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„Der Herr ist mein Teil“

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der Juni 1962-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen“ (Klagel. 3:24). Kann sich die heutige Menschheit diesen Ausspruch des Propheten Jeremia zu eigen machen? Kann sie Trost und Hoffnung daraus schöpfen? Das kommt ganz auf den einzelnen an. Wer die Offenbarung Mrs. Eddys über Gott und den Menschen in der Christlichen Wissenschaft als wahr und richtig anerkennt, kann in der Tat aus dieser Aussage nicht nur Trost und Hoffnung, sondern auch Freude und Kraft gewinnen.

Mrs. Eddys Definition von Gott auf Seite 587 in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ lautet: „Der große Ich bin; der All-Wissende, All-Sehende, All-Wirkende, All-Weise, All-Liebende und Ewige; Prinzip; Gemüt; Seele; Geist; Leben; Wahrheit; Liebe; alle Substanz; Intelligenz.“ Und in ihrer Antwort auf die Frage: „Was ist der Mensch?“ auf Seite 475 desselben Buches sagt sie unter anderem: „Die Heilige Schrift belehrt uns, daß der Mensch zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist. Die Materie ist nicht dieses Gleichnis.“ Auf derselben Seite sagt sie auch vom Menschen: „Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes und schließt alle richtigen Ideen in sich.“ In diesen Erklärungen über Gott und den Menschen und ihr gegenseitiges Verhältnis finden wir die erlösende Wahrheit. Wenn wir den eingangs zitierten Vers im Lichte dieser Wahrheit betrachten, werden wir zweifellos stets Trost und Kraft daraus empfangen.

Als mir diese Worte zum erstenmal in diesem neuen Licht erschienen, heilten sie mich von Minderwertigkeitskomplexen. Es wurde mir plötzlich klar, daß jede wirkliche und gute Eigenschaft, jede schöpferische Begabung, die jemand besitzen mag und die ich als Sterblicher nicht zu besitzen schien, geistig widergespiegelt wird. Daher sind gute Eigenschaften nicht auf diesen oder jenen beschränkt, sie sind nicht ein persönliches Verdienst oder eine persönliche Begabung, sondern sie sind Gaben der Gottheit und stehen allen gleichermaßen zur Verfügung. Ich brauchte nur dieses mir zustehende göttliche Recht zu beanspruchen. Weil der Mensch geistig ist, sind alle in Wahrheit Erben der Eigenschaften Gottes.

Diese Erkenntnis, die mir ganz plötzlich zuteil wurde, war weit mehr als eine Befreiung von selbstauferlegten Fesseln. Sie war auch eine Verheißung und eine Verpflichtung. Sie bedeutete nicht, daß ich die Hände in den Schoß legen und alles Weitere Gott überlassen konnte. Sie bedeutete vielmehr, daß ich in meinem täglichen Leben danach streben mußte, in immer größerem Maße die Eigenschaften Gottes auszudrücken. Sie bedeutete, daß ich Jesu Befehl befolgen mußte: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matth. 5:48).

Jesus nannte sich den Sohn Gottes und identifizierte sich auf diese Weise mit dem Christus. Dies befähigte ihn, seine vielen wunderbaren Werke zu tun. Unser Meister wies darauf hin, daß er sie nicht aus eigener Kraft vollbrachte, sondern daß es der Vater war, der die Werke tat. Und er forderte seine Nachfolger auf, mit der Hilfe des Vaters die gleichen Werke zu tun. Seine Jünger gehorchten seinen Worten. Im 3. Kapitel der Apostelgeschichte lesen wir, wie Petrus und Johannes, nachdem sie einen lahmen Mann geheilt hatten, jede persönliche Huldigung zurückwiesen und unter Hinweis auf Christus Jesus erklärten (Vers 16): „Durch den Glauben an seinen Namen hat diesen, den ihr sehet und kennet, sein Name stark gemacht.“ Das heißt nichts anderes, als daß der Mann durch die richtige Identifizierung als Sohn oder Widerspiegelung Gottes die ihm zustehende Gesundheit und Harmonie wiedererlangt hatte.

„Der Herr ist mein Teil.“ Für „Teil“ könnte man auch „Los“ oder „Erbe“ sagen. In Wirklichkeit haben wir kein anderes Teil, Los oder Erbe als den Herrn und alles, was Er in sich schließt. In dem Maße, wie wir uns dem vollkommenen Vorbild nähern und den falschen Sinn vom Selbst und von der Menschheit im allgemeinen ablegen, spiegeln wir Gott wider. Ein falscher Sinn möchte uns in jeder Richtung begrenzen und uns unserer Freude berauben.

Wie oft steht man doch unter dem Eindruck, daß Freude begrenzt sei, daß alles ein Ende haben müsse. Aber wenn wir als Christliche Wissenschafter lernen, daß alles Schöne und Gute göttlichen Ursprungs ist und daher unendlich und von ewiger Dauer, dann beginnt sich eine neue Welt für uns aufzutun. „Die Traurigkeit aber der Welt“ (2. Kor. 7:10) verschwindet immer mehr aus unserem Bewußtsein.

Dies konnte ich in gewissem Grade am Ende eines Urlaubs erfahren, den ich in einer mir bis dahin unbekannten, landschaftlich sehr eindrucksvollen Gegend verlebte. Als es hieß Abschied nehmen, wollte mir fast das Herz brechen, weil ich der Illusion unterlag, daß all die Schönheit, die ich wahrnahm, mit den materiellen Dingen verknüpft sei, mit den gewaltigen Bergen, die sich in immer wieder anderen Formen im Wasser widerspiegelten. Die Lektionspredigt jener Woche im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft enthielt eine Bibelstelle, die mich wieder dem erlösenden Gedanken näherbrachte (Jes. 54:10): „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“

Zwar handelte es sich in diesem Falle nicht darum, daß die Berge und Hügel untergingen, aber durch meine Abreise würden sie aus meinem Gesichtskreis entschwinden. Das wurde nun unwesentlich. Die Hauptsache blieb: Gottes Gnade würde nicht von mir weichen, oder in anderen Worten: „Der Herr ist mein Teil.“ Die Schönheiten, die die Berge und das Meer versinnbildlichten und die ich liebte, waren geistige Eigenschaften. „Geistig ausgelegt bedeuten Felsen und Berge feste und erhabene Ideen“, schreibt Mrs. Eddy auf Seite 511 in „Wissenschaft und Gesundheit.“ Die geistigen Begriffe würden bei mir bleiben. Sie gehörten als ein fester Bestandteil zu den richtigen Ideen, die der Mensch als zusammengesetzte Idee einschließt. In Wirklichkeit war das geistige Bewußtsein die Quelle meiner Freude, die Gnade des Herrn, die nie von mir weichen konnte.

Mit großer Dankbarkeit im Herzen für diese neu-alte Offenbarung kehrte ich nach Hause zurück. Der Herr war mein Teil — ein Teil, das mir nie genommen und von dem mein wahres Selbst nie getrennt werden konnte. Das Bewußtsein von dieser großen allumfassenden und immergegenwärtigen geistigen Quelle, aus der alles Sein strömt und von der es immerdar erhalten wird, verleiht jedem von uns Tag für Tag neue Freude und Kraft.

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