Die allgemeine menschliche Erfahrung zeigt, daß eine Tätigkeit, wenn sie zu guten Ergebnissen führen soll, in Ursprung und Zielsetzung gut sein muß. Sie muß auch zur rechten Zeit einsetzen und ein ausreichendes Wirkungsvermögen besitzen. Die Intelligenz, die eine solche Tätigkeit ersinnt und leitet, muß im Beweggrund liebevoll und ihrem innersten Wesen nach weise sein; sie muß somit Wohlwollen und Wissen im Impuls, in der Planung und in der Anwendung ihrer Macht vereinigen. Auf eben diese Weise kommt das Wirken des Gemüts, das Liebe ist, auf der menschlichen Ebene durch Widerspiegelung zum Ausdruck.
Die göttliche Tätigkeit ist all-weise, gerecht, rechtschaffen und von Dauer; sie setzt daher stets zur rechten Zeit ein und ist jeder Forderung gewachsen. Sie schafft, erhält und reguliert das geistige Universum und leitet, schützt und segnet alle, die sich gewissenhaft bemühen, das Gute zum Ausdruck zu bringen. Die göttliche Tätigkeit ist die Offenbarwerdung des allwissenden, allsehenden Gemüts, Gottes, sie bleibt stets Sieger über materialistische Unwissenheit, den menschlichen Willen, selbstsüchtiges Planen und zerstörerische Impulse, die sich ihr zu widersetzen beanspruchen. Ihre menschliche Kundwerdung schließt daher jede Möglichkeit von Untertätigkeit durch Widerstand, Übertätigkeit durch Angst oder von rückwirkender Tätigkeit durch Erschöpfung aus.
Durch ihr ununterbrochenes Wirken hält die göttliche Liebe ihren Plan für jede einzelne ihrer Kundwerdungen aufrecht und beschützt eine jede bei der Erfüllung dieses Planes. Dieses Wirken, das sich dem menschlichen Bewußtsein als der Christus offenbarte, war es, was Jesus befähigte, der Wegweiser zu werden, und auch heute sind es die Macht und Anziehung des Christus, die uns befähigen, in unserem Leben für das Wesen des göttlichen Prinzips als der lebenspendenden, sich selbst erhaltenden Liebe zu zeugen.
Da der Unendliche offensichtlich Einer ist und alles in sich schließt gibt es nur ein unendliches Gemüt, und das immerwährende Wirken seiner Ideen — durch das Leben und die Intelligenz, die sie ausdrücken — stellt die gesamte Tätigkeit oder das Funktionieren des geistigen Universums Gottes dar. Daher steht alle wahre Tätigkeit unter der Herrschaft von Gottes Gesetz des uranfänglichen, makellosen Guten.
Mrs. Eddy weist darauf hin, daß jegliche Tätigkeit, die außerhalb dieses Gesetzes zu stehen oder sich diesem zu widersetzen beansprucht, unwirklich ist, wenn sie erklärt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 187): „Es gibt keine unwillkürliche Tätigkeit. Das göttliche Gemüt schließt alle Tätigkeit und alles Wollen in sich, und in der Wissenschaft wird der Mensch von diesem Gemüt regiert.“ Der Mensch, die geistige Idee Gottes, spiegelt die ununterbrochene, harmonische Tätigkeit des göttlichen Gemüts in jeder Tätigkeit und Funktion seines Seins wider.
