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„Dein Wille geschehe“

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der Juli 1960-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In dem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“ gibt uns Mrs. Eddy ihre Auslegung von der geistigen Bedeutung des Gebets des Herrn. Hier wird die Bitte (Matth. 6:10): „Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“, folgendermaßen ausgelegt (S. 17): „Befähige uns zu wissen, daß Gott — wie im Himmel, also auch auf Erden — allmächtig, allerhaben ist.“ Diese Auslegung ist ein Beispiel für die „neue Zunge“, in der die Christliche Wissenschaft uns die alten Wahrheiten der Bibel verkündet.

Denen, die die Christliche Wissenschaft nicht kennen, fällt es oft recht schwer, vorbehaltlos zu beten: „Dein Wille geschehe.“ Diese Worte sind allgemein dahingehend ausgelegt worden, daß man nicht nur zu Wohlergehen und Freude, sondern auch zu Kummer und Schwierigkeiten aller Art ja sagen müsse, weil die alte Theologie lehrte, daß Gott den Menschen nach Seinem unerforschlichen Willen diese Leiden und Schwierigkeiten auferlegt.

Die Christliche Wissenschaft vermittelt der Menschheit jedoch einen neuen Gottesbegriff, denn sie enthüllt das Höchste Wesen als das absolute Gute, als das göttliche Prinzip, dessen Gegenwart die Möglichkeit irgendwelcher Erfahrungen von Leiden, Sünde oder Tod ausschließt.

Viele Stellen in der Bibel bestätigen diese Auslegung. Bereits im ersten Kapitel der Genesis lesen wir (Vers 31): „Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.“ Johannes faßt das Wesen der Lehre Christi Jesu so zusammen (1. Joh. 1:5): „Und das ist die Verkündigung, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, daß Gott Licht ist und in ihm ist keine Finsternis.“ Für den Christlichen Wissenschafter ist daher die Auswirkung des göttlichen Willens gleichbedeutend mit allumfassender Harmonie, mit dem Ausströmen unbegrenzter Segnungen.

Im Glossarium von „Wissenschaft und Gesundheit“ sind Prinzip und Liebe zwei der sieben Synonyme, die Mrs. Eddy in ihrer Definition von Gott gebraucht. Das göttliche Prinzip ist also Liebe; daher hat alle Gesetzmäßigkeit ihren Urquell in der Liebe und wird von ihr beherrscht.

Da Gott allgegenwärtig ist, gibt es keinen Ort, keinen Augenblick und keine Situation, wo wir nicht von der Allmacht der Liebe umschlossen sind. Tatsächlich ist alles Gute, nach dem wir verlangen, vom göttlichen Willen schon für uns vorgesehen.

Beten — wie es in der Christlichen Wissenschaft verstanden wird — schließt stets ein dankbares Anerkennen der Allmacht, Allgegenwart und unendlichen Fürsorge Gottes in sich. Wer in diesem wissenschaftlichen Sinne betet, erlangt das Bewußtsein seiner Verbundenheit mit Gott als Gottes Widerspiegelung, und dieses erhobene Bewußtsein befähigt ihn, die Tatsache geistig zu erkennen, daß der Schöpfer und die Schöpfung, das Prinzip und die Idee, vollkommen sind.

Das Gebet nimmt im Leben eines Christlichen Wissenschafters die erste Stelle ein. Mrs. Eddy widmet das erste Kapitel von „Wissenschaft und Gesundheit“ diesem wichtigen Thema. Auf Seite 11 schreibt sie: „Das Gebet kann die unwandelbare Wahrheit nicht ändern, noch kann uns das Gebet allein ein Verständnis von der Wahrheit geben; das Gebet jedoch, das sich mit einem inbrünstigen, beständigen Verlangen verbindet, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun, wird uns in alle Wahrheit leiten.“

Wenn wir mit solch heiligem Verlangen, wie unsere Führerin es beschreibt, beten: „Dein Wille geschehe“, dürfen wir gewiß sein, daß wir Seinen Willen erkennen können, sowie auch die Befähigung erlangen, diesem Willen nachzukommen. Paulus weist auf diese Befähigung hin, wenn er schreibt, daß Gott „will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2:4).

