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Weihnachten und das Kind Gottes

Aus der Dezember 1962-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der Vorweihnachtszeit einer der letzten Jahre machten mehrere Bekannte, denen ich begegnete, fast dieselbe Bemerkung. Entweder sagten sie etwa: „Weihnachten bedeutet uns jetzt nicht mehr so viel, seit die Kinder aufgewachsen sind“ oder: „Ohne Kinder hat Weihnachten keinen Sinn.“ Ich weigerte mich sofort, dieses Gefühl von Verlust in mein Denken aufzunehmen. Gleichzeitig kamen mir die Worte aus Jesaja in den Sinn (9:5): „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter.“

Wir brauchen niemals Weihnachten ohne ein Kind zu feiern, wenn wir Gottes Kind in unseren Herzen finden. Denn dieses Kind, das einst in menschlicher Gestalt offenbar wurde, in einem Stalle geboren und in eine Krippe gelegt, wird in gewissem Grade auch in einem jeden von uns offenbar, wenn wir unsere Gotteskindschaft erkennen. Wenn es besser verstanden wird, daß dieses zeitlose Kind die Wahrheit über den Menschen und seine Beziehung zu Gott als Sein vollkommener Ausdruck darstellt, kann unserer Weihnachtszeit kein Bestandteil der Vollständigkeit fehlen.

Wer sich danach sehnt, die Festlichkeiten der Weihnachtszeit mit einem Kinde zu verleben, sieht oft nicht über den Glanz und die Schönheit hinaus, die auf dieser menschlichen Ebene ihren berechtigten Platz haben. Aber für diese Menschen, wie auch für diejenigen, die eine Familie um sich haben, bietet diese Jahreszeit eine Gelegenheit: sie können herausfinden, was es bedeutet, selbst wie ein kleines Kind zu werden.

In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft (S. 191): „In dem Maße, wie eine materielle, theoretische Lebensbasis sich als eine falsche Daseinsauffassung erweist, dämmert dem menschlichen Gedanken das geistige und göttliche Prinzip des Menschen auf und führt ihn dahin, ,da das Kindlein war‘ — zu der Geburt der neu-alten Idee, zu dem geistigen Sinn des Seins und alles dessen, was das Leben in sich schließt. Auf ihren Schwingen des Lichts wird Wahrheit die ganze Erde verwandeln und die Finsternis des Irrtums verscheuchen."

Wie ein kleines Kind zu werden heißt, den geistigen Sinn des Seins mit allem Guten, das das Leben einschließt, in sich aufzunehmen. Wenn wir diesen Reichtum erleben wollen, müssen wir die Materialität aufgeben und uns unserem ewigen, geistigen Heim zuwenden. Wir müssen den Glauben an einen materiellen Ursprung, jene falsche Darstellung der geistigen Schöpfung, hinter uns lassen und statt dessen unsere Selbstheit als die vollständige individuelle Offenbarwerdung des göttlichen Gemüts finden. In der Christlichen Wissenschaft betrachten wir Gott, Geist, als den Vater des Menschen; daher ist das wahre Kind geistig.

Welches sind einige der bezeichnenden Merkmale des Kindes, die von den Erwachsenen ausgedrückt werden müssen? Einmal ist es die Gewißheit, geliebt zu werden. Im ersten Brief des Johannes lesen wir (4:16, 19): „Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat.. .. Lasset uns ihn lieben; denn er hat uns zuerst geliebt.“ Wenn wir wissen, daß wir die geliebten Kinder der göttlichen Liebe sind, wird der Ausdruck der Liebe unser Leben erfüllen.

Weiter ist es bezeichnend für ein Kind, daß es kein belastendes Verantwortungsgefühl kennt. Einfach da zu sein, nur zu leben, das ist genug für kleine Kinder. Sie sind zufrieden, daß sie von Vater und Mutter versorgt werden. Wenn einem als gewissenhaftem Erwachsenen das Gewicht der Pflichten unerträglich scheint, ist es gut, daran zu denken, wie unbeschwert unser wahres geistiges Sein ist. Wenn wir uns als das Kind Gottes erkennen, aus Leben und Liebe hervorgegangen, dann wird unser Denken erhoben und von Furcht befreit. In der geistigen Auffassung vom Sein ist kein Raum für ein belastendes Verantwortungsgefühl, denn eingeschlossen in diese Auffassung ist die Anerkennung der Allmacht unseres Vater-Mutter Gottes.

