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Wie können wir unserer Jugend zum Fortschritt verhelfen

Dies ist die letzte von drei Ansprachen, die anläßlich der Versammlung am 8. Juni 1960 im Erweiterungsbau Der Mutterkirche gehalten wurden.

Wie die Zweigkirche unserer Jugend helfen kann

Aus der April 1961-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Zwei kleine Kinder in Concord, New Hampshire, saßen täglich auf einem Chausseestein und beobachteten Mrs. Eddy, wenn sie an ihrem Haus vorbeifuhr. Sie lächelte ihnen stets zu, winkte und manchmal warf sie ihnen auch eine Kußhand zu. Diese kleine tägliche Begebenheit wurde zu einem der großen Erlebnisse ihres Lebens. Ich weiß das, denn ich war eins dieser Kinder.

Als ich dann vor einigen Jahren mit einer Dame zusammentraf, die unserer Führerin nahegestanden hatte und später Präsidentin unserer geliebten Mutterkirche wurde, fragte ich sie, ob sie mir sagen könne, warum wir wohl als kleine Kinder solch ein großes Verlangen gehabt hatten, in Mrs. Eddys Nähe zu sein, wenn immer sich die Gelegenheit bot.

„Zweifellos“, erwiderte sie, „wurden Sie jedesmal, wenn unsere Führerin vorbeifuhr, in Ihrer wahren Beziehung zu der Gottheit erkannt, und das löste in Ihnen ein überwältigendes Gefühl von der starken Anziehung des Geistes aus: Ist es da zu verwundern, daß Sie den Wunsch hatten, in ihrer Gegenwart zu sein?“

Beruht nicht unsere Demonstration von Fortschitt in unserer Zweigkirche auf der Beschaffenheit und Qualität des Denkens der einzelnen Mitglieder? Und könnte solches Denken je von größerer Wichtigkeit sein, als wenn es unserer Jugend gilt und deren Unternehmungen, Entscheidungen und Möglichkeiten? Wenn wir alle mit absoluter Ehrlichkeit sagen können: „Ich sehe Gott und den Menschen niemals getrennt voneinander“, können wir dann nicht erwarten, daß unsere jungen Leute, weil sie auf die Anziehungskraft des Geistes reagieren, regelmäßig in unseren Sonntagsschulen und Gottesdiensten erscheinen, empfänglich für die Wahrheit und gut vorbereitet? Und würden sie sich später nicht eifriger und in größerer Zahl um die Kirchenmitgliedschaft bemühen?

Wir wissen, daß die größte Hoffnung unserer Kirche ist, in unserem eigenen Bewußtsein und dem unserer Kinder die hingebungsvolle Liebe zur Christlichen Wissenschaft zu erwecken sowie die Entschlossenheit, diese Wissenschaft in vollem Maße als den Weg des Lebens und der Liebe zu betätigen und auf diese Weise die Brüderschaft der Menschen zu demonstrieren. Wie steht es um den Fortschritt, der zur Verwirklichung dieser großen Hoffnung führt, und wie können wir ihn noch mehr fördern? Wenden wir uns um Inspiration an die „lebendige Quelle“, oder machen wir uns „ausgehauene Brunnen, die doch löcherig sind und kein Wasser geben“ (Jer. 2:13)?

Als Sonntagsschullehrer beobachtete ich, daß verschiedene Schüler, die in ihren frühen Entwicklungsjahren in die Sonntagsschule eingetreten waren, nicht die höheren Klassen erreichten, von denen ich eine unterrichtete. Wo waren sie geblieben? Ich stellte fest, daß einige den Kirchengottesdiensten beiwohnten, was sie offenbar für eine reifere Erfahrung hielten. Andere waren nicht mehr zu entdecken.