Das sogenannte sterbliche Gemüt möchte uns oft glauben machen, daß es eine von Gott getrennte Macht gebe — eine irrige Macht — oder sogar, daß Gott diese böse Macht erschuf. Es ist aber der Wille Gottes, daß wir nicht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen essen sollen. „Der Mensch und sein Schöpfer stehen in der göttlichen Wissenschaft in Wechselbeziehung zueinander; das wirkliche Bewußtsein weiß nur um die Dinge Gottes,“ lesen wir in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 276).

Wenn wir beten: „Dein Wille geschehe“, haben wir keinen Grund zur Furcht für die, die uns nahestehen, für jene, denen wir helfen möchten, oder für uns selbst. Eine Voraussetzung müssen wir allerdings erfüllen. Wir müssen bereit sein, bloß menschliches Planen und Wünschen aufzugeben.

Daß Abraham seinen Sohn Isaak, der ihm durch göttliche Verheißung noch in vorgerücktem Alter geschenkt worden war, über alles liebte, war menschlich natürlich. Doch glaubte Abraham, der seinen Gehorsam gegen Gott allen anderen Neigungen voranstellte, Gott verlange von ihm, Isaak zu opfern. Sobald jedoch Abrahams Bereitwilligkeit, sich dem göttlichen Willen bedingungslos zu fügen, zutage trat, hörte er die wahre Engelsbotschaft (1. Mose 22:12): „Lege deine Hand nicht an den Knaben“ und lernte mehr von der Natur Gottes, der göttlichen Liebe, verstehen.

Der biblische Bericht von diesem Vorfall schließt mit der Verheißung: „Ich habe bei mir selbst geschworen, ... daß ich deinen Samen segnen und mehren will wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres; ... und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden.“

Wir täten wohl daran, unsere Aufgaben und Probleme als Gelegenheiten anzusehen, den Willen Gottes geschehen zu lassen — den Willen, der das absolute Gute für uns und für alle Beteiligten in sich schließt.

Abrahams Erfahrung erwies sich als sehr hilfreich für eine Christliche Wissenschafterin, als sie einmal eine Entscheidung treffen mußte, die von weittragender Bedeutung für ihr künftiges Leben sein sollte. Die besondere Situation, in der sie sich befand, schien zu einem Konflikt zwischen der Liebe zu ihren Mitmenschen und ihren anderen Pflichten als Christliche Wissenschafterin zu führen. Sie konnte aber nicht gleichzeitig nach beiden Richtungen gehen.

Als sie darum rang, die rechte Entscheidung zu treffen, erkannte sie, daß sie an einem Wunsch festhielt, in dessen Erfüllung sie die ideale Lösung des Problems zu sehen glaubte. Doch als sie bereit war, alles menschliche Planen und Wünschen aufzugeben und sich ganz unter die Fürsorge der göttlichen Weisheit und Liebe zu stellen, fiel plötzlich jedes Gefühl von persönlicher Verantwortung für den Ausgang des Problems von ihr ab, und sie war imstande, rückhaltlos und voller Zuversicht zu beten: „Dein Wille geschehe.“ Wenige Tage darauf löste sich der Konflickt auf eine völlig unerwartete und wunderbare Weise.

Die Segnung, die sich so ergab, erstreckte sich auch auf eine Gruppe von Menschen, die seit vielen Jahren als vermißt galten und über deren Schicksal bisher nichts bekannt war. Zur selben Zeit nämlich traf ein Lebenszeichen von ihnen ein, und es konnte wieder Verbindung mit ihnen aufgenommen werden.

Christus Jesus, unser Wegweiser, gab uns das erhabenste Beispiel folgerichtigen Betens als er im Garten von Gethsemane betete, daß Gottes Wille geschehen möge. Auf diese Weise überwand er die Ansprüche des Fleisches und bewies endgültig die Macht des Geistes über den Tod und das Grab.

Wir sollten auf dem Weg der Demut wandeln, den der Meister vor uns beschritten hat. Und wir sollten uns freuen, daß Gehorsam, verbunden mit der Überwindung einer falschen Vorstellung vom Selbst, uns den Himmel aufschließt durch das rechte Verständnis der Bitte: „Dein Wille geschehe“ — wodurch uns alle Seligkeit zuteil wird.

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