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Unterweisung in der Heiligen Schrift

[Dies ist die erste von vier Ansprachen, die bei der Versammlung im Erweiterungsbau Der Mutterkirche am 6. Juni 1962 gehalten wurden. Eine weitere Ansprache erscheint im nächsten Monat.]

Aus der Dezember 1962-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor einiger Zeit wollte ein Junge in der Sonntagsschule einer Zweigkirche wissen, warum der Teil in unserem Lehrbuch, der „Schlüssel zur Heiligen Schrift“ heißt, so viel kleiner ist als die Bibel. Ein anderer kleiner Junge in der Klasse erwiderte: „Die Tür ist ja immer größer als der Schlüssel.“ Jeder von uns hier weiß, daß die Bibel die Tür zu einem Verständnis von Gott ist und daß wir in den Schriften unserer geliebten Führerin Mary Baker Eddy, besonders in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“, den Schlüssel besitzen, der diese Tür öffnet. Sie tut sich weit auf, wenn wir die Wissenschaft des Christentums leben, die wir in der Bibel finden.

Mrs. Eddy hebt in ihren Werken oft die außerordentliche Bedeutung der Heiligen Schrift hervor. Sie betont, daß ein geistiges Erfassen der Heiligen Schrift deren bemerkenswerte Übereinstimmung mit unserem Lehrbuch offenbart. In ihrem Buch „Rückblick und Einblick“ (S. 37) sagt sie zum Beispiel: „Selbst die Heilige Schrift gab keinen unmittelbaren Aufschluß über die wissenschaftliche Grundlage, auf der das geistige Prinzip des Heilens bewiesen werden konnte, bis es unser himmlischer Vater für gut befand, durch den, Schlüssel zur Heiligen Schrift‘ in, Wissenschaft und Gesundheit‘ dieses, gottselige Geheimnis‘ zu erschließen.“ Sie macht es sehr klar, daß die Bibel richtungweisend für unser Leben ist; mit ihrer Hilfe können alle Menschen überall ein Verständnis von dem göttlichen Gesetz oder der heilenden Macht gewinnen.

Es ist daher nicht verwunderlich, daß Mrs. Eddy in dem Handbuch Der Mutterkirche eine Unterweisung in der Heiligen Schrift durch die Sonntagsschule vorsah. Es gibt keinen bedeutsameren Beweggrund für unser Bemühen um eine eingehende Unterweisung in der Heiligen Schrift in unseren Sonntagsschulen als die Tatsache, daß Mrs. Eddy die Bibel beim Lehren der heilenden Macht der Christlichen Wissenschaft als grundlegend anerkannte. Es ist die nachdrückliche Forderung unserer Führerin, daß unsere Kinder auf einer praktischen Grundlage und wirkungsvoll in der Heiligen Schrift unterwiesen werden.

Der erste und wichtigste Schritt bei der Unterweisung in der Heiligen Schrift besteht, wie wir alle wissen, darin, daß wir uns sowohl in unserer Vorbereitung wie im Unterricht völlig auf Gottes Führung verlassen. Es versteht sich von selbst, daß unser Unterricht nur in dem Verhältnis wirksam sein wird, wie wir selbst anwenden, was wir lehren. Obwohl die Art der hingebungsvollen Vorbereitung dem einzelnen Lehrer überlassen bleibt, wird es hilfreich sein, heute vormittag gemeinsam einige Aspekte der praktischen Anweisungen Mrs. Eddys für die Sonntagsschule zu betrachten.

Unsere Führerin stellt im Handbuch ausdrücklich fest, daß die Kinder in der Heiligen Schrift unterwiesen werden sollen. Sie hatte offensichtlich im Sinn, daß die Kinder das inspirierte Wort Gottes im Alten sowohl wie im Neuen Testament gelehrt werden sollen. Es ist ganz gewiß klar, daß die Bibel das inspirierte Wort enthält, denn wie es im 2. Brief des Paulus an Timotheus heißt (3:16): „Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit.“ Selbst in den Abschnitten, die als biblische Geschichte erscheinen, kann die geistige Bedeutung ans Licht gebracht werden. Wenn wir das feststellen, dann sehen wir, daß die Art und Weise, wie die großen Gestalten der Bibel Versuchungen und Schwierigkeiten meisterten, auch heute eine Quelle der Inspiration für uns ist. Ich denke dabei zum Beispiel an Nehemia und den Bau der Mauer.

Wenn von Woche zu Woche die ganze Bibel herangezogen wird, werden die Schüler die volle Tragweite der Heiligen Schrift wahrzunehmen beginnen. Sie werden lernen, ein Ereignis mit dem anderen in Verbindung zu bringen, und die Beziehungen der biblischen Gestalten untereinander erkennen. Sie werden zugeben und verstehen, daß diese Ereignisse auch heute von wirklicher Bedeutung für uns sind. Die Menschen in der Bibel werden ihnen lebendige Wirklichkeit werden. Die Schüler werden deren Identität erkennen. Joseph mit dem bunten Rock, zum Beispiel, wird nicht mit Joseph, dem Manne der Maria, verwechselt werden.

