Der Wandel des menschlichen Denkens in diesem zwanzigsten Jahrhundert geht so schnell vor sich, daß man zuweilen den Eindruck bekommt, es sei doch schwierig, die Entwicklungen der heutigen Zeit zu ergründen. Mary Baker Eddy sagt in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1900 (S. 9): „Das zwanzigste Jahrhundert mit der Ebbe und Flut seines Denkens wird die Denker, die Sprecher und die Arbeiter dazu aufrufen, alles zu tun, was in ihren Kräften steht.“
Eins muß uns völlig klar sein, nämlich daß die moralische und geistige Entwicklung unaufhaltsam ist. Von einem Jahrhundert zum anderen hat die Flut des positiven geistigen Fortschritts das negative materialistische Zurückebben, das das menschliche Denken davon abhalten möchte, die Hochflut der vollen Erkenntnis der Wahrheiten des Seins zu erreichen, weit hinter sich zurückgelassen.
Die geistigen Grundwahrheiten sind ewig und unwandelbar. Die wahre Weiterentwicklung der Menschheit liegt in der bewußten Erkenntnis der folgenden Grundwahrheiten: ein unendlicher, alles-umfassender Gott; der geistige Mensch als Sein Ausdruck, unauflöslich mit Ihm verbunden; ein Gesetz, nämlich der sich selbst zur Geltung bringende Wille Gottes, der alle regiert. Die Christliche Wissenschaft offenbart nicht nur die geistigen Tatsachen, sie zeigt auch gleichzeitig, wie die Menschheit diese praktisch anwenden kann. Die ungeheuer große Anzahl von Heilungen, die diese Wissenschaft bewirkt hat, weist auf die wahre Bedeutung des Zeitalters hin, in dem wir leben. Gott und Sein Gesetz werden schon jetzt besser verstanden, und dieses Verständnis wandelt das menschliche Denken um.
Die raschen Entwicklungen auf wirtschaftlichem Gebiet sowie auch auf dem Gebiet der Naturwissenschaften weisen lediglich darauf hin, daß Begrenzungen zusammenbrechen; diese Erscheinungsformen treten ein als logische Folge der Offenbarung der wahren Idee von Gott und dem Menschen, welche die göttliche Wissenschaft der Welt gebracht hat. Immer häufiger hört man, daß der Mensch als das Ebenbild Gottes beschrieben wird, selbst von solchen Menschen, die weder die wissenschaftliche Wahrheit jener Erklärung noch die geistigen Kräfte, die das Verständnis derselben mit sich bringt, erfassen.
Freiheit stellt die Umwandlung dar, die der Menschheit durch eine zunehmende Vergeistigung des Denkens zuteil geworden ist und immer noch zuteil wird. Wertlose, sterbliche Annahmen werden auch weiterhin verschwinden in dem Maße, wie die Wahrheit verstanden wird. Mrs. Eddy sagt in ihrem Werk „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 267): „Nichts kann richtig sein und immerdar fortdauern, was nicht göttlich wissenschaftlich ist, denn die Wissenschaft ist das Gesetz des Gemüts, das Gott ist, der der Urheber alles wirklich Bestehenden ist.“
In diesem gegenwärtigen, so wichtigen Zeitalter lernen wir die wahre Bedeutung der Gebote und Werke Christi Jesu verstehen und sehen mit eigenen Augen wie das Gesetz Gottes weithin als göttliche Wissenschaft demonstriert wird. Die Materie wird von vielen als eine begrenzte Denkweise erkannt, und deren Begrenzungen werden niedergerissen, weil das begrenzte menschliche Denken dem unendlichen Gemüt und seinem unendlichen Wissen weicht. Dies ist der grundlegende Wandel, der in der heutigen Welt vor sich geht.
In diesem Zeitalter lernen wir durch die Christliche Wissenschaft verstehen, daß materielle Gesetze aller Art nur die vereinten Annahmen der Sterblichen darstellen und nichts weiter. Jede Heilung, die die geistige Wissenschaft bewirkte, hat die uneingeschränkte Macht des göttlichen Gesetzes über sterbliche Annahmen angezeigt und kundgetan, wie der einzelne sich selbst ein Gesetz sein kann, wenn er nur bereit ist, sich die allumfassende Regierung Gottes zu vergegenwärtigen.