Ein kleines Kind lebt hauptsächlich in der Gegenwart. Es hat kein irriges Wissen über eine materielle Welt angehäuft und keine Vorstellung davon, was mit ihr geschehen könnte. In der geistigen und unverletzlichen Unschuld des wahren Seins kann niemand anders als Gott allein irgendeine Wirkung hervorbringen. Die Kundwerdung Gottes kann nur von Gott allein geprägt werden, denn es gibt tatsächlich niemanden außer Ihm.

Mit erstaunten Augen sieht ein kleines Kind auf eine neue Welt. Auch wir können dieses Staunen erleben, wenn wir unsere Augen, oder unser geistiges Wahrnehmungsvermögen, für das Universum des Geistes öffnen — wenn wir beglückt sind über all die Frische und Schönheit, die wir in seiner Unendlichkeit finden. Dieses Universum ist keine schale veraltete Welt, durch viele sterbliche Generationen trübe geworden, sondern es ist eine beständig neue Offenbarung alles dessen, was das Leben in sich schließt. Das Licht dieser Offenbarung läßt keinen Raum für Dunkelheit, die ein Symbol für den Irrtum ist.

Nicht nur zur Weihnachtszeit sollte ein jeder von uns in seinem Bewußtsein das wahre Kind erkennen, sondern das Verständnis vom Menschen als dem Kinde Gottes sollte an jedem Tag in unserem Denken lebendig sein. Man kann die Eigenschaften des wahren Kindes in einer ruhigen und beglückenden Weise in dem Bewußtsein eines Menschen ausgedrückt finden, der als ein gesetzter Erwachsener erscheint. Man kann sie selbst dann finden, wenn es scheinen sollte, als wären sie mit dem Alter verschwunden, oder wenn die Freude dieser Eigenschaften niemals bewußt erlebt wurde.

Freudiges Entzücken vermindert nicht die Hingabe beständigen Gebets, es geht nicht über rechtmäßige Verpflichtungen hinweg, noch verwässert es die wissenschaftliche Metaphysik. Es bringt vielmehr große Freiheit und fortschreitende Entfaltung. In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ sagt unsere Führerin (S. 323): „Die Willigkeit, wie ein kleines Kind zu werden und das Alte um des Neuen willen aufzugeben, macht den Gedanken für die vorgeschrittene Idee empfänglich.“

Eine der immerwährenden Botschaften des Weihnachtsfestes ist die, daß wir in Wirklichkeit niemals unseren Stand als Gottes Kind verloren haben. Das ist die wesentliche Wahrheit über unser Sein. Wir könnten die lieblichen Dinge der menschlichen Kindheit niemals erleben, wenn sie nicht ihren Ursprung in der Natur Gottes hätten.

Alles, was der Mensch ist, ist er als der Ausdruck vom Wesen Gottes. Was also das immerwährende Kind ausmacht — so lehrt die Christliche Wissenschaft, —, ist seine ausgesprochene Abhängigkeit von seinem Vater-Mutter Gott, sein ungetrübter Ausblick auf das Universum der Wahrheit, seine unendlichen Möglichkeiten als Entfaltung des Lebens, seine sichere Elastizität als Offenbarwerdung des Prinzips, seine strahlende Schönheit als Ausdruck der Seele, seine unbegrenzte Tätigkeit als Gleichnis des Geistes, seine Freude als Widerspiegelung der Liebe und seine Frische als Kundwerdung des Gemüts.

Das Verlangen, Weihnachten mit einem Kinde zu verleben, wird gemildert, wenn man sein Denken auf das Kind von Bethlehem richtet und auf die wahre Bedeutung dieses Kindes. Durch die Erkenntnis von dem unpersönlichen Erlöser der Welt werden wir über dieses Verlangen hinauswachsen. Mrs. Eddy schreibt über die Bedeutung der Weihnachtszeit (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 262): „Ich feiere Weihnachten mit meiner Seele, meinem geistigen Sinn, in Erinnerung daran, daß der Christus in das menschliche Verständnis Eingang gefunden hat, aus dem Geist, aus Gott geboren und nicht von einem Weibe — als die Geburt der Wahrheit, das Aufdämmern der göttlichen Liebe, die über dem Dunkel der Materie und des Bösen mit der Herrlichkeit des unendlichen Seins aufgeht.“

Wenn wir es unserer Führerin gleichtun und in dieser Weise Weihnachten feiern, ist Gottes Kind bei uns, und unsere Freude wird völlig sein, nicht nur am 24. Dezember jeden Jahres, sondern an jedem Tag und für alle Zeit.

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