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Pflicht und Liebe

Aus der August 1961-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Anerkennen unserer Verpflichtungen, verbunden mit einem ausgeprägten Pflichtgefühl, ist erforderlich für ein erfolgreiches Leben, ebenso wie es notwendig ist, daß wir unseren Verpflichtungen mit Liebe nachkommen und unseren Nächsten lieben. Eine Vereinigung dieser Eigenschaften ist es, die uns veranlaßt, unsere Pflicht ohne Rücksicht auf die persönlichen Konsequenzen zu erfüllen, die sich, wie der menschliche Sinn uns einzuflüstern versucht, daraus für uns ergeben könnten.

Doch von Zeit zu Zeit entstehen Situationen, wo ein Mensch zwischen Pflicht und Liebe hin und her gerissen zu werden scheint, wo die Pflicht eine Handlungsweise erfordert, die den Eingebungen der Liebe, Gottes, entgegengesetzt ist, oder wo menschliche Hingabe uns veranlassen möchte, unsere Pflicht zu versäumen. Die Christliche Wissenschaft macht klar, daß solch eine Situation mitsamt dem inneren Konflikt und der inneren Zerrissenheit, die sie begleiten, irrig ist, denn sie stellt nur die Auswirkung einer Auffassung dar, die die wahre Bedeutung der Pflicht und ihrer Verantwortlichkeiten mißversteht.

Was ist nun wahre Pflicht? Allgemein gesprochen weist die Pflicht auf das hin, was getan werden sollte; in einem höheren Sinne stellt sie eine Verpflichtung dar, die vom sittlichen Gesetz auferlegt wird. Während sich die menschlichen Regeln der Sittlichkeit mit dem Wandel menschlicher Geschmacksrichtungen und Maßstäbe ändern, stellt die wahre Sittlichkeit, wie die Christliche Wissenschaft enthüllt, das dar, was im Einklang mit der absoluten oder göttlichen Güte steht, und bringt die Absicht und das Gesetz der göttlichen Liebe und nicht die vegänglichen Vorstellungen des menschlichen Gemüts zum Ausdruck. Daher ist nur das unsere wahre Pflicht, was im Einklang mit dem Gesetz der göttlichen Liebe steht.

Die göttliche Liebe kann nicht und wird niemals von uns eine Handlungsweise fordern, die im Gegensatz zu ihr steht und unserem Nächsten Ungerechtigkeiten oder Härten auferlegen würde. Solch eine Forderung kann nur dem blinden menschlichen Willen entstammen und steht im Gegensatz zu dem allumfassenden Gesetz des Lebens, Gottes. Sagte Paulus nicht (Röm. 13:10): „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung“? Wenn immer die Erfüllung unserer wahren Pflichten droht, die Wohlfahrt anderer störend zu beeinflussen, kann die Vergegenwärtigung dieser Wahrheit drohende Hörten in einen Segen für alle Beteiligten umwandeln.

Wenn man für das göttliche Prinzip eintritt, so mag das einem Menschen, der irgend etwas in seiner Einstellung berichtigen muß, zuweilen lieblos oder unfreundlich vorkommen. In Wirklichkeit aber dient das Befolgen des Gesetzes der göttlichen Liebe den wahren Interessen aller, denn die Liebe fordert von uns, daß wir die verständnisvolle Güte des göttlichen Gemüts zum Ausdruck bringen, damit letzten Endes alle dadurch gesegnet werden. Diese Pflicht steht niemals im Gegensatz zur Liebe, sondern ist die Erfüllung ihres allumfassenden Gesetzes des Guten.

Christus Jesus faßte die wahre Pflicht des Menschen in den zwei großen Geboten zusammen, die, wie er erklärte, allen anderen zugrunde liegen: einen Gott zu lieben und seinen Nächsten wie sich selbst. Wir können diese beiden Gebote in unserem Herzen nicht voneinander trennen; wenn wir versuchen, nur einem von ihnen zu gehorchen, können wir sicher sein, daß wir alle beide übertreten.

In genauer Übereinstimmung mit dieser Lehre des Meisters formuliert die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, diese beiden göttlichen Gebote von neuem, wenn sie schreibt: „Du wirst begreifen lernen, daß es in der Christlichen Wissenschaft die erste Pflicht ist, Gott zu gehorchen, ein Gemüt zu haben und den Nächsten zu lieben wie dich selbst“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 496). Jede rechte menschliche Forderung und jede wahre sittliche Verpflichtung stellt nur eine Ableitung von diesen Geboten dar.