Hier haben wir eine Herausforderung für den Denker des zwanzigsten Jahrhunderts, die seine Stellungnahme verlangt: Ist die allgemeine Annahme das Gesetz, das seine Gesundheit und seine Umgebung regiert, oder ist der Wille Gottes das beherrschende Gesetz seines Seins? Gemäß der Offenbarung der Christlichen Wissenschaft ist Gesundheit der Wille Gottes für den von Ihm erschaffenen Menschen, und infolgedessen ist das Gesetz der Gesundheit unaufhörlich wirksam, um seine Gesundheit hervorzubringen und zu bewahren. Da das Gesetz Regierung in sich schließt, übt das göttliche Gesetz der Gesundheit eine absolute Herrschaft über den Menschen aus. Die sogenannten Gesetze der Physiologie, der Elektrizität, der Atomenergie, der Zersetzung, der Infektion und der tierischen Natur, die in einem gewissen Zusammenhang mit einer Krankheit stehen mögen, werden durch die demonstrierte Wahrheit zunichte gemacht, daß Gott allein der Gesetzgeber für den Menschen ist und daß Seine Gesetze Kräfte des göttlichen Gemüts sind und nicht der Materie.
Die Materie schafft nicht ihre eigenen Gesetze, und Gesetz kann niemals in der Materie gefunden worden. Mrs. Eddy sagt in ihrer Schrift „The People's Idea of God“ (Die volkstümliche Vorstellung von Gott, S. 11): „Die Sterblichen, mit anderen Worten, die sterblichen Gemüter, machen die Gesetze, die ihre Körper regieren, ebenso unmittelbar, wie Menschen gesetzliche Bestimmungen erlassen und Strafgesetzbücher in Kraft setzen; während der Körper, der der Gesetzgebung des Gemüts gehorcht, jedoch nichts von dem Gesetz der Annahme weiß, seine eigenen gesetzlichen Verordnungen, Gesetze der Materie‘ nennt. Die Gesetzgeber, die in hohem Maße verantwortlich sind für all die Leiden der Menschheit, sind jene Führer des öffentlichen Denkens, die sich in ihren Methoden für den Fortschritt der Menschheit irren.“
Da der Christliche Wissenschafter weiß, daß das göttliche Gesetz das einzige Gesetz ist, hat er die Verpflichtung, die Menschheit aus der Unterwerfung unter allgemeine Annahmen, die sich selbst als die herrschenden Gesetze einsetzen möchten, herauszuführen und die Wesenlosigkeit solcher Ansprüche zu beweisen. In jedem Fall, der einer Heilung bedarf, ist er der Denker, der die Verpflichtung hat, die Annahme zunichte zu machen, daß er oder sein Patient von menschlichen Meinungen regiert wird, die aus Unwissenheit Gesetze genannt werden.
Den Körper unter die vollständige Herrschaft des göttlichen Gesetzes zu bringen, ist ein Schritt vorwärts, der dazu führen wird, alle Materie unter diese Herrschaft zu bringen. Christus Jesus, unser Meister, überwand materielle Gesetze — Gesetze, die nicht nur die Umgebung, sondern auch den Körper der Sterblichen zu beherrschen beanspruchten. Er schritt auf den Wogen, stillte den Sturm, speiste die Menge; verwandelte eine Form von Materie in eine andere; wurde von geschlossenen Türen nicht aufgehalten und war in der Lage, seinen Körper augenblicklich von einem Ort zum andern zu versetzen. Seine Herrschaft über die Materie war der Beweis dafür, daß Gott das Universum regiert und daß der Mensch das göttliche Gesetz befolgt. Er sagte (Joh. 6:38): „Ich bin vom Himmel gekommen, nicht, daß ich meinen Willen tue, sondern den Willen des, der mich gesandt hat.“
Dieses gegenwärtige Jahrhundert und seine vielen Wandlungen legen Zeugnis ab von dem Aufruhr, der tief im menschlichen Denken verborgen vor sich geht, da dieses dem göttlichen Willen weicht. Unsere Demonstration von der von Gott ausgeübten Herrschaft mag vielleicht nur erst die anfänglichen Schritte in einer geistigen Entwicklung darstellen; aber es sind Schritte, die von ungeheuerer Wichtigkeit sind, und die mit Geduld getan werden müssen. Wir sollten uns fragen: Tun wir wirklich unser Bestes? Stehen wir im Einklang mit der Ebbe oder mit der Flut des Denkens? Die aufsteigende Flut der geistigen Entwicklung wird eintreten als Ergebnis unserer Erkenntnis, daß die allgemeine Annahme kein Gesetz ist, und daß der Wille Gottes ewiglich geschieht.
