Die Christliche Wissenschaft erhöht die physische und mentale Ausdauer und Stärke derjenigen, die ihre Lehren gewissenhaft anwenden. Diese kräftigende Wirkung wird durch die Vergeistigung des Denkens erzielt, die sich als Reaktion des menschlichen Bewußtseins auf die Botschaft der Christus-Wahrheit in der Christlichen Wissenschaft zeigt.
Die Bedeutung, die der Demonstration von Stärke durch die geistige Entwicklung des Gedankens zukommt, kann wohl kaum genug betont werden. Das beschleunigte Lebenstempo, das durch die intensive Nutzbarmachung technischer Entdeckungen herbeigeführt worden ist, fordert ein immer größeres Maß an Widerstandskraft gegenüber der Rastlosigkeit, dem Druck und dem Lärm des Materialismus, die dem Unachtsamen nur zu leicht mentale und physische Erschöpfung und ein Nachlassen der Kräfte auferlegen möchten.
Die Christliche Wissenschaft gibt demjenigen, der sie studiert, ein Verständnis von der sich selbst erhaltenden Lebenskraft seines wahren Seins und hilft ihm so, sich ein hohes Maß von Herrschaft zu bewahren über alles, was dazu führen würde, seine Ausgeglichenheit und Ausdauer zu beeinträchtigen. Sie lehrt, daß eine Demonstration dieser Eigenschaften nicht eine Sache der Muskeln, sondern des geistigen Verständnisses ist. Ein oft zitierter Vers aus den Sprüchen lautet (24:5): „Ein weiser Mann ist stark, und ein vernünftiger Mann ist mächtig von Kräften.“
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß wahre Stärke eine geistige Eigenschaft ist und nicht ein Vermögen des materiellen Körpers; daher kann sie nicht von einer physiologischen oder von irgendeiner materiellen Basis aus erklärt, noch durch Nahrungsmittel, Leibesübungen oder irgendeine mentale Methode menschlicher Erfindung erlangt oder aufrechterhalten werden. Solange Stärke als ein der Materie innewohnendes Vermögen angesehen wird, solange wird die Furcht vor ihrem Verlust diejenigen verfolgen, die an dieser falschen Auffassung festhalten.
Die Christliche Wissenschaft beweist, daß der materielle Körper als Materie in Wirklichkeit keine eigenen Eigenschaften besitzt, denn er stellt im Grunde genommen nur die gegenständlich gewordene Annahme eines sogenannten materiellen oder sterblichen Gemüts dar und ist diesem daher bedingungslos unterworfen. Mrs. Eddy schreibt über diese grundlegende Tatsache in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 219): „Nicht Muskeln, Nerven oder Knochen, sondern das sterbliche Gemüt macht den ganzen Körper, krank‘ und, das ganze Herz ... matt‘; wohingegen das göttliche Gemüt heilt.“
Wahre Stärke und unaufhörliche Ausdauer sind Eigenschaften Gottes, des Lebens, das die Wahrheit ist; und als solche sind sie nicht abhängig von irgendeinem äußeren Faktor oder Umstand, sind nicht dem Auf und Ab unterworfen, das die sterbliche Annahme mit ihnen verbindet, sondern sie sind stets in vollem Umfang gegenwärtig. Die ihnen entgegengesetzten Zustände: Müdigkeit, Schwäche und Erschöpfung sind in Wirklichkeit nicht Eigenheiten der Materie, sondern Illusionen.
Der Mensch bedarf keiner angesammelten Stärke, denn als Widerspiegelung macht er sich unablässig die unbegrenzte Macht des göttlichen Gemüts zunutze, die Macht, welche die immer neue Spannkraft des Lebens, die unendliche Ausdauer und Leistungsfähigkeit der Wahrheit aufrechterhält. In dem Verhältnis, wie wir diese Tatsachen verstehen, sind wir imstande, jeder Suggestion zu widerstehen, die uns dazu zwingen möchte, eine endliche Vorstellung von Versorgung und Macht anzunehmen. Die göttliche Macht wird im menschlichen Leben verwirklicht, wenn das Verständnis vom Leben selbst erreicht wird — dem Leben, das nicht als ein der Materie eingeflößtes Bewußtsein zu betrachten ist, sondern das als der allmächtige Gott, der Geist, der die Materie ausschließt, erkannt werden muß.