Die große Besserung in ihrem Gesundheitszustand und dem Ablauf der körperlichen Funktionen, die die Anhänger der Christlichen Wissenschaft bereits in den ersten Stadien ihres Studiums erfahren, wird durch ihren geistigen Fortschritt zu einem bleibenden Wohlbefinden. Dies schließt ein Verständnis von der Tatsache ein, daß die körperlichen Funktionen nicht das Ergebnis irgendeiner Willensäußerung oder Initiative seitens der materiellen Organe sind, sondern lediglich die Vergegenständlichung der falschen materiellen Annahmen, die über das Wesen des wahren Seins gehegt werden. Daher können die Organe und Funktionen des menschlichen Organismus nicht umhin, mit den über sie gehegten Annahmen in Übereinstimmung zu stehen. Unsere Führerin lehrt diese fundamentale Wahrheit, wenn sie schreibt (ebd., S. 376): „Weil der sogenannte materielle Körper ein mentaler Begriff ist und vom sterblichen Gemüt regiert wird, offenbart er nur das, was dieses sogenannte Gemüt ausdrückt.“
Während sich dem Anhänger diese Wahrheit entfaltet, gewinnt er gleichzeitig die Überzeugung, daß das Verständnis von der ununterbrochenen, alles regierenden Tätigkeit des Gemüts, des Lebens, vollkommene Macht hat, das harmonische, gesetzmäßige Funktionieren eines jeden Organs des menschlichen Körpers aufrechtzuerhalten. Zugleich befreit es ihn von der Furcht, daß die Funktionen des menschlichen Organismus, und damit auch das menschliche Leben selbst, in irgendeiner Weise von einer vermeintlich der Materie innewohnenden Macht störend beeinflußt werden können. Um wieder mit den Worten Mrs. Eddys zu sprechen (ebd., S. 151): „Furcht hat das Sein und seine Tätigkeit noch niemals zum Stillstand gebracht. Blut, Herz, Lungen, Gehirn usw. haben nichts mit Leben, Gott, zu tun. Jede Funktion des wirklichen Menschen wird von dem göttlichen Gemüt regiert. Das menschliche Gemüt hat keine Macht, zu töten oder zu heilen, auch hat es keine Gewalt über den Gottes-Menschen. Das göttliche Gemüt, das den Menschen geschaffen hat, erhält auch Sein Ebenbild und Gleichnis.“
Da intelligente Tätigkeit niemals grundlos erfolgt, ist die Tätigkeit des göttlichen Gemüts niemals ziellos, und dasselbe gilt für den Menschen, das vollkommene Gleichnis dieses Gemüts. Im Grunde sieht Gottes Plan für Sein Kind vor, daß es Ihn durch die aktive Nutzbarmachung seiner widergespiegelten Fähigkeiten zum Ausdruck bringt, und wir tun dies in unserer menschlichen Erfahrung, wenn wir einem von Gott bestimmten Zweck an einem von Gott bestimmten Platz dienen. In diesem Dienst gibt es weder einen Stillstand noch eine Unterbrechung, niemals eine Verzögerung im Erscheinen einer neuen Aufgabe, wenn eine frühere erfüllt worden ist. Ein Stagnieren ist unvereinbar mit dem Allwirken des göttlichen Gemüts, und dem, der getreulich in seiner ihm von Gott bestimmten Aufgabe dient, ist es unbekannt. Es gibt nur unendlichen Fortschritt für uns, denn Gottes Allwirken um unseretwillen fährt fort, die endlosen Segnungen des Lebens zu entfalten, das Liebe ist.
Das Allwirken des göttlichen Gemüts, dessen unendliche Gegenwart alles Sein umschließt, gewährleistet eine ununterbrochene, segensreiche Herrschaft über den Menschen, den Zeugen Gottes. Das Verständnis von dieser Tatsache und ein getreuliches, aufmerksames Eingehen auf alle damit verbundenen Verpflichtungen wird uns befähigen, in zunehmendem Maße zu demonstrieren, daß die göttliche Wesensart durch Widerspiegelung unsere eigene Wesensart ist, und wir werden ihre Reinheit, Intelligenz, Güte und vollständige Harmonie an den Tag legen. Dann wird unser Verhalten und Tun die geistige Tatsache unserer Gotteskindschaft von neuem bekunden oder ausdrücken und unser Leben aus dem Morast materieller Annahmen, mit ihren illusorischen Lasten und unbegründeten Befürchtungen, zu den Höhen des wissenschaftlichen Christentums erheben, die uns in der Christlichen Wissenschaft durch die Lehren und das Beispiel unserer inspirierten Führerin erschlossen wurden.
Wenn das Allwirken der alles lenkenden göttlichen Liebe, der Ursache, des Gesetzes und der Substanz des Universums, verstanden wird und dem Denken gegenwärtig bleibt, dann wird alles, was wir für ein inhaltsreiches und schönes Leben voller Genüge benötigen, in Erscheinung treten. Wir werden uns eines Lebens erfreuen, das konstruktives Wirken bekundet, eines Lebens, das selbstlos, liebevoll und eine Inspiration für alle ist, die es berührt. Es wird weder der Wertschätzung für die geistige Substanz noch der Dankbarkeit für jede Offenbarwerdung von Gottes allwirkender Liebe ermangeln, die für diejenigen in so reichem Maße alles Gute vorsieht, die mit Gott in Einklang leben.
Jesaja war sich in geistiger Weise des fortdauernden, unbehinderten Wirkens Gottes bewußt, das den von Ihm vorgesehenen guten Zweck unfehlbar erfüllt und Seine Schöpfung segnet. Der Prophet drückte sein erhabenes Bewußtsein in den so schönen, poesievollen Versen des 55. Kapitels aus (Vers 10–13): „Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahinkommt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und wachsend, daß sie gibt Samen, zu säen, und Brot, zu essen: also soll das Wort, so aus meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich’s sende. ..; und dem Herrn soll ein Name und ewiges Zeichen sein, das nicht ausgerottet werde.“