden Strafen konnten die Kinder Israel nicht im Zweifel lassen über die Sünde, die sie begangen hatten.
Wenn uns heute jemand ein Götzenbild aus Holz oder Stein schenken würde, so würden wir wahrscheinlich sehr schnell und auch etwas unwillig die Zumutung zurückweisen, daß wir auch nur im Traume daran denken würden, solch einen Gegenstand anzubeten. Dennoch erlauben wir gelegentlich fremden Göttern, in unsere Erfahrung einzudringen. Wie steht es zum Beispiel mit den aüßerst fremden Göttern der Furcht, des Mangels, der Unwissenheit, der Sünde, der Krankheit und des Todes?
Im 2. Brief an die Korinther schreibt Paulus (10:3–5): „Denn ob wir wohl im Fleisch wandeln, so streiten wir doch nicht fleischlicherweise. Denn die Waffen unsrer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören Befestigungen; wir zerstören damit die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi.“ Sind also diese „Anschläge“, die sich „wider die Erkenntnis Gottes“ erheben, nicht fremde Götter oder andere Götter? Als getreue Kinder Gottes ist es unsre Pflicht, diese falschen Götter auszumerzen, indem wir all unser Denken gefangen nehmen „unter den Gehorsam Christi“.
Im Brief an die Philipper (2:5) wird uns ferner geheißen, gesinnt zu sein, wie Christus Jesus auch war. Könnte die Gesinnung, die in Christus Jesus war, sich der Armut, der Unwissenheit, der Sünde, der Krankheit und des Todes bewußt sein? Und dennoch beschäftigen wir uns mitunter viel mit diesen andern Göttern.
Wie können wir diese sogenannten Götter ausrotten? Es ist interessant und nützlich, sie ein wenig näher zu betrachten. Wir werden sofort bemerken, daß ihnen eine Eigenschaft gemein ist. Sie alle ermangeln in irgendeiner Form des Guten. Armut ist ein Glaube an Mangel an Substanz; Unwissenheit, Mangel an Erkenntnis; Tod, Mangel an Leben; Krankheit, Mangel an Gesundheit; Sünde, Mangel an Reinheit. Wenn diese negativen Annahmen oder andern Götter der Etwasheit oder Wirklichkeit des Guten — des Gemüts, des Lebens und der Liebe — gegenübergestellt werden, so wird ihre angebliche Existenz ausgelöscht. Jede negative Annahme muß vor den positiven Tatsachen der Wahrheit verschwinden.
Wie wirkt nun das göttliche Prinzip für uns, um uns zu befähigen, „Gesundheit, Heiligkeit und ewiges Leben“ zu demonstrieren? Wir erhalten die Antwort in „Wissenschaft und Gesundheit“ in Mrs. Eddys Erwiderung auf die Frage (S. 467): „Welche Forderungen stellt die Wissenschaft der Seele?“ Unsere Führerin antwortet hierauf: „Die erste Forderung dieser Wissenschaft ist:, Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.‘ Dieses mir ist Geist. Daher bedeutet dieses Gebot: Du sollst keine Intelligenz, kein Leben, keine Substanz, keine Wahrheit, keine Liebe haben, außer der, die geistig ist.“
Am Ende des Absatzes erklärt Mrs. Eddy: „Wenn der Mensch keine andern Götter hat, sich an kein andres als an das eine vollkommene Gemüt als Führer wendet, dann ist er das Gleichnis Gottes, rein und ewig, dann hat er das Gemüt, das auch in Christus war.“
Als der liebreiche und erbarmungsvolle Jesus sich der hungrigen Menge gegenübersah, die seinen Lehren gelauscht hatte, nahm er auch nicht einen Augenblick den Glauben an einen fremden Gott des Mangels oder der Unzulänglichkeit an. Er blickte auf gen Himmel und wußte, daß der allumfassende Vater-Mutter Gott, der Geist, ausreichend ist, um alle Notdurft zu stillen. Des Meisters Verständnis von der Allgegenwart des Reichtums der Liebe überwand die Annahme des Mangels.