Unsere Führerin Mrs. Eddy lehrt (Vermischte Schriften, S. 189): „Dem Menschen, der das Leben erkennt als das, was es ist, Gott, das ewige Gute, ist nicht nur ein Daseinsgefühl gegeben, sondern ein ständiges Bewußtsein geistiger Kraft, die die Materie unterjocht und Sünde, Krankheit und Tod zerstört.“
Die sogenannte körperliche Ausdauer ist ein Traum, eine völlig unwahre Annahme. Sie kann nicht wirklich genährt oder erhalten werden, man kann sich ihr nur hingeben, ebenso wie man sich dem Irrlicht irgendeines Trugbildes ergeben mag. Sie kann nicht den Platz der Demonstration geistiger Stärke einnehmen, noch kann menschlicher Wille oder bloß eigensinnige Entschlossenheit als Ersatz für ihre Vernachlässigung angesehen werden. Der Ausübung solcher Eigenschaften des sterblichen Gemüts folgt ausnahmslos die Reaktion der Erschöpfung und Enttäuschung. Es gibt keinen Ersatz für geistig erhobenes Denken und die verläßliche, spontane Energie und Frische, die von diesem ausgehen.
Die Annahme von Erschöpfung auf Grund von Überarbeitung wird in der Christlichen Wissenschaft überwunden durch die Vergegenwärtigung, daß alle unsere Tätigkeiten in unserer Widerspiegelung Gottes eingeschlossen sind und daß die Mittel, alles Gute zu vollbringen, mit dem Wesen der geistigen Widerspiegelung untrennbar verbunden sind. Leben ist Gott; Ihn widerzuspiegeln ist keine Bürde, die uns ermüden kann; es kann unser geistiges Sein nur fördern, ebenso wie auch unsere Macht, für die Allmacht Gottes zu zeugen. Der Mensch wirkt unter göttlichem Antrieb mit der widergespiegelten Kraft des göttlichen Gemüts, und weder das Gemüt noch seine Widerspiegelung ermüden jemals.
Mrs. Eddy macht die folgende anschauliche Erklärung (Wissenschaft und Gesundheit, S. 387): „Wer darf behaupten, daß sich das wirkliche Gemüt überarbeiten kann? Wenn wir unsre Grenzen mentaler Ausdauer erreichen, schließen wir, daß die intellektuelle Arbeit weit genug gegangen ist; wird es uns aber zur Wirklichkeit, daß das unsterbliche Gemüt immer tätig ist, daß sich geistige Energien niemals verbrauchen können, und daß das sogenannte materielle Gesetz gottgegebene Kräfte und Hilfsquellen nicht beeinträchtigen kann, dann sind wir imstande, in der Wahrheit auszuruhen, erquickt durch die Gewißheit der Unsterblichkeit, die der Sterblichkeit entgegengesetzt ist.“ Die Intelligenz, die Inspiration einer göttlichen Absicht und die Energie und Gelassenheit, die diese mit sich bringen, stammen von Gott; der Mensch reagiert mühelos auf deren Anregung.
Nach menschlicher Auffassung kann eine lang anhaltende Nervenbelastung zu mentalen und körperlichen Erschöpfungszuständen führen. Solch ein mentaler Zustand ist jedoch nur das Ergebnis der Annahme, daß es Leben in den Nerven, Intelligenz im Gehirn und Stärke in den Muskeln gebe; er ist nur ein Teil des Glaubens an die widersinnige Vorstellung von einem sterblichen materiellen Kind Gottes und der heidnischen Anbetung eines menschenähnlichen, persönlichen Gottes. Die Christus-Wahrheit berichtigt diese Falschheiten, stellt die verdunkelte Überzeugung von der selbsterneuernden Kraft des Lebens wieder her und macht das bewußte, freudige Erleben ihrer Widerspiegelung durch den unter der Herrschaft Gottes stehenden Menschen möglich.
Was als zunehmende Altersschwäche auftritt, ist ein Teil der grundlegenden Täuschung von den abnehmenden Fähigkeiten eines endlichen Lebens. Diese chronische Schwäche zeigt sich nur als Folge der Vorstellung, die das sterbliche Gemüt über seinen eigenen Körper hegt. Die Unmöglichkeit, ja das traumähnliche Wesen des physischen Lebens zu erkennen bedeutet, sich über dessen Begrenzungen zu erheben; es bedeutet, Intelligenz, Frische, innere Aufgeschlossenheit und Stärke zum Ausdruck zu bringen, die von den mesmerischen Annahmen einer sterblichen Lebensauffassung unbeeinträchtigt sind. Christus Jesus erklärte (Joh. 10:11): „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“
Wenn wir unser Bewußtsein gegen die Suggestionen verschließen, die vom Körper zu kommen scheinen, und zu Gott aufschauen, um Stärke und unermüdliche Lebenskraft zu erhalten, werden wir spontan für die Allmacht Gottes zeugen. „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden“ (Jes. 40:31).
