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Unser Mitarbeiter und unsere Arbeit

Aus der April 1961-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als der Verfasser ein Junge im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren war, fing er an, als jüngster Lehrling unter seinem Vater als Meister das Handwerk eines Druckers zu erlernen. Der Vater hatte die Gewohnheit, immer alles frei heraus zu sagen, und stellte besonders große Anforderungen an den Jungen. Einen Ratschlag, den ihm sein Vater eines Tages gab, wird er nie vergessen. Er sagte: „Mein Sohn, kümmere dich nie darum, was dein Mitarbeiter neben dir macht; achte vielmehr darauf, daß das, was du tust, richtig ist, und laß dich nicht davon abbringen.“ Durch all die Jahre hindurch hat sich dieser Ratschlag bei mehr als einer Gelegenheit für den Verfasser als unschätzbar erwiesen.

Wie oft sind wir doch versucht, im Laufe unseres täglichen Lebens über die Handlungen eines Mitarbeiters ein Urteil zu fällen! Wenn wir das Gefühl haben, daß er nicht so viel leistet, wie er sollte, sind wir dann geneigt, ihn zu kritisieren oder vielleicht unser eigenes Arbeitstempo in selbstgerechter Weise zu reduzieren?

Einmal arbeitete der Verfasser neben einem Mitarbeiter, der einige Jahre älter war als er. Bei der Betrachtung der täglichen Arbeitsleistung seines Mitarbeiters kam dem Verfasser der Gedanke, wie gering diese doch war und wieviel größer dagegen seine eigene. Er ließ diesen Gedanken eine Zeitlang ein, ohne ihn zu berichtigen, und einige Monate später stellte er am Schluß eines Arbeitstages überrascht fest, daß seine Arbeitsleistung wirklich sehr gering gewesen war. Er bemerkte auch, daß sein Mitarbeiter sehr fleißig gewesen war. Der oben in diesem Artikel angeführte Ratschlag seines Vaters kam ihm wieder deutlich zu Bewußtsein.

Dann erkannte er den Irrtum im Licht der Christlichen Wissenschaft als das, was er war, nicht eine Person, sondern ein Anspruch von Apathie, Trägheit, Interesselosigkeit, Erschöpfung und so weiter, der geltend machte, sich entweder mit seinem Mitarbeiter oder mit ihm selbst verknüpfen zu können. Seither ist er stets auf der Hut gewesen und ist dieser falschen Vorstellung von seinem Mitarbeiter und von sich selbst entgegengetreten und hat sie durch die Wahrheit ersetzt — die Wahrheit nämlich, daß Gottes Idee immer tätig, wachsam, befähigt und zur Zusammenarbeit bereit ist. Und da diese Eigenschaften gottverliehen sind, sind sie nicht nur für ein oder zwei Menschen kennzeichnend, sondern stellen in Wirklichkeit die Wahrheit über jeden Menschen dar.

Wie weise war doch Christi Jesu Ratschlag für Petrus, als dieser sich über das Schicksal eines anderen Apostels Gedanken machte: „Was geht es dich an? Folge du mir nach!“ (Joh. 21:22.) Wir sollten uns diesen Rat jedesmal zu Herzen nehmen, wenn wir versucht sind, uns über etwas Gedanken zu machen, was uns offensichtlich nichts angeht.

Was in der Tat ist es denn, das uns unseren Mitarbeiter als krank oder gesund, reich oder arm, träge oder fleißig, befähigt oder nicht befähigt darstellt? Ist es nicht das Bild, das wir von ihm in unserem Denken tragen?

Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 248): „Der Bildhauer wendet sich vom Marmor seinem Modell zu, um seine Vorstellung zu vervollkommnen. Wir alle sind Bildhauer, die an verschiedenartigen Gestalten arbeiten und den Gedanken modeln und meißeln. Was für ein Vorbild steht vor dem sterblichen Gemüt? Ist es Unvollkommenheit, Freude, Kummer, Sünde, Leiden? Hast du dir das Sterbliche zum Vorbild genommen? Bildest du es nach? Dann wirst du in deiner Arbeit von verderbten. Bildhauern und scheußlichen Gestalten heimgesucht. Hörst du nicht von der ganzen Menschheit über das unvollkommene Vorbild?” Und weiter unten fügt sie hinzu: „Wir müssen vollkommene Vorbilder im Gedanken formen und beständig auf sie hinschauen, sonst werden wir sie niemals zu einem großen und edlen Leben ausgestalten.“

Laßt uns daher das wahre Vorbild annehmen, das vollkommene geistige Vorbild, wenn wir an unseren Nächsten und an uns selber denken. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Mensch die Widerspiegelung des Gemüts ist; er ist immer intelligent, gehorsam und unermüdlich wirksam. Er spiegelt die Reinheit, die Harmonie und die Freude der Seele wider, die Wahrhaftigkeit und Unantastbarkeit des Prinzips, die Weisheit und Wachsamkeit des Gemüts, die Lebenskraft und Ewigkeit des Lebens, die selbstlose Hingabe und Innigkeit der Liebe, die Wirksamkeit und Furchtlosigkeit der Wahrheit und die Gegenwart und Stärke des Geistes.

Welche Verpflichtung hat daher ein Arbeiter seinem Mitarbeiter gegenüber? Besteht sie — im Lichte der Christlichen Wissenschaft betrachtet — nicht darin, im Denken beständig an dem vollkommenen Vorbild von seinem Nächsten und von sich selbst festzuhalten? Besteht nicht seine Verpflichtung darin, wahre Tätigkeit zu demonstrieren, indem er seine Arbeit nach bestem Wissen und Können verrichtet? Besteht sie nicht auch darin, dies während der ganzen Arbeitszeit zu tun? Jemand, der einen Lohn empfängt, mag sich sehr wohl zum Schluß eines Arbeitstages fragen: „Würde ich mich als Angestellten haben wollen, wenn ich den Lohn zahlen müßte?“

Doch auch der Arbeitgeber hat eine tiefe und fortdauernde Verpflichtung, im Umgang mit seinen Angestellten die Eigenschaften Gottes widerzuspiegeln; denn sein Verständnis wird dazu beitragen, nicht nur seinen Angestellten, sondern indirekt auch deren Familien Glück und Zufriedenheit zu bringen.

Der Arbeiter muß sich auch vergegenwärtigen, daß die christusähnlichen Eigenschaften, die er bestrebt ist auszudrücken, von Gott stammen und unerschöpflich sind, und daß er aus sich selbst nichts ohne Gott vollbringen kann. Wie tröstend und wie wahr sind doch die folgenden Worte aus dem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 387): „Wer darf behaupten, daß sich das wirkliche Gemüt überarbeiten kann? Wenn wir unsre Grenzen mentaler Ausdauer erreichen, schließen wir, daß die intellektuelle Arbeit weit genug gegangen ist; wird es uns aber zur Wirklichkeit, daß das unsterbliche Gemüt immer tätig ist, daß sich geistige Energien niemals verbrauchen können, und daß das sogenannte materielle Gesetz gottgegebene Kräfte und Hilfsquellen nicht beeinträchtigen kann, dann sind wir imstande, in der Wahrheit auszuruhen, erquickt durch die Gewißheit der Unsterblichkeit, die der Sterblichkeit entgegengesetzt ist.“

Laßt uns daher unsere Verpflichtung unserer Arbeit gegenüber erfüllen, und laßt uns an jedem Tage unseren Mitarbeiter nicht als einen Sterblichen ansehen, sondern vielmehr als das geistige Ebenbild und Gleichnis Gottes — als den Menschen, der er in Wirklichkeit ist.

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