Mit welcher Klarheit beschreibt unsere Führerin Mrs. Eddy die Verbindung zwischen Pflicht und Liebe in ihrem Werk „Vermischte Schriften“: (S. 12): „In der Christlichen Wissenschaft erfreut das Gesetz der Liebe das Herz, und Liebe ist Leben und Wahrheit. Was immer andere Wirkungen auf die Menschheit zeitigt, ist nachweislich nicht Liebe. Wir sollten unsere Liebe zu Gott an unserer Liebe zum Menschen messen; und unser Verständnis von der Wissenschaft wird gemessen an unserem Gehorsam Gott gegenüber — indem wir das Gesetz der Liebe erfüllen, allen Gutes tun, allen innerhalb unseres Gedankenbereiches Wahrheit, Leben und Liebe mitteilen, soweit wir selbst sie widerspiegeln.“

Da Gott uns unsere Pflichten auferlegt, versorgt Er uns mit allem, dessen wir bedürfen, um sie zu erfüllen. Durch Pflichterfüllung können wir nichts verlieren; wir können nur dadurch gewinnen, denn sie macht uns stärker, freudiger und erhöht unsere Fähigkeit, in allen Lebenslagen Liebe zum Ausdruck zu bringen. Wenn die Aufgaben andererseits ohne eine liebevolle Wertschätzung des Guten, das sie vollbringen, erfüllt werden, dann werden sie beschwerlich und ermüdend.

Die Erfüllung unserer Pflicht mag ein Überwinden des falschen Selbst mit seinen Abneigungen und persönlichen Bevorzugungen erfordern. Es ist auch unerläßlich, jegliche Neigung zu überwinden, Aufgaben, die den materiellen Sinnen als unangenehm erscheinen, hinauszuschieben.

Die Furcht vor unseren Verpflichtungen, die uns zuweilen hindern möchte, hat keine Rechtfertigung und ist nicht wirklicher als der falsche Begriff, der sie hervorruft, nämlich daß der Mensch ein materieller Sterblicher ist, mit Fähigkeiten, Kraft und Intelligenz, die von einem materiellen Körper begrenzt werden. Wenn wir uns das Wesen der göttlichen Liebe vergegenwärtigen und erkennen, daß Sittlichkeit und Rechtschaffenheit einer Aufgabe mit dem absoluten Richtmaß der Liebe übereinstimmen, dann werden wir auch die Inspiration empfangen, die unfehlbar alle Furcht wirkungslos machen wird, daß wir in irgendeiner Hinsicht unserer uns von Gott übertragenen Aufgabe nicht gewachsen seien.

Im Dienste Gottes sind wir ganz natürlich beschützt, denn dieser Dienst vermittelt uns das wirkliche und lebendige Bewußtsein, daß wir im Licht leben, in dem schattenlosen Zufluchtsort des Geistes, Gottes, den Er immerdar mit Seinen Kindern teilt. Niemand hat jemals gesehen, daß von einer Taschenlampe ein Strahl der Dunkelheit in einen lichterfüllten Raum fiel, um dort jemanden zu treffen. Keine dunklen Pfeile des Zornes, der Feindschaft oder des Grolls können uns erreichen, wenn wir in das Reich des geistigen Lichtes eintreten, denn es ist das herrliche Reich der Wirklichkeit, in dem wir weilen. Wenn wir gottgegebene Aufgaben erfüllen, so tun wir es unter dem unmittelbaren Schutz des Gesetzes des Lebens selbst.

Unsere vornehmste Pflicht ist stets, unser wahres Wesen als Widerspiegelungen Gottes zu beweisen, indem wir uns von allen sterblichen Annahmen frei machen, die gegen diese grundlegende Tatsache Einwendungen erheben. Um dies tun zu können, müssen wir die Anweisung unserer Führerin befolgen, daß nur ein apriorisches oder von der Ursache zur Wirkung schließendes Folgern zu der Erkenntnis der Wahrheit des Seins kommen kann. Daher besteht unsere vornehmste Pflicht darin, vom göttlichen Gemüt als der einzigen Ursache aus zu folgern und dann unser Denken dem geistigen Menschen als seiner Wirkung oder Kundwerdung zuzuwenden. Keine andere Art des Folgerns vermag uns zum Verständnis vom Menschen zu führen sowie dem Verständnis von der Natur der Forderungen, die Gott an ihn stellt.

Vor 2600 Jahren faßte der Prophet Micha unsere Pflichten gegen Gott, die göttliche Liebe, und gegen unsere Mitmenschen zusammen, als er schrieb (6:8): “Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“

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