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Inspiration im Gegensatz zu Intellektualismus

Aus der Dezember 1962-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der von Gott erschaffene geistige Mensch und das von Gott erschaffene geistige Universum unveränderlich harmonisch und vollständig sind. Wenn auch der Anhänger dieser Wissenschaft sich mit ganzem Herzen zu dieser Wahrheit bekennt, so entdeckt er doch bald, daß eine bloße intellektuelle Kenntnis des Gegenstandes, ein Vertrautsein mit dem Buchstaben ohne den entsprechenden geistigen Fortschritt, nicht ausreicht, um ihn für die Demonstration dieser Wissenschaft auszurüsten. Eine Erfahrung irgendwelcher Art wird ihn vielleicht aus seiner Selbstzufriedenheit aufrütteln, eine Erfahrung, die er fälschlicherweise äußeren Umständen zuschreiben mag, anstatt die Ursache in sich selbst und die Lösung bei Gott zu suchen.

Die Christliche Wissenschaft verlangt von uns zu erkennen, daß wir in Wirklichkeit geistige Ideen der göttlichen Liebe sind; aber dies nur zu behaupten, und sei es noch so ernsthaft, ist nicht genug. Unsere gegenwärtige menschliche Auffassung von uns selbst, die sich aus dem Bewußtsein von dem wahren Sein und aus jener fleischlichen, falschen Auffassung vom Leben, an die wir scheinbar alle bis zu einem gewissen Grade gebunden sind, zusammensetzt, muß dadurch umgewandelt werden, daß wir uns immer stärker der wahren und vollkommenen Individualität des Menschen als einer Idee des Geistes bewußt werden. Und diese Umwandlung wird sowohl durch Gebet und Inspiration als auch durch Geltendmachen der absoluten Wahrheit bewirkt.

Wir mögen behaupten, daß in dem Garten unseres Denkens alles wunderschön stehe; aber um dies zu erreichen, müssen wir das Unkraut des Irrtums ausjäten und den Samen der Gerechtigkeit säen. Das geistige und harmonische Sein wird in unserem Bewußtsein nur dann begründet, wenn wir den lärmenden und den verborgenen Suggestionen des fleischlichen Gemüts, dem Eigenwillen, Egoismus, Groll und ähnlichem, ins Auge sehen, im Licht der Wahrheit und Liebe ihre Unwirklichkiet erkennen und sie dann verwerfen. Wenn wir dies tun, wird die in sich selbst bestehende Struktur des wahren Seins sichtbar werden, die Stille und Sanftmut des Geistes, die ununterbrochene Harmonie der Seele, die mühelose Kraft des Lebens und die zärtliche Fürsorge der Liebe.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist in der Tat eine gründliche Kenntnis des Buchstabens der Christlichen Wissenschaft erforderlich. Wenn wir unsere Zuflucht zum Buchstaben nehmen, so mag das die Furcht beschwichtigen und uns helfen, falsche Schritte zu vermeiden, es mag uns trösten und ermutigen, während wir ein Problem ausarbeiten; aber dies an sich stellt nicht den heilenden Christus, die Wahrheit, dar. Mit anderen Worten: obgleich Konzentration auf den Buchstaben ein gewisses Maß an körperlicher Heilung auf der Grundlage der Herrschaft bewirken kann, die, wie die Christliche Wissenschaft zeigt, das sterbliche Gemüt über sein Substrat, die Materie, ausübt, so handelt es sich hier doch eher um mentales als um geistiges Heilen. Geistige Hingabe und Inspiration und nicht mentale Konzentration sind es, die die Forderungen der Christlichen Wissenschaft erfüllen und wirklich heilen. Es ist nicht verwunderlich, daß Mrs. Eddy einstmals gezwungen war, in bezug auf diese Wissenschaft zu schreiben: „In ihrem Namen werden mehr Fehler begangen, als diese Zeit begreift“ (Nein und Ja, S. 9).

Allein die geistige Inspiration kann durch ihre Engelsbotschaften jene besondere Erkenntnis von Wahrheit und Liebe gewähren, die die Lage oder die Umstände erfordern. Diese von Gott kommenden Engelsbotschaften mögen die Form eines Bibelverses oder eines Abschnitts aus dem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy annehmen. Sie erreichen uns dort, wo wir uns gerade zu befinden scheinen, sie bedienen sich der Sprache, die uns vertraut ist, und sprechen nicht, wie Paulus es nannte, „in einer unbekannten Zunge“ (1. Kor. 14:2 — n. der engl. Bibel), die allzu oft über unseren Kopf hinweggeht und unser Herz unberührt läßt. In einem beliebten Lied aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft heißt es (Nr. 9):

Er kennt den Engel, den du brauchst,
Und sendet ihn dir zu.