Als ich mit anderen Kirchenmitgliedern über diese jungen Leute sprach, bemerkte ich die Neigung, ihnen im einzelnen oder als Gruppe die Schuld zuzuschreiben für etwas, das, wie ich später erkannte, mindestens zum Teil unsere Schuld gewesen war — nämlich daß wir als Erwachsene nicht ihre Bedürfnisse erkannt hatten und auf sie eingegangen waren. Zu dieser Zeit zeigte sich in meiner eigenen Klasse, daß die Schüler die Sonntagsschule nur unregelmäßig besuchten und ungenügend vorbereitet waren. „Aber ich versuche doch, mein Bestes zu geben“, sagte ich mir. „Wie können diese jungen Menschen so unempfänglich sein?“ Dann erwachte ich zu der Erkenntnis, daß ich geistige Arbeit tun mußte hinsichtlich meines eigenen kritischen Denkens. Die Situation in meiner Klasse besserte sich dann sehr bald.

Ich erinnerte mich an eine Unterhaltung, die ich wenige Jahre, nachdem ich zuerst zu unterrichten begonnen hatte, mit einer erfahrenen Lehrerin geführt hatte, die eine Christliche Wissenschafterin war. Ich sagte zu ihr: „Ich habe darum gerungen, erkennen zu lernen, auf welche Knöpfe ich zu drücken und welche Worte ich zu gebrauchen habe, um in meiner Arbeit mit jungen Menschen zu größerem Erfolg zu gelangen. Doch jetzt erkenne ich, daß, während ich mit ihnen zusammen arbeite, viele ihrer Probleme sich als Ergebnisse meines eigenen Denkens herausstellen.“

Die Erzieherin sagte: „Ich hatte erwartet, daß Sie dies erkennen würden. Ein jeder muß es für sich selbst entdecken. Nun beginnen Sie zu lernen.“

Ich rief mir auch die Lektion ins Gedächtnis zurück, die ich kurz zuvor gelernt zu haben glaubte, als ein junges Mädchen, das sich in meiner Obhut befand, sich die rechte Hand gequetscht hatte. Der Chirurg, der auf den Wunsch ihrer Familie zu Rate gezogen wurde, machte die Äußerung, daß sie die Hand nie wieder würde gebrauchen können. Selbstverständlich wurde ein Ausüber um Hilfe gebeten; doch die Hand verfärbte sich und mußte in eine Schlinge gelegt werden. Am vierten Tage danach sah ich vom Fenster aus das Mädchen den Weg heraufkommen. Während ich sie beobachtete, wurde es mir klar, daß ich sie in hohem Maße bemitleidete und so eine Wirklichkeit aus dem Übel machte, das überwunden werden sollte. Dann erinnerte ich mich an den wunderbaren letzten Absatz in Mrs. Eddys Werk „Unity of Good“ (Die Einheit des Guten, S. 64), in dem sie davon spricht, welch große Geschicklichkeit die Menschen doch in manchen Dingen beweisen, aber dennoch zu dem Schluß kommt: „... doch sie können niemals das umkehren, was die Gottheit weiß, noch können sie der Identifizierung mit dem, was dem ewigen Gemüt innewohnt, entgehen.“

Es wurde mir ganz klar, daß weder das, was der Chirurg erklärt hatte, noch was ich unbewußt hatte gelten lassen, das umkehren konnte, was Gott über Sein geliebtes Kind weiß, und daß nichts, was irgend jemand denken mochte, des Kindes „Identifizierung mit dem, was dem ewigen Gemüt innewohnt“, verbergen konnte.

Während ich über diese Dinge nachdachte, bemerkte ich, daß das Mädchen auf unsere Haustür zugelaufen kam und die Schlinge über ihren Kopf hielt. Als ich sie in der Diele traf, war sie dabei, sich den Verband von den Fingern zu reißen, und rief: „Sehen Sie, ich kann sie bewegen, und mein Handgelenk auch!“ Die Farbe ihrer Hand war normal.

