Als ich als Kind in einem Internat war, erkrankte ich. Die Ärzte stellten die Diagnose einer schweren Herzkrankheit. Ich wurde nach Hause geschickt, und von der Zeit an war es mir verboten, umherzulaufen, Spiele mitzumachen, zu schwimmen, zu tanzen oder mich irgendwie anzustrengen. Als Folge davon führte ich ein sehr eingeengtes und eigentlich elendes Leben. Eine Tante, die eine Christliche Wissenschafterin war, lud mich in ihr Haus ein, während ich darauf wartete, daß in einem Spezialsanatorium für Herzkranke ein Bett frei werden sollte. Ich hatte schon einmal sechs Monate in diesem Krankenhaus verbracht, wo mir beständig starke Betäubungsmittel verabreicht wurden, und ich fürchtete mich, dorthin zurückzukehren.
Meine Tante war sehr gütig zu mir und hatte den Wunsch, alles zu tun, was in ihrer Macht stand, um mir zu helfen und mich zu trösten. Eines Tages, bevor ich ihr Haus wieder verlassen sollte, um ins Krankenhaus zu gehen, bat sie mich, in ihr Zimmer zu kommen. Sie sorgte dafür, daß ich es mir auf dem Bett bequem machen konnte, und nachdem wir eine Weile miteinander gesprochen hatten, zeigte sie auf die Bibel und auf ein anderes Buch, die auf einem kleinen Tisch neben dem Bett lagen. Sie sagte: „Du weißt, daß die Christliche Wissenschaft dir wirklich helfen kann, wenn du bereit bist, sie zu versuchen.“ Dann verließ sie das Zimmer.
Ich blieb eine Weile liegen und blickte auf die Bücher. Ich griff nicht bereitwillig nach ihnen, weil ich immer kritisiert hatte, was ich fälschlicherweise unter der Christlichen Wissenschaft verstand. Nach einiger Zeit jedoch kam mir der Gedanke, daß mir aus dem bloßen Lesen des Buches unmöglich ein Schaden erstehen könnte. So nahm ich das Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy zur Hand; und von der ersten Zeile an wurde ich gefesselt von dem, was ich las
Als ich zur Seite 14 gekommen war, fand ich diese wunderbare Erklärung: „Werde dir einen einzigen Augenblick bewußt, daß Leben und Intelligenz rein geistig sind — weder in noch von der Materie —, und der Körper wird keine Klagen äußern. Wenn du an einer Annahme von Krankheit leidest, wirst du entdecken, daß du augenblicks gesund bist. Leid wird in Freude verwandelt, wenn der Körper von geistigem Leben, von geistiger Wahrheit und Liebe beherrscht wird.“
Die tiefen Wahrheiten, die diese wunderbaren Worte zum Ausdruck bringen, leuchteten in meinem Denken auf. Ich sagte mir, daß ich immer die Wahrheit anerkannt hatte, daß Gott mein Leben ist. Da Gott auch Geist ist, mußte mein Leben auch „rein geistig ... — weder in noch von der Materie —“ sein. Daher war diese kranke auffassung von meinem Körper ebensowenig ein Teil meines wirklichen Daseins oder meiner wirklichen Identität wie das Bett, auf dem ich lag. Eine ungeheure Last fiel von mir ab und ich fühlte mich plötzlich so leicht wie Luft, frei und vollständig erneut.
Nach einer Weile erkannte ich klar, daß es absolut ncihts gab, was mich jetzt noch im Bett halten konnte. Ich sprang daher aus dem Bett, hüpfte und lief im Zimmer herum und jauchzte buchstäblich vor Freude. Meine Tante hörte den Tumult und eilte die Treppen herauf. Ich erinnere mich gern ihres tiefbewegten Gesichtsausdrucks, als sie hörte, was sich ereignet hatte, und fand, daß ich wohlauf, glücklich und geradezu energiegeladen war.
Das ereignete sich zufälligerweise an einem Mittwoch, und ich bestand darauf, an jenem Abend mit ihr zur Kirche zu gehen. Obwohl ich nie zuvor einen Gottesdienst der Christlichen Wissenschaft besucht hatte, war ich in jener Zeugnisversammlung die erste, die von der heilenden Macht der Christlichen Wissenschaft Zeugnis ablegte, und die ganze Gemeinde freute sich mit mir. Seit jener Zeit habe ich ein sehr tätiges Leben geführt, und ich habe das Empfinden, daß ich die meiner Kindheit auferlegten Behinderungen mehr als wettgemacht habe. Ich habe auch nie den geringsten Rückfall hinsichtlich dieser Krankheit gehabt.
Ich vermag jetzt zu erkennen, daß das, was sich an jenem Tage ereignete, eine innere Offenbarung der wahren Vollkommenheit war, eine Offenbarung von der Ganzheit und Allheit Gottes und von dem Menschen als Seinem Bild und Gleichnis. In einem ihrer Bücher „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 3) schreibt Mrs. Eddy: „Diese Wissenschaft ist ein Gesetz des göttlichen Gemüts, eine überzeugende geistige Gesinnung, ein nicht irrender Antrieb, eine immergegenwärtige Hilfe.“ Ich fühlte so deutlich die überzeugende geistige Gesinnung, den nicht irrenden Antrieb und die gegenwärtige Hilfe der Christlichen Wissenschaft, daß alle Gedanken von Krankheit, Disharmonie und Beschränkung verschwanden.
Es macht mich so glücklich, über diese Heilung berichten zu können, die mir stets wie ein leuchtendes Licht gewesen ist, und es freut mich auch, meine tiefste Wertschätzung für alles ausdrücken zu können, was Mrs. Eddy getan hat, um der Welt diese Christus-Wissenschaft darzubieten. — Cambridge, Massachusetts, U.S.A.