Wenn der Unterricht in den Händen eines inspirierten und gut vorbereiteten Lehrers liegt, werden vor dem geistigen Blick der jungen Schüler die zwischen diesen beiden gleichnamigen Personen liegenden Jahrhunderte in ordnungsgemäßer Reihenfolge abrollen. Diese und andere Gestalten aus der Bibel werden ihnen wirklich lebendig werden, wenn sich der Unterricht auf die ganze Bibel erstreckt. Mit den ersten Lektionen und den darauffolgenden Lektionen hat Mrs. Eddy zwei Wege für die Durchführung dieses Unterrichts festgelegt; so gründete sie Vorschrift auf Vorschrift (siehe Handbuch, Art. XX, Abschn. 3).

Im Lichte der göttlichen Wissenschaft werden die sittlichen und geistigen Siege der Männer und Frauen in der Bibel greifbare Wegweiser für unsere Sonntagsschulkinder werden, Ideale, denen sie nacheifern können. Wenn sie die Bibel in ihrer Tragweite und Erhabenheit zu erfassen beginnen, werden sie Achtung vor der Macht und Herrlichkeit Gottes gewinnen, die so anschaulich in der Heiligen Schrift zutage treten. Sie werden für sich selbst erkennen lernen, daß das Wort Gottes heilt.

Wir können unsere Jungen und Mädchen ganz gewiß keinen besseren Weg weisen als den, dem Meister und unserer Führerin Mrs. Eddy zu folgen. Christus Jesus machte sich die Heilige Schrift zu eigen. Er wies darauf hin, daß sich seine Lehren auf das göttliche Gesetz gründeten, wie es sich den Propheten die Jahrhunderte hindurch entfaltet hatte. Obwohl Mrs. Eddy von Kindheit an hingebungsvoll die Bibel gelesen hatte, benutzte sie die ersten drei Jahre nach ihrer Heilung dazu, die Heilige Schrift von Anfang bis zu Ende zu erforschen und die Wissenschaft des Christus zu finden.

In Artikel XX, Abschnitt 2, des Kirchenhandbuches schreibt Mrs. Eddy, nachdem sie klargemacht hat, daß „die Kinder in der Sonntagsschule. .. in der Heiligen Schrift unterwiesen werden [sollen]“: „Und der Unterricht muß ihrem Verständnis angepaßt sein, sowie ihrer Fähigkeit, die einfachere Bedeutung des göttlichen Prinzips, das sie gelehrt werden, zu erfassen.“

Es ist klar, daß die Kinder „die einfachere Bedeutung des göttlichen Prinzips“ gelehrt werden sollen. Es ist gleichfalls klar, daß der Unterricht ihrem Verständnis angepaßt sein muß, „sowie ihrer Fähigkeit“, die Heilige Schrift „zu erfassen“. Mit anderen Worten: Ein weiterer Weg, auf dem wir unseren Sonntagsschülern die Bibel praktisch anwendbar machen können, besteht also darin, ihnen bei unserer Unterweisung dort zu begegnen, wo sie ihrem Verständnis nach sind. Aber lassen Sie uns sicher sein, daß wir wissen, wo sie sich befinden! Wir müssen sorgfältig darauf achten, daß wir ihre Aufnahmefähigkeit nicht unterschätzen. Intelligente und vielgestaltige Ausführungen zu einem Thema stellen eine gute Lehrmethode dar, aber farblose Wiederholungen können zu Enttäuschung und Mißverständnis führen.

Es besteht kein Zweifel, daß, wenn wir die Schüler erreichen wollen, wo sie sind, wir natürlich wissen müssen, wo sie wirklich sind: im göttlichen Gemüt — dieselbe göttliche Intelligenz widerspiegelnd, die wir widerspiegeln.

Eine Möglichkeit, sich zu vergewissern, daß wir die Schüler erreichen, ist das Fragenstellen. Wie Sie alle wissen, ist dies eine weitere Vorkehrung für den Sonntagsschulunterricht, die im Handbuch verankert ist. Es ist hilfreich, solche Fragen zu stellen, die von den Schülern eine Erklärung ihrer Antworten fordern. Diese Methode hat verschiedene Vorteile. Einmal verlangen solche Fragen von den Schülern, nachzudenken und dem, was gesagt wird, zu folgen. Auf diese Weise können sowohl die buchstäbliche wie die geistige Bedeutung ans Licht gebracht werden. Andererseits werden die Antworten oder ihr Ausbleiben zeigen, ob viele falsche Vorstellungen vorliegen, die sich auf eine mißverstandene Ausdrucksweise gründen.

Es ist sehr wichtig, daß die Schüler die Bedeutung der von uns benutzten Worte verstehen. Die geistige Bedeutung dessen, was gelesen oder besprochen wird, muß in die Sprache der Kinder übertragen werden. Wenn das nicht geschieht, geht ihnen der Geist des Wortes Gottes verloren, und das Ergebnis kann sehr bedauerlich sein. Ob die Schüler nun in der ersten oder letzten Klasse sind, es ist wichtig, daß ihnen die Ausdrucksweise vertraut ist und daß ihnen die Bedeutung sehr klar ist.

