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Erziehung und Wirklichkeit

Aus der Dezember 1962-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine allgemein anerkannte Theorie der Erziehungspsychologie besagt, daß der Mensch ein Mechanismus sei, einem Rechenautomaten gleich, jedoch viel komplizierter. Die Theorie vertritt ferner die Ansicht, daß die Mentalität lediglich die Tätigkeit eines Mechanismus sei und daß es sich bei der Erziehung um einen Vorgang handele, bei dem der Mechanismus geschult wird, einem gewissen Schema zu folgen, d.h. auf bestimmte Reize in gewünschter Weise zu reagieren. Nach dieser Theorie ist sittliches Verhalten nur nützlich, um den Mechanismus voll funktionsfähig zu erhalten.

Ein klarer Trennungsstrich scheidet diese Theorie von der Wirklichkeit, wie sie in der Christlichen Wissenschaft gelehrt wird. Der wirkliche Mensch ist eine geistige Idee des göttlichen Gemüts, Gottes. Die Annahme von Gemüt in der Materie, sterbliches Gemüt genannt, andererseits schafft vermeintlich einen automatenähnlichen Sterblichen, der nur zu denken scheint, indem er Eindrücke wiedergibt, die auf seinen Gehirn-Nerven- Mechanismus gemacht wurden. Gottes Mensch spiegelt das allwissende Gemüt wider und weiß daher bereits alles. Er spiegelt Weisheit wider, Geschicklichkeit, Wahrnehmungsvermögen, Gerechtigkeit, Inspiration. Erziehung ist daher nicht ein Vorgang, bei dem ein Mechanismus geschult wird, sondern ein Prozeß, bei dem der Sterbliche von den Anahmen des sterblichen Gemüts befreit und der wirkliche Mensch enthüllt wird.

„Die Sterblichen sind den zu Gottes Ebenbild geschaffenen Unsterblichen nicht gleich; doch da der unendliche Geist alles ist, wird das sterbliche Bewußtsein schließlich der wissenschaftlichen Tatsache weichen und verschwinden, und der wirkliche Begriff vom Sein, das vollkommen und immerdar unversehrt ist, wird erscheinen“ (Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, S. 295). Die Christliche Wissenschaft macht den falschen Glauben, daß der Traum des sterblichen Gemüts von einem Mechanismus ein Bewußtsein habe, der Wahrheit von dem einen Gemüt, Gott, untertan. Sittliches Verhalten ist nicht lediglich eine Angelegenheit mechanischer Zweckdienlichkeit; vielmehr handelt es sich dabei um ein Ausrichten nach dem einen Gemüt, ein Übereinstimmen mit der geistigen Natur des Menschen als des Ebenbildes des Gemüts.

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