Ich dachte wieder an meine Kritik und die der anderen Kirchenmitglieder über die ablehnende Haltung der Jugend und erinnerte mich daran, daß ja jeder dieser jungen Menschen, die die Sonntagsschule verlassen hatten, „sich zu dem Namen Christi bekannt“ hatte — und einige von ihnen sogar sehr ernsthaft — und somit ein Erbe des Segens war, von dem unsere Führerin in ihren „Vermischten Schriften“ schreibt (S. 19): „Wer sich zu dem Namen Christi bekannt hat, wer wirklich die göttlichen Forderungen von Wahrheit und Liebe in der göttlichen Wissenschaft angenommen hat, entfernt sich täglich vom Bösen, und alle boshaften Anstrengungen mutmaßlicher Teufel können den Lauf eines solchen Lebens niemals aufhalten, ununterbrochen zu Gott, seiner göttlichen Quelle, hinzuströmen.“

Zum erstenmal fühlte ich mich beruhight über diese jungen Leute, die die Sonntagsschule verlassen hatten, und ich bemühte mich ernstlich, mir anzugewöhnen, diese Wahrheit jedesmal zu erklären, wenn ich an sie dachte. Noch vor Ende des Jahres besuchten mehrere von ihnen wieder die Sonntagsschule; einer wurde in meine eigene Klasse gebracht.

Die letzten Jahre, ehe die jungen Leute die Sonntagsschule verlassen, stellen eine besonders wichtige Zeit für sie dar, in der sie lernen sollten, sich selbstständig als Christliche Wissenschafter zu behaupten, anstatt nur die Kinder Christlicher Wissenschafter zu bleiben. Doch, wenn eines der Eltern kein Christlicher Wissenschafter ist, wird der junge Mensch gerade in diesen Jahren manchmal in zwei Richtungen gezogen hinsichtlich der Zugehörigkeit zu unserer Religion und ihren Forderungen. In anderen Fällen scheint sich, selbst wenn beide Eltern Kirchenmitglieder sind, der Einfluß hervorragender Lehrer in der Biologie, Psychologie, Philosophie und so weiter störend auszuwirken.

Mrs. Eddy sah durch eine Bestimmung im Handbuch unter entsprechenden Voraussetzungen die Zulassung Jugendlicher im Alter von 12 Jahren oder darüber zur Mitgliedschaft in Der Mutterkirche vor. Dies erkennen die jungen Menschen als einen festigenden, beschützenden und anregenden Einfluß zum Guten an.

Auch ist im Handbuch eine weitblickende Vorkehrung für die Existenz und das Wirken unserer Hochschulvereinigungen getroffen worden. Die Mitgliedschaft schützt und fördert das christlich-wissenschaftliche Denken derer, die diesen Vereinigungen angehören. Die Studenten lassen sich im Alter von etwa 18 Jahren an den Hochschulen immatrikulieren. Obgleich die Hochschulvereinigungen nicht all die Unternehmungen einer Zweigkirche ausführen, so sind doch die verfügbaren Möglichkeiten äußerst inspirierend; sie werden von den jungen Leuten mit Würde und Hingabe ausgeführt und bringen geistiges Wachstum und Heilungen mit sich.

Doch was können die jungen Menschen tun, die große Mehrheit, die aus finanziellen oder anderen Gründen keine Hochschule oder Universität besuchen? Viele Kirchen haben kein festgesetztes Mindestalter für die Zulassung zur Kirchenmitgliedschaft, sondern betrachten jede Bewerbung entsprechend der individuellen Voraussetzungen. Sollte es nicht von Nutzen sein, in unseren Sonntagsschulklassen bekanntzugeben, daß Bewerbungen um Mitgliedschaft von ernsthaften jungen Sonntagsschülern gern entgegengenommen werden, ehe sie ihre Sonntagsschulzeit beendet haben?