Auch im Hinblick auf die Bedüfnisse und Interessen der Sontagsschüler müssen wir ihnen dort begegnen, wo sie sind. Dies bedeutet, daß wir elastisch sein müssen, bereit, sie über ihre Probleme und Schwierigkeiten sprechen zu lassen. Und wir brauchen uns nicht zu fürchten, über alle aufkommenden Themen zu sprechen, gleichviel welcher Art sie sind. Die Kinder fürchten sich auch nicht davor. Gebeterfüllte und sorgfältige Vorbereitung befähigt uns, im Licht der göttlichen Wissenschaft zu unterrichten. Auf diese Weise hilft die Bibel den Schülern wirklich, den Wert der Christlichen Wissenschaft erkennen zu lernen. Es ist sehr gut, eine anschauliche Bibelstelle für jeden Punkt, der in der Klasse besprochen werden soll, in Bereitschaft zu halten. Dann sollte der Lehrer, um das Thema sinnvoll weiter auszuführen, mit einer entsprechenden Veranschaulichung aus unseren Tagen zur Hand sein, die die Schüler interessiert. Daraus werden sie ersehen, daß die Erfahrungen der biblischen Gestalten gar nicht so verschieden von unseren eigenen Erfahrungen sind.

Machmal können die Schüler selbst dazu angeregt werden, Ereignisse der Art, wie sie in der Klasse besprochen werden, anzuführen. Sie sind gewöhnlich sehr dabei, wenn es gilt, etwas zu erzählen, was ihnen oder einem ihrer Freunde widerfahren ist, oder sogar etwas, was im Fernsehen gezeigt wurde. Der gut vorbereitete Lehrer braucht nicht zu fürchten, daß die Diskussion seinen Händen entgleitet. Die Gelegenheit, auf die Anwendung der Christlichen Wissenschaft zurückzukommen, wird sich schnell bieten, wenn er betenden Herzens danach ausschaut. Auf diese Weise kann er das Thema zu einem logischen Abschluß bringen, nachdem er es von allen Seiten beleuchtet hat, und sich vergewissern, daß die Schüler den geistigen Sinn erfaßt haben.

Wenn der Lehrer sorgfältig darauf bedacht war, einzelne Punkte eingehend durchzunehmen, anstatt zu viele Themen zu behandeln, werden die Schüler direkten, praktischen Nutzen davontragen. Sie werden sich diese wenigen Punkte zu eigen gemacht haben und sie auf die Anforderungen des täglichen Lebens anwenden können, und das, gleichviel ob die veranschaulichende Bibelstelle auf die ersten Lektionen oder auf die Bibellektion Bezug hat oder ob sie im Hinblick auf ein besonderes Bedürfnis ausgewählt wurde, das in der Klasse zutage trat.

Es ist besonders wichtig, die moralischen und die geistigen Gesetze der Heiligen Schrift zu den Bedürfnissen und Interessen der Schüler in Beziehung zu setzen. Diese Gesetze können auf neue und verschiedenartige Weise nutzbar gemacht und in allen Altersgruppen angewandt werden, um den Schülern zu zeigen, daß der hebräische Dekalog und die Bergpredigt für sie heute praktisch anwendbar sind. Wenn sie den Schülern lebendig und voller Bedeutung für die Gegenwart werden, werden sie wirklichen Wert besitzen, denn in der geistigen Auslegung der Bibel werden unsere Sonntagsschüler die Lösung für die heutigen Probleme finden.

Wenn unsere Kinder weise und mit sicherer Hand durch die Bibel geführt werden, werden sie für sich selbst entdecken, daß die Macht Gottes stets gegenwärtig ist, um für sie zu sorgen. Als Ergebnis werden wir junge Leute haben, die geistig ausgewogen und bereit sind, sich dazu zu bekennen, Christliche Wissenschafter zu sein. Sie werden gern durch heilende Ideen, die sich auf die göttliche Wissenschaft der Heiligen Schrift gründen, ihre moralische Verpflichtung der Führerschaft auf sich nehmen.

Als der auferstandene Jesus mit seinen Jüngern nach Emmaus wandelte, fing er an, wie Lukas berichtet, „von Mose und allen Propheten und legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren. ... Und es geschah, da er mit ihnen zu Tische saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn.. .. Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?“ (Luk. 24:27–32.)

Wenn wir unsere Sonntagsschulkinder mit der Klarheit der Liebe lehren, wird der Christus ihnen die Heilige Schrift öffnen. Dann werden die Schüler fähig sein, für sich selbst die göttlichen Gesetze und Regeln der Bibel zu demonstrieren, die die Christliche Wissenschaft entfaltet. Dann werden ihnen wie den Jüngern die Augen — die Tore ihres geistigen Verständnisses — geöffnet werden. Sie werden den Christus erkennen.

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