Die Menschen, die sich mit dem Studium der Bibel und der Schriften Mrs. Eddys befassen, erlangen die zuversichtliche Gewißheit, daß der Tod nicht etwas Unabänderliches oder in der Tat Wirkliches darstellt, sondern eine Unwahrheit oder ein Trugbild, das hier oder hiernach durch das Verständnis, daß Gott das Leben des Menschen ist, überwunden werden muß.
Früher oder später ergibt sich für jeden von uns die Gelegenheit, dieses Verständnis praktisch anzuwenden. Oft werden wir durch das Hinscheiden geliebter Angehöriger veranlaßt, uns rückhaltlos Gott, der göttlichen Liebe, zuzuwenden. „Dann“, so sagt uns Mrs. Eddy in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 322), fangen wir an, das Leben in der göttlichen Wissenschaft zu begreifen.“
Selbst das Wort „Tod“, das gemäß der Definition eines Wörterbuches „die Ursache oder den Umstand für den Verlust des Lebens“ bedeutet, wird in der Christlichen Wissenschaft als eine unrichtige Bezeichnung angesehen; denn Gott, das Leben, ist ewig und ist daher niemals etwas, das der Mensch, das göttliche Ebenbild, verlieren kann.
Schon von Kindheit an war die Verfasserin gelehrt worden, die Erfahrung des Hinscheidens mit dem Hinübergehen von einem Raum in einen anderen innerhalb des Hauses zu vergleichen. Wir machen uns keine Sorge um diejenigen, die sich im Zimmer nebenan befinden, so wurde mir erklärt, obgleich wir sie nicht sehen und nicht mit ihnen in Verbindung stehen. Wir wissen, daß ihnen nichts zugestoßen und ihnen kein Leid geschehen ist, auch werden wir nicht von Kummer überwältigt, weil sie nicht bei uns geblieben sind. Zweifellos wohnen alle innerhalb des Hauses unter demselben Dach; die gleiche Wärme und der gleiche Schutz steht allen zur Verfügung. Und ein jeder fährt fort, die ihm übertragenen Aufgaben zu erledigen. Diese Auffassung vom Hinscheiden hat sich in der Erfahrung der Verfasserin als hilfreich erwiesen.
Auf Seite 251 des Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ lesen wir: „In der Illusion des Todes erwachen die Sterblichen zu der Erkenntnis von zwei Tatsachen: erstens, daß sie nicht tot sind; zweitens, daß sie nur die Pforten einer neuen Annahme durchschritten haben.“ Wenn der Mensch erkennt, daß die Annahmen von Alter, Krankheit oder Unfall sein Leben und Sein nicht zerstört haben, erwacht er von dem Glauben, er sei dahingeschieden.
Die sogenannten Toten sind in Wirklichkeit nicht irgendwo hingegangen. Ihre wahre Identität, die geistig ist, existiert ewiglich. Jede Idee wohnt, ebenso wie auch wir, in des himmlischen Vaters Haus, wird von Seiner Gegenwart beschirmt und getröstet, ist in Seiner Liebe geborgen und von Seiner zärtlichen Fürsorge umgeben. Alle müssen individuell demselben Ziel entgegengehen — dem Verständnis von der vollkommenen, todlosen, geistigen Selbstheit des Menschen.