Solche Botschaften sind individuell, obgleich sie uns durch die hingebungsvollen Gebete anderer zuteil werden können. Sie haben jedoch ein gemeinsames Merkmal: sie alle zeugen von der Liebe, der Güte und dem Wohlwollen Gottes, wie es in einem anderen Vers des oben erwähnten Liedes heißt: „Und ihr Geflüster hold von Gottes Liebe singt.“ Es ist diese Zusicherung der steten Gegenwart und Allheit der Liebe, die den Geist der Christlichen Wissenschaft ausmacht. In „Wissenschaft und Gesundheit“ lesen wir auf Seite 113: „Der Buchstabe der Wissenschaft erreicht die Menschheit heute in reichem Maße, ihr Geist aber kommt nur in geringen Graden. Das Lebenselement, das Herz und die Seele der Christlichen Wissenschaft, ist Liebe. Ohne sie ist der Buchstabe nichts als der tote Körper der Wissenschaft — ohne Pulsschlag, kalt, leblos.“

Im 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes schrieb der Apostel Paulus über die Liebe — die Widerspiegelung der göttlichen Liebe, die das Universum und den Menschen in Harmonie und Vollständigkeit erhält. Das geistige Verständnis von dieser Tatsache führt zur Heilung, zur Offenbarwerdung der Fülle, der Glückseligkeit und der Ganzheit des wahren Seins.

Obgleich diese Offenbarwerdungen das Ergebnis der Christlichen Wissenschaft sind, stellen sie doch nicht das A und O der Wissenschaft dar, die der wahre Weg des Lebens ist. Bei mehr als einer Gelegenheit beklagte Jesus das Verlangen nach Zeichen und Wundern. Einmal sagte er (Luk. 10:20): „Doch darin freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind. Freuet euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.“

Weil unsere Namen schon jetzt im Himmel geschrieben sind, werden uns Heilung und Erlösung zuteil — nicht wegen unseres metaphysischen Scharfsinns, unserer geschäftigen Redlichkeit und bloßen moralischen Ehrenhaftigkeit. Paulus schrieb (Eph. 2:8, 9): „Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben — und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es —, nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme.“

Eine Definition von „Gnade“ lautet: „Die Barmherzigkeit Gottes.“ Wir müssen diese Barmherzigkeit anerkennen und sie in unserem Leben zum Ausdruck bringen, bevor wir andere als Mitbürger in dem Reich Gottes willkommen heißen und sie heilen können. Jesus war sich seiner eigenen Stellung als eines Kindes Gottes bewußt, bevor er dasselbe für andere beweisen konnte.

Zu Beginn seiner Laufbahn und — als sollte er für die vor ihm liegende Kreuzigung gestärkt werden — wiederum bei der Begebenheit, die als die Verklärung bekannt ist, erhielt Jesus von Gott die Engelsbotschaft: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe“ (Matth. 3:17). Weil die Botschaft der Wahrheit entsprach, konnte der Meister diese Tatsache demonstrieren, konnte er sich den Versuchungen in der Wüste aussetzen und im Grab die Suggestion und den Augenschein des Todes überwinden.

Auch wir müssen die falschen Ansprüche des tierischen Magnetismus, der die wahre geistige und vollkommene Stellung des Menschen leugnen möchte, handhaben, wie umfangreich unser intellektuelles Verständnis von der Christlichen Wissenschaft auch sein mag. Unser individuelles Erfassen und Mitteilen des lebenden liebenden Christus, der Wahrheit, heilt die Menschheit wie zu Jesu Zeit, denn dadurch werden der Mensch und das Universum als der Ausdruck der göttlichen Liebe offenbart, als ununterbrochen von deren Gesetz der Harmonie beherrscht. „Wissenschaft und Gesundheit“ erklärt (S. 496): „Halte beständig folgenden Gedanken fest — daß es die geistige Idee, der Heilige Geist und Christus ist, der dich befähigt, die Regel des Heilens mit wissenschaftlicher Gewißheit zu demonstrieren, die Regel, die sich auf ihr göttliches Prinzip, Liebe, gründet, die allem wahren Sein zugrunde liegt, es bedeckt und es umschließt.“

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