Mit dem Wort „Feuer“ verbinden sich verschiedene Vorstellungen. Ein Verwendungszweck des Feuers ist zum Beispiel, Hitze abzugeben oder zu wärmen. An einsamen Plätzen in der Wildnis oder im Urwald zünden die Menschen ein Feuer an, um sich vor wilden Tieren zu schützen. Doch ist es auch möglich, von dem Feuer der Begeisterung für die Kunst oder für irgendein anderes vortreffliches Unternehmen zu sprechen.
In der Bibel hat der Ausdruck „Feuer“ oft eine heilige Bedeutung. In der Einsamkeit der Wüste erschien Gottes Engel dem Moses in einem Busch, der mit Feuer brannte „und ward doch nicht verzehrt“ (2. Mose 3:2). Und als Moses hinging, um zu sehen, warum der Busch nicht verzehrt würde, erfuhr er von der Aufgabe, die Gott für ihn vorgesehen hatte — nämlich, die Kinder Israel aus Ägypten zu führen. Dann hörte er die Stimme Gottes, die sagte: „ICH BIN DER ICH BIN“ (Vers 14, n. der engl. Bibel). Und im Fünften Buch Mose (4:12) wird uns berichtet, daß Gott mit den Kindern Israel „mitten aus dem Feuer“ redete.
In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ gibt Mrs. Eddy, der Gott die geistige Bedeutung der Heiligen Schrift enthüllte, die folgende symbolische Definition des Wortes „Feuer“: „Furcht; Gewissensbisse; Wollust; Haß; Zerstörung.“ Und sie erklärt das Wort in seiner weiteren Bedeutung als „Betrübnis, die den Menschen läutert und erhebt“ (S. 586).
Johannes der Täufer sagte von Christus Jesus (Matth. 3:11): „Der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ Nur durch diese Taufe können wir den Weg von den Sinnen zur Seele gehen. Doch was ist der Heilige Geist? Er stellt die reine Christus-Wahrheit dar, die von Mrs. Eddy entdeckt und von ihr in der Christlichen Wissenschaft offenbart wurde. Es ist die Mission dieser Christus-Wissenschaft, der reinen Wahrheit über Gott, das Feuer des geistigen Verständnisses von neuem auf Erden zu entfachen.
In dem Maße, wie der einzelne durch gewissenhaftes Studium die Lehren der Christlichen Wissenschaft erfaßt, erlangt er eine größere Fähigkeit, zwischen dem Guten und dem Bösen zu unterscheiden. Er wird willens, sich der reinigenden Feuerprobe der Selbstprüfung, der Wachsamkeit und der wahren Demut zu unterziehen, damit er wahrhaft wiedergeboren werden möge. Am Anfang dieser Reinigung mögen Gewissensbisse und bittere Selbstvorwürfe stehen, doch durch die Taufe des Heiligen Geistes erlangt er ein Verständnis von der wahren Idee des Menschen als des geistigen Ebenbildes Gottes. Die beglückende Freude, die dieses aufdämmernde Verständnis mit sich bringt, ist so groß, daß eine heilige Begeisterung für die Christus-Wahrheit das Herz erfüllt — die neue Geburt in Christus hat ihren Anfang genommen.
Das angebliche sterbliche Gemüt ist immer das gewesen, was es heute noch ist. Nur seine Formen und Trugbilder ändern sich. Man mag fragen: Ist es für den Christen von heute möglich, inmitten der Hast und Unrast des Alltagslebens ein von Gott inspiriertes Leben zu führen? Ja, das ist ihm in der Tat möglich, denn „bei Gott sind alle Dinge möglich“ (Matth. 19:26). Er sollte selbstverständlich seine Zeit systematisch einteilen, damit er täglich die heiligen Schriften der Bibel und das Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ lesen und über die darin enthaltenen Wahrheiten nachdenken kann; denn diese sind dazu bestimmt, das reinigende Feuer des Heiligen Geistes zu bringen.
Es ist sehr bedeutsam, über die folgende Frage nachzudenken: Sind wir bereit zuzugeben, daß unser Wissen ohne die Christus-Wissenschaft nur Stückwerk ist? Die menschliche Philosophie vermag die Allheit und Einheit Gottes nicht anzuerkennen und vermittelt daher keine bleibende Freude und beseligende Lebenskraft. Philosophie und Kunst sind nur insoweit erhebend und segensreich, wie sie den Geist der Wahrheit zum Ausdruck bringen. Wahre Kunst bringt ein Gefühl reiner Freude und Schönheit in das tägliche Leben.
Die Leser und Ordner sowie auch der Solist und der Organist in den christlich-wissenschaftlichen Kirchen sollten bei der Erledigung ihrer Pflichten alle in solchem Maße mit dem heiligen Feuer der Inspiration beseelt sein, daß das Denken der Gemeinde zu dem Verständnis reiner Freude und Schönheit erhoben wird und so mehr von dem wahren Menschentum zum Ausdruck bringen kann.
Unsere Führerin sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 76): „Die sündlose Freude — die vollkommene Harmonie und Unsterblichkeit des Lebens, denen unbegrenzte göttliche Schönheit und Güte zu eigen sind, ohne eine einzige körperliche Freude oder einen einzigen körperlichen Schmerz — sie macht den einzig wahren, unzerstörbaren Menschen aus, dessen Sein geistig ist.“
Wer die Segnungen der Christlichen Wissenschaft an sich erfahren möchte, muß ihre Forderungen erfüllen. Diese Forderungen dulden keine halbe Stellungnahme, keine Selbstzufriedenheit oder Nachlässigkeit. Sie zwingen uns, Fortschritt zu machen, entweder durch Gehorsam oder durch selbstauferlegtes Leiden und Trübsal.
Eine Christliche Wissenschafterin gelangte eines Tages zu der klaren und zuversichtlichen Erkenntnis, daß das, was wir noch als Kummer, Sorge, Furcht oder Unterdrückung zu empfinden scheinen, in jedem Fall nichts anderes ist als irriges Denken, das noch nicht durch das heilige Feuer des Geistes zerstört worden ist. Von da an sah sie die Prüfungen nicht länger als Kummer und Anfechtungen an, sondern als Aufforderungen, ein höheres Verständnis von dem Heiligen Geist oder der Christus-Wissenschaft zu erlangen. Seitdem hatten die Worte unseres Meisters Christus Jesus (Joh. 16:22): „Eure Freude soll niemand von euch nehmen“, für sie eine tiefe und praktisch anwendbare Bedeutung.
Mit dem Kommen der Christlichen Wissenschaft ist das Feuer der Wahrheit und der heiligen Freude von neuem entfacht worden. Möchten wir doch alles, was der wahren Demut und der selbstlosen Liebe unähnlich ist, in der Flamme der völligen Hingabe an Christus vergehen lassen. Dann werden wir erkennen, daß schon jetzt alles gut ist, da wir Gottes Kinder — Seine geistigen Ideen — sind, an denen der Vater Wohlgefallen hat. Dies ist der Frieden der Seele, der dem Volk Gottes, des Geistes, verheißen wurde und den die Menschen sich zu eigen machen durch die Taufe „mit dem heiligen Geist und mit Feuer“.