In Schriften und Vorträgen über die Christliche Wissenschaft kommen immer wieder Sätze vor wie: „Der Mensch hat das Recht, das Gute zu beanspruchen“ oder „Wir sollten Anspruch erheben auf das Gute“ oder „Wir müssen Anspruch erheben auf das Gute“! Durch diesen Hinweis wird sich manch einer, der dabei etwas Wichtiges für seinen Fortschritt erahnt und sehr gern dieser Forderung nachkommen möchte, fragen: „Ja — wie mache ich das?“
Mrs. Eddy schreibt im Vorwort ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ auf Seite vii: „Die Zeit für Denker ist gekommen.“ Weiter unten fügt sie hinzu: „Unwissenheit über Gott ist nicht mehr der Schrittstein zum Glauben.“
Einmal wurde ich veranlaßt, über die Frage nachzudenken: „Wie kann ich als Anhänger der Christlichen Wissenschaft Gutes beanspruchen?“ Dann kam mir der Gedanke, doch einmal zu überlegen, in welcher Weise ich etwas Materielles beanspruchen würde. Ich konnte mir vorstellen, einen Brief an eine Firma zu schreiben, in dem ich sagen würde, daß ich alle Voraussetzungen erfüllt habe und nun um die umgehende Befriedigung meiner Forderung bitte. Diese Betrachtungen waren zunächst entmutigend, denn ich dachte, es wäre nicht möglich, einen Brief an Gott, unseren himmlischen Vater, zu schreiben. Doch dann erkannte ich, daß Beten vielleicht als eine Mitteilung an Gott betrachtet werden könnte.
In „Wissenschaft und Gesundheit“ fand ich auf Seite 2 folgende Stelle: „Nützt uns Beten etwas? Ja, das Verlangen, das da hungernd nach Gerechtigkeit ausgeht, wird von unserem Vater gesegnet und kehrt nicht leer zu uns zurück.“ Wenn wir uns im Gebet an Gott wenden und Ihm unsere Wünsche anheimstellen, dann erheben wir Anspruch auf das Gute.
Darauf entstand eine neue Frage: „Was ist das Gute?“ Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß das Gute Gott ist. Sie lehrt auch, daß Gott unendliches Gemüt ist, die eine Quelle, von der alles Gute ausgeht. In der Wissenschaft ist der Mensch die wahre Widerspiegelung des Alles-in-allem; daher spiegelt er alles Gute wieder. Wenn ein Christlicher Wissenschafter an diesen grundlegenden Wahrheiten festhält, kann er unaufhörlich Gutes beanspruchen. Wenn er sich zu allen Zeiten, in jeder Lage, seines wahren Seins bewußt ist, wird er nichts Ungutes in seinen Gedanken Fuß fassen lassen, sondern er wird es kompromißlos als unwirklich zurückweisen.
In dem Maße, wie er die Gewißheit erlangt, daß das Gute allein wirklich ist, wird der Wissenschafter das Gute beanspruchen und voller Vertrauen dessen Kundwerdung in seinem Leben erwarten. Da er weiß, daß Gott den Menschen zu Seinem vollkommenen Ebenbild geschaffen hat, wird er auf der Hut sein vor den Einflüsterungen des sterblichen Gemüts, mit weniger als der Vollkommenheit zufrieden zu sein — mit einem Teilergebnis — und so den Anspruch auf die Vollständigkeit des Guten abzuschwächen.
Gott ist ein Ganzes, die absolute Unendlichkeit, und Sein Gleichnis kann nicht nur einen Teil dieser Unendlichkeit widerspiegeln. Wer sich nur mit einem Teil vom Guten zufriedengibt, beansprucht nicht die Allheit Gottes; er leugnet die Unendlichkeit und hindert unbewußt die Kundwerdung des Guten.
Der wirkliche Mensch ist eins mit Gott, untrennbar von Ihm. Diese Einheit wurde durch Christus Jesus offenbart, der den gottähnlichen Menschen darstellte. Jesus erhob vollen Anspruch auf die Vollkommenheit und das Gute und identifizierte sich mit dem Christus, als er sagte: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh. 10:30) und „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn“ (Joh. 5:19).
Jesus demonstrierte während seines ganzen Erdenlebens, daß ihm sein Wissen darüber, daß er das geistige Ebenbild seines himmlischen Vaters war, Macht über die Materie, über widrige Umstände, über physikalische Gesetze und über den Tod gab. So bewies er der Welt, wie notwendig es ist, allein das Gute als wirklich anzusehen. Solange man das Gute bezweifelt, erfüllt man nicht die nötigen Voraussetzungen für einen rechtmäßigen Anspruch auf das Gute und kann infolgedessen die Offenbarwerdung des Guten nicht erlangen.
Da wir wissen, daß wir Gottes Kinder sind, müssen wir jederzeit auf die Güte und Hilfe unseres unendlich liebevollen Vater-Mutter Gottes vertrauen. Dann wird sich der letzte Vers des 23. Psalms in unserem Leben voll bewahrheiten: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“
Der Herr aber ist mein Gut und mein Teil; du erhältst mein Erbteil. Das Los ist mir gefallen aufs Liebliche; mir ist ein schön Erbteil geworden. Ich lobe den Herrn, der mir geraten hat; ... Ich habe den Herrn allzeit vor Augen; denn er ist mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben. ... Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, daß dein Heiliger verwese. Du tust mir kund den Weg zum Leben; vor dir ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich. — Psalm 16:5–11.