Wenn wir im Herbst auf die roten Blätter oder im Winter auf die kahlen Zweige schauen, die sich gegen den Schnee abheben, warum schauen wir? Was sehen wir? Das Warum bestimmt das Was, denn der Beweggrund beim Sehen lenkt den Blick. Wenn wir nicht über unsere Schritte hinaussehen wollen, mögen wir nur bemerken, daß das Rot existiert oder daß der Schnee fällt. Aber wenn wir schauen, weil wir Gott lieben, werden wir die Pracht der herbstlichen Färbungen oder die kunstvollen, bizarren Formen des Winters erblicken, die die unendliche Schönheit der Schöpfung Gottes andeuten. Ja, mehr noch, wir werden innerlich froh sein.
Solch eine Freude hat ihre praktischen Aspekte, indem sie Seele, das göttliche Gemüt, demonstriert. Gott als Seele zu verstehen heißt Gott innig zu lieben, denn Seele schließt alles ein, was gut und schön ist. Das wirkliche Universum, einschließlich des Menschen, spiegelt Seele wider. Dadurch, daß wir Gott als Seele verstehen und lieben, finden wir, daß wir uns der Schönheit der Widerspiegelung Gottes erfreuen, und Freude ist etwas Natürliches.
Gott ist Liebe. Er ist unendliches Leben. Er ist Wahrheit. Das Wort „Seele“, wenn es nicht mit einem fettgedruckten Anfangsbuchstaben geschrieben wird, bezieht sich nicht auf Gott, sondern auf den materiellen Sinn. Ein Christlicher Wissenschafter studiert und betet täglich, um den physischen Sinn abzulegen und den geistigen Sinn zu erlangen. Dies steht in Einklang mit dem Gebot der Heiligen Schrift: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben ... von ganzer Seele“ (5. Mose 6:5).
Durch die dankbare Anerkennung der Lieblichkeit des Lebens mögen wir Schönheit erschauen, die uns bis dahin unbekannt war. Es ist gut, auf diese Weise den physischen Sinn der Dinge durch einen geistigen Sinn von der Gegenwart der Seele zu ersetzen. Indem wir so unsere Wahl treffen und danach handeln, können wir materielle Empfindlichkeit meistern und das göttliche Empfindungsvermögen gewinnen. Selbst Geschmäcke und Düfte geben uns Gelegenheiten, diese Wahl zu treffen und der Seele bewußt näherzukommen.
Wenn wir jemanden zärtlich lieben, so gibt uns seine Gegenwart ein Gefühl des Lebens. Es ist ein Lebensgefühl, das im Herzen singt. Ärzte empfehlen häufig diesen Bewußtseinszustand als Hilfsmittel zur Genesung eines Patienten. In der Christlichen Wissenschaft können wir erleben, daß Gott, Seele, der Geliebte ist. Dann können wir überall hinschauen und Leben in uns verspüren. Wir können Gottes Güte überall sehen. Wenn wir Gott als Seele verstehen und lieben, betrachten wir Seine Liebe nicht länger als eine bloße Entschädigung für die Abwesenheit eines geliebten Menschen. Die Freude und Vollständigkeit der liebevollen Gegenwart der Seele kann in jeder wahrhaft praktischen Weise empfunden werden.
Die Annahme, von der Güte Gottes, der Seele, getrennt zu sein, nimmt oft die Form körperlicher Krankheit an. In dieser Annahme ist die Krankheit sehr wirklich; aber wenn die Annahme berichtigt wird, verschwindet die Krankheit. Die Berichtigung beginnt mit der Anerkennung der Immergegenwart Gottes. Wenn wir den Fähigkeiten der Seele Ausdruck geben, entfaltet sich uns die Tatsache, daß die wirklichen Sinne des Menschen nicht physisch, sondern geistig sind. Dann erweisen sich die sogenannten physischen Sinne, denen sich die Krankheit darzubieten scheint, als eine Illusion — es stellt sich heraus, daß sie überhaupt keine Sinne sind —, und die falsche Annahme der Trennung vom Guten wird ersetzt durch das Bewußtsein von der Immergegenwart der Seele. Die Krankheit ist geheilt.
Christus Jesus, unser vollkommenes Beispiel für einen Menschen, dessen geistiges Empfindungsvermögen die Kranken heilte und die Toten auferweckte, erkannte in der Natur Veranschaulichungen der Liebe Gottes. Er sagte (Matth. 6:28—30): „Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet,. .. sollte er das nicht viel mehr euch tun?“ Weil er sich seinen geistigen Sinn von den Dingen bewahrte, war Jesus imstande, die geistige Wirklichkeit sofort wahrzunehmen, wenn immer sich ihm das Böse darbot, und das Ergebnis war Heilung.
In dem Bewußtsein der Gegenwart der Seele als der vollkommenen Liebe ist ein Glaube an das Böse, an Krankheit, Disharmonie oder Tod undenkbar. Wenn irgendeiner dieser Irrtümer in das Bewußtsein gelangt, befähigt uns die Erkenntnis, daß Seele Gott ist, diese Irrtümer aufzulösen, sie aus unserem Bewußtsein zu entfernen und zu beweisen, daß sie nicht existieren.
In ihrem Werk „Unity of Good“ (Die Einheit des Guten, S. 7) schreibt Mrs. Eddy: „Wenn immer ich am klarsten erkannt und am stärksten empfunden habe, daß es für den Unendlichen keine Krankheit gibt, hat mich das nicht von Gott getrennt, sondern mich so mit Ihm verbunden, daß ich imstande war, augenblicklich ein Krebsleiden zu heilen, das schon die Halsader angegriffen hatte.“
Das Leben und die Lehren unserer Führerin weisen darauf hin, daß das Erlangen dieses geistigen Empfindungsvermögens ein standhaftes Verneinen des physischen Sinnes erfordert und ein Leben der Hingabe an Seele, Gott, das Gute. Wir können schon heute damit beginnen, wenn wir um uns schauen. Warum schauen wir? Warum hören wir? Was empfinden wir? Indem wir uns entschließen, das Warum zur Verherrlichung der Seele zu machen, werden wir finden, daß das Was, das wir erleben, in der Tat die Herrlichkeit Gottes ist. Und wir werden allen Grund haben, froh zu sein!