In den Jahren, ehe die jungen Leute die Sonntagsschule verlassen, neigen sie dazu, in eine Bewußtseinsphase einzutreten, in der sie begierig nach neuen Erlebnissen suchen. Erzieher benutzen diese Gelegenheit, um den Horizont der Jugendlichen in geeigneter Weise zu erweitern. Haben wir in unseren Kirchen diesen jungen Menschen nicht vieles zu bieten, das geeignet ist, ihre Erfahrung zu bereichern und ihnen hilft, sich höhere Ziele zu setzen? Und wenn unseren jungen Leuten ein höherer Verantwortungsbereich eingeräumt wird, sollte dies nicht in völliger Gleichstellung mit den Erwachsenen geschehen, anstatt nur als Lehrlingen? Sie müssen ihre Wichtigkeit für unsere Kirche erkennen und sollten in der Kameradschaft solcher Mitarbeiter, die eine geistig demonstrierte Reife besitzen, lernen, die rechte Einstellung zu aller Kirchenarbeit zu erlangen — nämlich daß es sich dabei um ernsthafte tägliche Demonstration handelt.

Wir wissen, daß die Bereitschaft, der Kirche zu dienen, vielmehr die Frucht eines erwachten Bewußtseins ist als das Ergebnis langjähriger menschlicher Erfahrung. Bedeutet solch eine Bereitschaft nicht geistige Reife?

Stellen wir unsere Jugend heutzutage vor hinreichende Aufgaben? Nationen halten ihre Jugend für geeignet, ihre Grenzen zu verteidigen, lange bevor viele Zweigkirchen ihre jungen Leute ermutigen, sich um Mitgliedschaft zu bewerben. Doch diejenigen, die das Vorrecht der Mitgliedschaft genießen, erkennen dies als eine sehr große Hilfe während ihres Militärdienstes an.

Ich kenne zwei junge Leute, die im Alter von 16 Jahren wertvolle Mitglieder einer schnell wachsenden neu gegründeten Zweigkirche darstellen. In ihrer Kirche wird die Sonntagsschule schon früh abgehalten. Auf diese Weise sind sie in der Lage, vor und nach dem Gottesdienst als Ordner im Kirchenvorraum zu dienen oder auch im Kinderhort, falls es erforderlich ist. In den Mitgliederversammlungen bringen sie eine wohl ausgeglichene Reife zum Ausdruck, weil sie sich ihren Weg geistig ausarbeiten. Und sie tragen in hilfreicher Weise zu den Mittwoch-Zeugnisversammlungen bei. Von ihrem eigenen Verdienst helfen sie, die Kirche finanziell zu unterstützen. Ich habe junge Kirchenmitglieder in der Sonntagsschule gesehen, wie sie an der Tür die Schüler empfingen und begrüßten und bis zur Ankunft der Lehrer die Klassengruppen betreuten. Auch beobachtete ich, daß sie die Kollekte entgegennahmen, sie am Ende der Sonntagsschule zählten und dann, wie mir berichtet wurde, die Anzahl der anwesenden Schüler meldeten.

Könnten nicht diese jungen Leute, wenn sie einmal Kirchenmitglieder geworden sind, auch in unseren Lesezimmer-Komitees tätig sein, indem sie die Bibellektionen markieren und Karteien über die Artikel in unseren Zeitschriften, dem Journal und dem Sentinel, anfertigen? Vieles gibt es für sie bei der Literaturverteilung zu tun sowie auch im Monitor-Anzeigen-Informations-Komitee. Und ich habe erfahren, daß sie äußerst erfolgreich als „Ein-Mann-Komitee“ wirken, nämlich wenn sie ihre Freunde, die keine Wissenschafter sind, einladen, sie zu unseren Vorträgen zu begleiten. Einige mir bekannte junge Leute haben auch in Vertretung als Organist und Solist gewirkt.

Wenn ich sie den Ordnerdienst verrichten sehe — nicht nur in den Ecken, sondern in den Vorhallen und Versammlungsräumen — dann weiß ich, daß „die Weisheit sich rechtfertigen lassen muß von ihren Kindern“ (Matth. 11:19), sowohl ihren erwachsenen wie ihren jungen Kindern, in einer erhabenen Teilhaberschaft an jener Jugend des Herzens, die niemals schwindet und die die großen Nöte der Welt stillen kann.

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