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Die höhere Mission der Christuskraft

Aus der April 1960-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Mary Baker Eddy spricht in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ folgendermaßen von der heilenden Mission Jesu und ihrer dauernden Gnadengabe an die Menschheit durch die Christliche Wissenschaft (S. 150): „Jetzt, wie damals, werden durch das metaphysische Heilen physischer Krankheit Zeichen und Wunder gewirkt; aber diese Zeichen geschehen nur, um den göttlichen Ursprung dieses Heilens zu demonstrieren — um die Wirklichkeit der höheren Mission der Christuskraft, die Sünden der Welt wegzunehmen, zu bekunden.“

Wie erfüllen wir als Christliche Wissenschafter die Forderung, die dieses höchste Gebot des christlich-wissenschaftlichen Heilens an uns stellt? Christus Jesus gebot uns, die Werke zu tun, die er tat. In diesen war auch die Vergebung — die Zerstörung — der Sünde einbegriffen.

Bei dem Bericht von der Heilung des Gichtbrüchigen ist es interessant festzustellen, daß die Pharisäer und Schriftgelehrten, obwohl sie nicht umhin konnten anzuerkennen, daß Jesus die Krankheit geheilt hatte, seine Heilung oder Vergebung der Sünde restlos ablehnten und sie als Gotteslästerung bezeichneten. „Wer kann Sünden vergeben denn allein Gott?“ fragten sie (Luk. 5:21). Sie glaubten, Jesus maße sich das Vorrecht Gottes an. Für Jesus selbst aber handelte es sich um die Erfüllung des göttlichen Gebotes an den Menschen, Gott widerzuspiegeln und Gebrauch zu machen von der Kraft Gottes, die dem Menschen göttlich verliehen ist. Wir lesen (Vers 24): „Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht hat, auf Erden Sünden zu vergeben (sprach er zu dem Gichtbrüchigen): Ich sage dir, stehe auf und hebe dein Bettlein auf und gehe heim!“

Die Frage mag aufgeworfen werden: „Ist die Krankheit an sich Sünde?“ Da das Wort „Sünde“ bedeutet, etwas für wahr zu halten, was nicht wahr ist — das angebliche Gegenteil des Rechten — ist Krankheit in einem sehr weiten Sinne Sünde. Doch ist solch ein nur auf einer Annahme beruhender Zustand niemals kennzeichnend für den wahren Menschen und gehört nicht zu ihm.

Im allgemeinen sprechen wir von der Heilung von Krankheit und der Vergebung von Sünde. Wenn der Christliche Wissenschafter Vergebung übt, so gibt er stets einen irrigen Begriff vom Menschen zugunsten des wahren Begriffs auf. Dies ist die eigentliche Bedeutung von Vergebung.

Mit dem Kommen der Christusidee zum menschlichen Bewußtsein wird die irrige Annahme — oder Sünde — nicht nur verziehen, sondern sie verschwindet ganz und gar; der Fehler wird berichtigt und die Sünde zerstört. Welchen Zweck hätte es, wenn wir einem Mathematikschüler sagen würden, obwohl seine Lösung falsch sei, wollten wir ihm seinen Fehler doch verzeihen? Wir haben nicht das Recht, dies zu tun. Wir können nur dadurch Abhilfe schaffen, daß wir den Fehler aufdecken und ihn durch die richtige Lösung ersetzen; und so vergeben — zerstören — wir den Irrtum.

Einer der Glaubenssätze der Christlichen Wissenschaft lautet folgendermaßen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 497): „Wir bekennen Gottes Vergebung der Sünde in der Zerstörung der Sünde und in dem geistigen Verständnis, welches das Böse als unwirklich austreibt. Aber die Annahme von Sünde wird so lange bestraft, wie die Annahme währt.“

Wie behandelte Jesus die Sünde und die Sünder? Johannes sagt von ihm (3:17): „Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde.“ Zu dem Weib, das man im Ehebruch ergriffen hatte, sagte Jesus (Joh. 8:11): „So verdamme ich dich auch nicht.“ Da er aber wußte, daß der Irrtum sein eigenes Leiden und seine eigene Bestrafung in sich schließt, fügte er hinzu: Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!“

Jesus hat uns gezeigt, daß der Vater weder verurteilt noch bestraft. Gott gibt und vergibt nur. „Aber die Annahme von Sünde wird so lange bestraft, wie die Annahme währt.“ Wer bestraft die Annahme? Sie bestraft sich selbst. Gott, das Gemüt, die göttliche Liebe, verurteilt niemanden, noch bestraft sie irgend jemand. Die Liebe vergibt nur. Sie verleiht die geistige Wahrheit, die allen Irrtum, alle irrigen Annahmen null und nichtig macht.

Alle Tätigkeit des Heilens und Erneuerns, aller geistige Fortschritt, ist in dem Problem der Vergebung mit eingeschlossen. So erkennen wir, wie der erleuchtete individuelle Mensch auf Erden Macht hat, Sünde und Krankheit zu vergeben. Ja er hat die Pflicht, dies zu tun. Das Wort Gottes, der göttlichen Liebe, tut die Arbeit, und das Wort wird durch den individuellen Menschen zum Ausdruck gebracht oder bekundet.

