In einem normalen Heim haben entweder die Eltern oder die Vormünder ein wachsames Auge auf das Betragen der Jugendlichen. In der Schule unterstehen sie der Autorität ihrer Lehrer. Doch bei geselligen Anlässen müssen junge Leute ganz besonders auf ihr Benehmen achten. Der Christliche Wissenschafter jedoch ist in Wirklichkeit nie ohne einen Ratgeber, der ihm hilft, ein hohes Niveau aufrechtzuerhalten, denn die Lehren der Christlichen Wissenschaft, die für ihn den Maßstab angeben, sind ihm ein immergegenwärtiger Ratgeber.
Was besagen diese Lehren, die einen solchen Maßstab festsetzen? Kurz zusammengefaßt: daß Gott, der Geist, der einzige Schöpfer ist und daß der Mensch geistig ist, weil er zum Bild und Gleichnis Gottes erschaffen wurde, und daß alles, was Er geschaffen hat, gut ist, wie die Bibel sagt. Der Mensch besteht aus gottähnlichen Eigenschaften, die Reinheit, Liebe und Freude einschließen. Alles, was materiell, unrein oder unharmonisch ist, kommt nicht von Gott und ist daher unwirklich; es handelt sich dabei lediglich um die Bekundung eines Glaubens an eine von Gott getrennte Macht, an eine gefälschte Schöpfung.
Wer die Vollkommenheit von Gott und dem Menschen als die einzige Wirklichkeit anerkennt, erhält einen hohen moralischen Maßstab in menschlichen Angelegenheiten aufrecht. Doch wenn wir von uns oder anderen in materiellen, kranken oder sündigen Vorstellungen denken, verlassen wir unsern Maßstab. Sollten wir mit Menschen zusammen leben, deren moralisches Niveau unter dem unseren liegt, so hat es keinen Wert, wenn wir versuchen, mit einer Anwandlung von Selbstgerechtigkeit aus der Schwierigkeit herauszukommen. Auch ist es nicht unsere Aufgabe, andere zu veranlassen, sich unserem Verhalten anzupassen.
Andererseits kann aber kein erstrebenswertes Ziel erreicht werden, wenn man ungesunde Verhältnisse nur um persönlichen Gewinns willen duldet. Rechte Errungenschaften sind mit Lauterkeit verknüpft. Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit” (S. 452): „Atme niemals die Atmosphäre der Unsittlichkeit, es sei denn in dem Bemühen, sie zu reinigen. Besser das einfache intellektuelle Mahl mit Zufriedenheit und Tugend, als der Luxus der Gelehrsamkeit mit Egoismus und Laster.“
Wir können uns darauf verlassen, daß das Einhalten des von der Wissenschaft geforderten Maßstabes uns aus jeder Situation befreit, in der wir uns befinden mögen. Ein solcher Maßstab, der geistig und ewig ist, ist stets gegenwärtig und unwandelbar. Der von Gott erschaffene Mensch ist völlig zufrieden mit der Aufgabe, seinen Schöpfer durch Reinheit, Geradheit und Furchtlosigkeit zum Ausdruck zu bringen. Die Annahme, daß das Böse existiert oder Macht besitzt, muß auf der Grundlage der Allheit Gottes geleugnet werden. Wenn wir unser Denken im Gebet berichtigt haben, dann können wir das Ergebnis zuversichtlich Gott überlassen.
Wenn das sterbliche Gemüt seine Forderungen nicht erfüllt sieht und sich gegen den wendet, der ihm widersteht, ihn verspottet und ihm ein Gefühl des Verlassenseins und des Ausgestoßenseins einzuflößen sucht, dann ist es notwendig, an dem geistigen Begriff vom Menschen festzuhalten. Wir können auch demütig dankbar dafür sein, daß wir uns zwar da nicht wohlfühlen, wo der Irrtum vorzuherrschen scheint, aber auch nicht von ihm beeinflußt werden.
Christus Jesus hielt sich zuweilen in der Gesellschaft von Menschen fragwürdiger Moral auf. Aber anstatt seinen eigenen Maßstab herabzusetzen, hielt er ihn aufrecht, indem er sich vergegenwärtigte, daß der Mensch die geistige Idee Gottes ist; und er heilte die, die für die Heilung bereit waren.
Diejenigen, die nicht auf der Hut sind vor den Fallgruben weltlicher Wege, mögen sich vielleicht in aller Unschuld in der Gesellschaft von Menschen befinden, die versuchen möchten, sie zu demoralisieren. Dann müssen sie sich voller Zuversicht der Wahrheit zuwenden, daß ein unschuldiges Herz von Gott beschützt wird. Unschuld ist eine geistige, dem Menschen von Gott verliehene Eigenschaft, und Gott beschützt, was Er verleiht. Unschuld muß stets von Weisheit und Intelligenz begleitet sein.
Nachdem der Apostel Paulus einige der Fallgruben aufgezählt hatte, in die der Irrtum uns hineinlocken möchte, gab er den Ratschlag (2. Tim. 2:22): „Fliehe die Lüste der Jugend; jage aber nach — der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden mit allen, die den Herrn anrufen von reinem Herzen.” Wenn wir diese Anweisung befolgen, wird uns viel Trübsal erspart bleiben.
Einige Leser mögen die Frage stellen, ob das Festhalten an einem hohen moralischen Maßstab den Menschen nicht der Lebensfreude beraubt. Ganz gewiß nicht! Vielmehr wird es unsere Auffassung von Freude heben. Das Verständnis der Vollkommenheit schließt uns nur vom Bösen, nicht aber vom Guten aus. Gesellschaften und Ausflüge werden zu freudigen und zufriedenstellenden Erfahrungen, wenn wir sie als Gelegenheiten betrachten, Spontaneität, Freundlichkeit, Lauterkeit und Ritterlichkeit zu bekunden. Die Gewohnheit, unseren hohen Maßstab aufrechtzuerhalten, erhöht unsere Aussichten, mehr Freude zu erfahren, denn eine solche Gewohnheit verleiht ein Gefühl von Sicherheit, gebietet Achtung und belohnt uns mit wahrem Glück.
Mrs. Eddy sagt in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 113): „Wer sich weigert, durch etwas anderes als das göttliche Gemüt beeinflußt zu werden, befiehlt dem Herrn seine Wege und erhebt sich über die Einflüsterungen aus einer bösen Quelle.“
Als Christliche Wissenschafter sollten wir ein Beispiel dafür geben, was getan werden kann, um die Moral der Menschheit zu heben, wenn man seine Wege dem Herrn befiehlt. Wir sollten in dem Rufe stehen, vertrauenswürdig und erbarmungsvoll, sanftmütig und mutig zu sein, weil wir unsere wahre Natur im täglichen Leben zum Ausdruck bringen.
Jeder Christliche Wissenschafter sollte dem Maßstab der Vollkommenheit so treu sein, daß es ganz natürlich für ihn ist, nur den geistigen Begriff von allem, was in seine Erfahrung kommt, anzunehmen. Dann wird er durch sein erleuchtetes Bewußtsein dazu beitragen, andere durch die Gefahren des Materialismus hindurchzuführen und sie zu dem Verständnis ihrer wahren Identität als geistiger Ideen Gottes zu leiten.
Bleibe fromm und halte dich recht; denn solchem wird's zuletzt wohl gehen. — Psalm 37:37.
