Moses wurde eine große Offenbarung zuteil, als er hörte, wie Gott ihm erklärte, daß Sein Name „ICH BIN“ sei (2. Mose 3:14, nach der engl. Bibel). Auf diese Weise machte sich Gott selbst als das göttliche Gemüt geltend, denn was außer dem Gemüt konnte sich selbst ICH BIN oder Bewußtsein, das eine Ego, nennen? Mary Baker Eddy sagt in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 258): „Der Name Ich Bin galt keiner so oder ähnlich bezeichneten Persönlichkeit, vielmehr verkündete er die mächtige Individualität, den ewigen Vater, als unendliches Bewußtsein, Allgegenwart und Allmacht, als alle Gesetzlichkeit, alles Leben, alle Wahrheit und Liebe.“
Das mutmaßliche Gegenteil des göttlichen Gemüts ist das fleischliche oder sterbliche Gemüt, das gefälschte Gemüt, welches die Umkehrung von allem, was wirklich und wahr ist, darstellt. Das göttliche Gemüt berührt das menschliche Denken und wirkt auf es ein; aber das sterbliche Gemüt kann das göttliche Gemüt oder seine Ideen weder berühren noch beeinflussen. Das Wirken des göttlichen Gemüts ist immer segenbringend; es zerstört das sterbliche Element im menschlichen Bewußtsein und läßt diejenigen, welche die Selbsterklärung des göttlichen Gemüts hören, erhoben und geläutert zurück, ja glücklicher und gesunder als sie es waren, bevor sie sich dem göttlichen Wirken ergeben hatten.
Als Christus Jesus sagte: „Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke“ (Joh. 14:10), erkannte er die Wirksamkeit des Gemüts an. Als der Apostel Paulus in einer Botschaft an die Thessalonicher schrieb (1. Thess. 2:13): „Da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt, es aufnahmt nicht als Menschenwort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort, welcher auch wirkt in euch, die ihr glaubet,“ bestätigte er das gleiche Wirken. Und auch den Ephesern beschrieb Paulus die wohltuende Tätigkeit Gottes als die „Kraft, die da in uns wirkt“ (Eph. 3:20).
Die Hingabe an diese Kraft machte es dem Meister möglich, die Macht des Gemüts in Heilungswerken zu demonstrieren. Er ließ die Wahrheiten, die das Gemüt unaufhörlich erklärt, in sein Bewußtsein einströmen, um die Unwahrheiten, die sich ihm entgegenstellten — wie Sünde, Krankheit, Tod und all die Begrenzungen der Materie — zu zerstören. Mrs. Eddy durchforschte die Bibel, bis sie die Wissenschaft der biblischen Heilungswerke fand und die Heilungen wiederholen konnte. Sie sagt von Jesus (Anfangsgründe der göttlichen Wissenschaft, S. 3): „Er bewirkte die Heilung von Krankheit durch das göttliche Gemüt, das alles wahre Wollen, allen Antrieb und alle Tätigkeit verleiht, und das den Irrtum des Denkens, der sich körperlich kundtut, zerstört und statt dessen die Wahrheit am Körper in Harmonie und Gesundheit offenbar werden läßt.“
Bei der Ausübung der Christlichen Wissenschaft ist es sehr hilfreich, zu verstehen, daß der geringste Antrieb des Guten ein Beweis ist von der Wirksamkeit des Gemüts auf das menschliche Denken. Der Antrieb zur Gerechtigkeit, Liebe, Wahrhaftigkeit oder Intelligenz fängt bei Gott an, nicht beim Menschen. Denn das Wollen gehört Gott an, nicht den Menschen, selbst nicht dem geistigen Menschen, der doch die Idee des Gemüts ist. Man muß sich dessen bewußt sein, daß die geringste Kundwerdung des Guten bereits auf die unsichtbare Gegenwart des unendlichen Guten hinweist. In der Wissenschaft lernt man, daß das Gute nicht kärglich auf viele Gemüter verteilt wird, sondern unteilbar und unendlich ist, und daß der Mensch das Gute in unbeschränktem Maße widerspiegelt.
Gemäß wissenschaftlicher Offenbarung ist das Gemüt das Alles-in-allem und regiert alles; und diese Wahrheit erstreckt sich auch auf die menschliche Erfahrung. Wenn sie verstanden wird, vertreibt sie die materiellen Illusionen, indem sie fortschreitend die Herrschaft des Gemüts demonstriert, bis aller Irrtum aus dem menschlichen Bewußtsein ausgemerzt ist.
Als Mrs. Eddy darüber schrieb, wie wichtig es für die Menschen ist, verstehen zu lernen, wie sie ihre Körper regieren, sagte sie in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 251): „Wir sollten uns darüber klar werden, ob die Menschheit den Körper durch eine Annahme der Notwendigkeit von Krankheit und Tod, von Sünde und Vergebung regiert oder von dem höheren Verständnis aus, daß das göttliche Gemüt vollkommen macht, daß es durch die Wahrheit auf das sogenannte menschliche Gemüt wirkt und es dazu bringt, allen Irrtum aufzugeben und zu erkennen, daß das göttliche Gemüt das einzige Gemüt ist, sowie der Heiler von Sünde, Krankheit und Tod.“
Wir können gewiß sein, daß das göttliche Gemüt auf alle Menschen mit der unwiderstehlichen Macht der Allgewalt wirkt, und daß die Menschen den Segen dieses Wirkens so schnell empfangen, wie sie bereit sind, sich der Macht der Wahrheit zu ergeben. Es gibt keine Begrenzung für das göttliche Wirken, und es gibt keinen Mangel an göttlicher Kraft. Alles was die Menschen zu tun brauchen, ist, sich der Gegenwart Gottes zu ergeben und die Machtlosigkeit des menschlichen Denkens, das sich diesem Wirken widersetzen möchte, klar zu erkennen. Wenn wir so demütig werden, daß wir die Allheit des Gemüts anerkennen und keinen Platz für etwas Unwahres im Bewußtsein übriglassen, wird das Wort Gottes mächtig in uns wirken.
In der ganzen Welt beobachten wir voller Freude das wohltuende Ergebnis von der Einwirkung des göttlichen Gemüts — wie die Wahrheit des Seins Vorurteil und Ungerechtigkeit niederreißt, Langlebigkeit vermehrt, den Lebensstandard hebt und viele Stimmen in Protest gegen die Barbarei des Krieges lautwerden läßt. Auch auf dem Gebiete der Naturwissenschaften sehen wir an einer klareren Bewertung der Materie, wie das göttliche Gemüt auf das menschliche Gemüt einwirkt, und wie bessere Begriffe von Beförderung, Nachrichtenübermittlung und Güterverteilung schon einige Begrenzungen der Materie überwinden.
Mrs. Eddy ergab sich rückhaltlos der Selbstbehauptung des göttlichen Gemüts und hat der Menschheit mit vollkommener Klarheit Gottes Botschaft übermittelt. Unsere Arbeit besteht darin, zu erkennen, wie unser ganzer Daseinsbegriff durch die von ihr entdeckte Wissenschaft umgewandelt wird, um dann unser Denken völlig der Einwirkung des göttlichen Gemüts hinzugeben, das die Macht der Wahrheit über den Irrtum demonstriert. Derselbe ICH BIN, der seine Gegenwart Moses gegenüber verkündete, erklärt sich heute durch die Christliche Wissenschaft. In dem Maße, wie wir uns seiner wohltuenden Wirksamkeit ergeben, werden wir gesegnet und geläutert.