In ihrem Buch „Unity of Good“ (Die Einheit des Guten, S. 2) schreibt Mrs. Eddy: „Der wahre Mensch, wirklich erlöst, ist bereit, für Gott zu zeugen in der unendlichen Einsicht der Wahrheit, und er kann bestätigen, daß das Gemüt, das Gott oder das Gute ist, keine Kenntnis von der Sünde hat.“ Und einige Zeilen weiter unten fügt sie hinzu: „Gemäß dieser selben Regel in der göttlichen Wissenschaft erwachen die Sterbenden — wenn sie in dem Herrn sterben — von einem Bewußtsein des Todes zu einem Bewußtsein des Lebens in Christus, mit einer Erkenntnis von der Wahrheit und der Liebe, die über das, was sie zuvor erkannt hatten, hinausgeht.“ Unsere Führerin erklärt weiter (ebd., S. 2): „Diejenigen, die diesen Übergang, Tod genannt, erreichen, ohne recht die Lektionen dieser Vorschule des sterblichen Daseins ausgenutzt zu haben — und die immer noch an die Wirklichkeit der Materie und deren Freuden und Schmerzen glauben — sind nicht bereit, die Unsterblichkeit zu verstehen.“
Da dies der Fall ist, müssen wir alle das Nichts der Ansprüche der Materie und die Allumfassendheit des göttlichen Lebens verstehen lernen, in dem es weder Kummer noch Tod gibt.
Der Mensch ist niemals allein, denn er ist stets mit Gott verbunden. Er ist daher untrennbar von allem, was gut ist, und untrennbar von der reichlichen Versorgung mit göttlichen Ideen, die uns in jeder Lebenslage alles geben, dessen wir bedürfen. Ein Heilmittel für Kummer besteht darin, daß wir von unserem Denken jene selbstlose Liebe ausströmen lassen, die einen anderen segnet und dadurch uns selbst bereichert.
Was wir brauchen, ist nicht nur rein menschliches Mitleid, sondern vielmehr ein Verständnis von dem, was der Tod tatsächlich ist — ein Nichts. Eine Vorstellung von einem Wechsel in unseren menschlichen Angelegenheiten muß der Vergegenwärtigung von der unwandelbaren Gotteskindschaft des Menschen weichen; eine Vorstellung von Verlust muß durch das Verständnis ersetzt werden, daß Gott alles gibt und daß der Mensch, der alles hat, stets vollständig ist. An die Stelle von Selbstbedauern muß eine geistige Selbstbewertung treten und die Vergegenwärtigung, daß wahres Glück darin besteht, ein treuer Zeuge für Gott, das göttliche Leben, zu sein.
Der geistige Mensch existiert als ein Ausdruck des göttlichen Wesens. Sein Leben bekundet immerdar das göttliche Leben. Es ist daher unfehlbar harmonisch, die fortdauernde Entfaltung des Guten, denn das Leben ist Prinzip; es schließt jede rechte Tätigkeit in sich, denn das Leben ist Gemüt; es ist stets bewußt, unaufhörlich glücklich und gelassen, denn das Leben ist Seele; es ist kraftvoll, unkörperlich und beginnt nicht in der Materie noch verläßt es im Sterben die Materie, denn das Leben ist Geist. Gott, das Leben, zu erkennen bedeutet, das Leben so zu erkennen, wie es im wahren Menschen zum Ausdruck kommt. Wenn wir an diesen Wahrheiten festhalten, werden sie sich in unserer Erfahrung zeigen, denn die Erfahrung ist stets das Resultat unseres Denkens.
Jedesmal, wenn wir uns weigern, dem Glauben der Welt zuzustimmen, daß der Mensch stirbt, werden wir besser imstande sein, selber die unzerstörbare Natur des Menschen zu demonstrieren. Daß wir das hier oder hiernach einmal tun müssen, geht aus der biblischen Erklärung hervor (1. Kor. 15:26): „Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod.“ Wie dankbar können wir doch Christus Jesus sein, der uns den Weg zu diesem Überwinden des Todes gewiesen hat, und Mrs. Eddy, die den Christus als die göttliche Idee Gottes und die geistige Selbstheit des Menschen enthüllte!
Wenn wir erst den Segen begreifen, der uns oft durch eine schmerzliche Erfahrung zuteil wird, dann haben wir auch den Sieg über diese Erfahrung davongetragen. Dann können wir mit dem Apostel Paulus fragen (1. Kor. 15:55): „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“, und erwidern (Vers 57): „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesus Christus.“
