Christus Jesus wies auf die Macht der Christlichkeit über das Böse hin, als er zu den triumphierenden Siebzig, die von einer Mission des Heilens, auf die er sie ausgesandt hatte, zurückkamen, sagte (Luk. 10:19): „Sehet, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch beschädigen.“ Der Meister bewies diese Macht in seinem eigenen Leben, als er den Tod und das Grab überwand, die die Feinde des Guten ihm auferlegen wollten.
Jesu tiefes Verständnis von Gott als der Liebe machte es ihm möglich zu beweisen, daß „der Feind“ lediglich Feindschaft darstellt, das Gegenteil der Liebe. Und er behandelte Feindschaft unpersönlich, das heißt, als eine falsche Vorstellung, die nicht wirklich oder wahr ist. Der Meister lehrte seine Jünger diese große Lektion von der unpersönlichen Natur der Feindschaft in der Nacht vor seiner Kreuzigung, als er zu ihnen sagte (Joh. 15:18): „So euch die Welt haßt, so wisset, daß sie mich vor euch gehaßt hat.“ Es ist beachtenswert, daß er sagte, es wäre „die Welt“, die haßte; und er machte seine Nachfolger auch auf die alte Prophezeiung aufmerksam: „Sie hassen mich ohne Ursache.“
Feindschaft haßt, weil sie Feindschaft ist, nicht weil sie einen Grund zum Hassen hat; sie ist das Gegenteil des Guten und möchte ihre Pfeile der Bosheit überall dorthin richten, wo das Gute wirksam ist. Doch das Wirken Gottes, der Liebe, das in den liebevollen Weisen der Gnade und Gerechtigkeit und Güte zum Ausdruck kommt, überwindet die angebliche Wirksamkeit des Bösen. Der Christus stellt die Wirksamkeit des Guten dar, den Beweis von der göttlichen Liebe; er ist der sündlose Ausdruck der Liebe. Und die Feindschaft stellt alles dar, was den Christus leugnet.
Mary Baker Eddy entdeckte die unpersönliche Natur der Feindschaft. Sie erkannte, daß das Böse weder Identität noch Wesenheit besitzt, und sie zerstörte seinen Anspruch auf Wirksamkeit auf der Grundlage des All-Wirkens, das Gott, der Geist, ist. Sie sagt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 200): „Das mutmaßliche Gegenteil des göttlichen, unendlichen Geistes ist die sogenannte menschliche Seele oder der menschliche Geist, mit andern Worten die fünf Sinne — das Fleisch, das gegen den Geist streitet.“ Sie fügt hinzu: „Diese sogenannten materiellen Sinne müssen dem unendlichen Geist, den wir Gott nennen, Raum geben.“
Die Christlichen Wissenschafter erlangen Herrschaft über das Böse in dem Verhältnis, wie sie es wahrhaft unpersönlich machen, sich weigern, es als ein Element des wahren Seins anzusehen, und dann im täglichen Leben die Güte zum Ausdruck bringen, die alles zunichte macht, was sich der Liebe widersetzt. Die heimtückischste List der Feindschaft besteht darin, ein Ego für sich geltend zu machen und dann als das Denken eines individuellen Menschen aufzutreten. Doch wie viele Personifizierungen die Feindschaft auch beanspruchen mag, seien es nun wenige oder eine große Anzahl, sie ermangelt der Wirklichkeit oder des tatsächlichen Bewußtseins. Sie stellt immer noch die falsche, körperliche Lebensauffassung dar, „das Fleisch, das wider den Geist streitet“, und sie ist machtlos angesichts der Christus-Wahrheit.
Die freiheitsliebenden Völker suchen die Feindschaft zu überwinden, die ohne Ursache haßt. Diese Feindschaft ist „die Welt“ oder der Materialismus, der, wie der Meister in seiner Warnung ankündigte, die Nachfolger des Christus hassen würde. Haß ohne Ursache, wenn er sich auch größere materielle Macht anzueignen scheint, muß dennoch als bloße „Feindschaft“ angesehen werden und als unfähig, in der Gegenwart des Christus wirken zu können, wie sie jetzt in ihrer Wissenschaft offenbart worden ist. Das Böse persönlich zu machen — ganz gleich, welche Form oder welchen Umfang es auch annehmen mag — heißt, sich einer Täuschung ergeben. Das Böse als eine unwirkliche Vorstellung anzusehen heißt, dessen Machtanspruch auslöschen, denn der Geist allein ist wirklich und bekundet Macht.
„Wissenschaft und Gesundheit“ gibt uns die folgende hilfreiche Warnung (S. 266): „Die entgegengesetzten Verfolgungen seitens des materiellen Sinnes, der Böses durch Böses unterstützt, möchten selbst die Auserwählten täuschen.“ Wenn wir mit menschlichen Empfindungen gefühlsmäßig auf diese Verfolgungen reagieren, so bedeutet das, daß wir getäuscht worden sind, daß wir glauben, Feindschaft sei persönlich und der materielle Sinn vom Leben habe Identität.
Der Materialismus, der die Führerschaft an sich reißen will und der behauptet, es gäbe keinen Gott, kämpft gegen alle Geistigkeit an, die von der Menschheit entwickelt worden ist, seit der größte aller Christen auf Erden wandelte und sein zeitloses Gebot gab (Joh. 13:24): „Daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, auf daß auch ihr einander liebhabet.“
Der Christus ist der Welt jetzt offenbart worden als die universelle Wahrheit, und die Macht des Christus kommt heute in einem umfassenderen Sinne zum Ausdruck als je zuvor. Nicht die Persönlichkeit Jesu, sondern der immergegenwärtige Geist der Wahrheit, den er verkörperte, wird die Fähigkeit enthüllen, die zerstörerischen Instinkte des sterblichen Gemüts zum Schweigen zu bringen, und wird die Inspiration verleihen, aus der die universalen Bestrebungen für einen gerechten Frieden hervorgehen. Solch ein Friede wird schneller aufgerichtet werden können, wenn diejenigen, die die unpersönliche Natur des Bösen verstehen, diesem mit der unpersönlichen Christus-Wahrheit entgegentreten. Wir müssen uns weigern, uns durch die Prüfungen dieses Zeitalters verbittern zu lassen oder uns darüber zu beklagen, und uns freudig an die Aufgabe machen, die die Christliche Wissenschaft klarlegt — nämlich das Beweisen der völligen Unwirklichkeit aller Feindschaft.
Dies ist in der Tat ein revolutionäres Zeitalter, denn in ihm wandelt die Wissenschaft des Christus die Welt um. Das Wort Gottes beeinflußt die Menschheit in hohem Maße. Der Materialismus macht seine Ansprüche mehr denn je und in immer aggressiveren Formen geltend, weil er die unwiderstehlich vorwärtsdrängende Kraft der Wahrheit spürt, die die Macht des Wortes Gottes offenbart. Doch diese krasse Kundwerdung von Feindschaft zeugt nur von ihrer Verzweiflung angesichts ihrer unausbleiblichen Vernichtung.
Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch „Nein und Ja“ (S. 45): „Gebt dem Wort freien Lauf und preiset es. Die Leute schreien förmlich danach, aus Wiege und Windeln herauszukommen. Der geistige Zustand zwingt den Sterblichen seine höchsten Forderungen auf, und die materielle Geschichte geht ihrem Ende entgegen.“ „Feindschaft“ wird durch die Allmacht der Christus-Wahrheit überwunden, die die Allheit der Liebe enthüllt.