Zur Zeit des scheinbaren Todes seines Freundes Lazarus erschaute der Meister in gleicher Weise die ununterbrochene Fortdauer und unzerstörbare Ewigkeit Gottes, des Lebens, seines Schöpfers und Vaters. Diese klare Schau zerstörte die Falschheit der Todesannahme, das heißt, den andern Gott.
In diesem Zeitalter ist die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft durch Mrs. Eddy zu uns gekommen. Zahllose Beispiele von Heilungen sind berichtet, die durch das Verständnis von der Vollkommenheit Gottes und des Menschen zustande gekommen sind, wie sie in der Christlichen Wissenschaft gelehrt wird, deren Lehren ausschließlich auf der Bibel beruhen, ganz besonders auf den Worten und Werken Christi Jesu.
Der folgende Vorfall ist ein Beispiel der heilenden Macht der Wahrheit. Eine Frau hatte in früher Jugend soviele körperliche Leiden erduldet, daß ihr Haar seine Farbe verloren hatte. Dieser Zustand hielt über zwanzig Jahre an. Als sie einst Hilfe von einem Ausüber der Christlichen Wissenschaft bei einem mit ihrem Beruf verbundenen Problem erhielt, wurde sie dazu geführt, die folgenden Worte zu studieren (Pred. 3:15): „Gott sucht wieder auf, was vergangen ist.“
Sie erkannte, daß sie als eine geistige Idee, als das Bild und Gleichnis Gottes, des Guten, sich des Guten allein bewußt sein konnte. Alles, was sie daher aus einer Erfahrung zurückbehalten konnte, war das geistige Verständnis, das sie während der Erfahrung erlangt hatte, und daß unmöglich etwas anderes zurückbleiben konnte. Sie gehorchte, mit andern Worten, den früher in diesem Aufsatz zitierten Worten Mrs. Eddys: „Du sollst keine Intelligenz, kein Leben, keine Substanz, keine Wahrheit, keine Liebe haben, außer der, die geistig ist.“ Ganz unerwartet wurde ihr einige Wochen später von ihrer Friseuse mitgeteilt, daß ein Wunder geschehen sei — ihr Haar nahm wieder seine natürliche Farbe an.
Der andere Gott, die Vorstellung von materieller Ursache und Wirkung, wurde durch das geistige Verständnis vom Menschen als dem Bild und Gleichnis der Liebe ersetzt, das beständig dem Gesetz der Liebe Untertan ist. Dies Verständnis zerstörte den früheren unharmonischen körperlichen Zustand. Selbstverständlich wurde das berufliche Problem zur gleichen Zeit gelöst.
Jesus sowohl wie Mrs. Eddy verbanden die Ermahnung: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ mit dem Ersten Gebot (siehe Mark. 12:31 und „Wissenschaft und Gesundheit“, S. 340). Warum geschah dies? Weil wir die Gesinnung, die in Christus Jesus war, nicht für uns selbst beanspruchen können, ohne zu erkennen, daß wir die ganze Menschheit in diese Erklärung der Wahrheit einschließen müssen. Die Liebe kann nur Liebe kennen. Die Liebe kann sich nur ihrer selbst bewußt sein. Sie kann weder Haß, Neid, Bosheit, Eifersucht, Furcht noch Krieg kennen.
In ihrem Werk „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 279) sagt Mrs. Eddy: „Wenn das Erste Gebot im hebräischen Dekalog —, Du sollst keine anderen Götter neben mir haben‘ — befolgt wird, so ist dies genügend, um alle Zwietracht zu beenden.“ Und weiter unten fährt sie fort: „Gott ist der unendliche Vater, und wenn diese große Wahrheit in ihrer göttlichen Metaphysik verstanden wird, so wird sie die Brüderschaft der Menschen aufrichten, die Kriege beenden und, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen‘ demonstrieren.“
Laß dein Brot über das Wasser fahren, so wirst du es finden nach langer Zeit. — Prediger 11:1.