Das unendliche Gemüt, welches die göttliche Liebe ist, versorgt uns mit der richtigen Lösung für jedes Problem. Unsre Aufgabe ist es, uns die göttliche Liebe zunutze zu machen und sie widerzuspiegeln. Müssen wir dies nur zugunsten anderer Menschen tun? Haben wir nicht vielmehr mit unsrer eigenen Vergebung zu beginnen, mit derselben fortzufahren und sie vollständig zu demonstrieren? Es geht nicht etwa um die Frage, wieviel Gott uns vergibt, sondern darum, wieviel von dieser Vergebung zu empfangen wir willens sind. Kann irgend jemand von sich behaupten, daß er nicht der Vergebung bedürfe — daß er nicht die Wahrheit nötig habe anstelle der irrigen Annahme? Sind wir denn schon frei von allen falschen Annahmen? Brauchen wir also nicht Vergebung, wünschen wir sie, und trachten wir danach, sie zu empfangen?

Wenn wir das Gebet des Herrn beten und sagen: „Vergib uns“ (Matth. 6:12), bitten wir dann wirklich aufrichtig, daß Gott uns vergeben möge, oder bitten wir nur einfach ganz oberflächlich um Verzeihung? Da das göttliche Prinzip uns stets die rechte Idee gibt anstelle des Irrtums, so kann die Frage nur lauten: Inwieweit sind wir bereit, jene Vergebung zu empfangen und sie praktisch auszuwerten?

Wir lesen in der Bibel: „Vergib uns unsere Schuld, wie wir unsern Schuldigern vergeben.“ In einer alten englischen Version lautet diese Stelle: „Vergib uns unsere Sünden, wie auch wir jenen vergeben, die an uns gesündigt haben.“ Sind damit stets Personen gemeint? Welches sind die Dinge, die hauptsächlich an uns sündigen oder Unrecht an uns tun? Sind es nicht die Irrtümer des persönlichen Sinnes, die an unsrer Zeit, an unsrer Gesundheit, unsrer Versorgung, unsrer Freude, an unserem inneren Frieden und unserer Gemeinschaft mit Gott sündigen oder Unrecht tun?

Unter den letzten Worten, die Jesus auf Golgatha sprach, waren diese (Luk. 23:34): „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Weist dies nicht darauf hin, daß Unwissenheit der Vergebung bedarf?

Der selbstgerechte, selbstzufriedene Pharisäer war sich nicht bewußt, daß er der Vergebung bedurfte. Erst wenn Liebe und Demut den Pfad bereiten, kann das menschliche Herz anfangen, sich seines Bedürfnisses geistiger Heilung bewußt zu werden, seine eigenen Unzulänglichkeiten zu erkennen und für die Vergebung der göttlichen Liebe empfänglich zu werden. Wahrlich, die Liebe gibt voll und ganz. Die Liebe erleuchtet den Pfad und ist die Substanz allen wahren Fortschritts und aller wahren Entfaltung.

In dem Maße wie wir lernen, die Schönheit und Vollkommenheit des reinen Gemüts zu lieben und zu schätzen, zu erkennen und danach zu verlangen, werden wir seiner Vergebung teilhaftig. Anstelle des trügerischen Zeugnisses der körperlichen Sinne wird das Gemüt uns die unveränderliche Rechtschaffenheit seiner unendlichen Ideen verleihen. Dies ist die Vergebung des Gemüts. Wenn wir lernen, die Dinge des Geistes zu lieben, werden wir allmählich befreit aus den Fangarmen der materiellen Sinne. Die Inspiration, die Stärke und der Mut, mit denen wir unsern Blick unverwandt zu der freudevollen, furchtlosen Freiheit des geistigen Seins erheben, stellen die Vergebung des Geistes dar.

Die göttliche Liebe ist das Licht, das auf alle Menschen scheint. Wenn wir nach diesem Licht verlangen, uns ihm zuwenden und empfänglicher und zugänglicher dafür werden, so entfaltet die Liebe uns ihre ganze Lieblichkeit und ihre geistigen Forderungen. Das ist die Vergebung der göttlichen Liebe.

Es ist von großer Wichtigkeit, daß wir es lernen, uns selbst zu vergeben. Selbstvergebung bedeutet, jeden Gedanken, der Gott unähnlich ist, durch den richtigen Begriff zu ersetzen, und wir können dies nur vollbringen, wenn wir uns völlig dem unendlichen Gemüt zuwenden. Dann wird uns die göttliche Liebe, die rückhaltlos gibt, mit heiligen, heilenden Gedanken versorgen. Diese Christusgedanken sind göttliche Offenbarwerdungen, die da kommen, um uns zu segnen und zu trösten; und wenn wir ihnen unsere Herzen auftun, vollbringen sie ihr Heilungswerk an uns und an der ganzen Welt — in der Demonstration „der höheren Mission der Christuskraft, die Sünden der Welt wegzunehmen.“

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