An einem Sommertag tranken zwei Jungen Fruchtsaft. Nach kurzer Zeit sagte der eine betrübt: „Meiner ist schon halb alle.“
Der andere antwortete mit strahlenden Augen: „Mein Glas ist noch halb voll.“
Warum verderben wir uns mit Pessimismus das Erfreuliche im Leben, während doch gottgelenkter Optimismus das Gute verherrlicht? Als die Kinder Israel an der Grenze des gelobten Landes angelangt waren, wurde dem biblischen Bericht gemäß ein Vertreter jedes Stammes dazu abgeordnet, die Möglichkeiten zu erforschen und darüber zu berichten. Nach 40 Tagen kehrten Josua und Kaleb mit einem optimistischen, göttlich inspirierten Bericht zurück und baten das Volk, auf Gott zu vertrauen und hineinzugehen und das Land einzunehmen. Aber das Volk zog vor, auf die zehn zu hören, die von Furcht erfüllt und pessimistisch waren, und als Ergebnis davon wanderten sie weitere 38 Jahre in der Wüste umher. Josua und Kaleb waren die einzigen der ursprünglichen Israeliten, die als Erwachsene ausgezogen waren und nach der Wüstenerfahrung in das verheißene Land einzogen. Sie hatten auf Gott vertraut.
Gott, das Gute, ist Alles, und der Mensch ist Sein Bild und Gleichnis. Das Verständnis dieser Tatsache, das wir durch unser Studium und unsere Betrachtung der geistigen Wahrheiten der Schöpfung erlangen, wie sie in der Christlichen Wissenschaft offenbart werden, gibt uns eine rechte Grundlage für eine hoffnungsfreudige, erwartungsvolle und optimistische Einstellung, denn wir haben den Weg zur Herrschaft über böse Einflüsterungen, über den Aberglauben und über materielle Annahmen gefunden. In diesem Verständnis beten wir und harren wir zuversichtlich der Erhörung unserer Gebete.
Jesus sagte (Mark. 11:24): „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden.“ Göttlich inspirierter Optimismus unterstützt den Glauben an Gott, und absoluter Glaube ist wesentlich für rechtes Beten. Die von Gebet begleitete Unterwerfung des Pessimismus und der Furcht erweitert unser Verständnis von Gott als dem allmächtigen Guten. Jemand, dessen Optimismus auf göttliche Erkenntnis gegründet ist, wartet geduldig darauf, daß das unendliche Gemüt ihm seine Pfade weist, und Gemüt versagt niemals, denn es ist allumfassende Intelligenz.
Der Pessimist, dessen zweifelnde, furchterfüllte und ungläubige Gedanken sein Bewußtsein verdunkeln, kann den göttlichen Weg nicht sehen, während derjenige, der Gott liebt, Ihm für Seinen Segen dankt und weiß, daß seines Herzens Verlangen der göttlichen Fürsorge untersteht.
Mary Baker Eddy sagt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 3): „Sind wir wirklich dankbar für das schon empfangene Gute?“, und sie fügt hinzu: „Dann werden wir uns die Segnungen, die wir haben, zunutze machen und dadurch geschickt werden, mehr zu empfangen.“
Dankbar dafür, Christliche Wissenschafter zu sein, studieren wir getreulich die Bibellektionen, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft angegeben sind; wir besuchen entweder die Sonntagsschule oder die Kirche regelmäßig und öffnen dadurch unser Denken dem reichen Erbe des geistigen Verständnisses.
Eine verzagte junge Frau empfand, daß sie bisher in ihrem Leben nichts geleistet hatte. Sie hatte die Schule hinter sich und verdiente sich ihren Lebensunterhalt. Schließlich wandte sie sich mit ganzem Herzen der Christlichen Wissenschaft zu. Sie studierte die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“, las jeden Morgen die ganze Bibellektion und betete: „Laß mich heute etwas für jemand anders tun.“ Bei der Arbeit und bei ihrer Kirchentätigkeit gaben ihr spontane Bereitschaft und Optimismus, die durch ihre demütigen Gebete um Führung wachgerufen worden waren, ein Gefühl von der Gegenwart der Liebe. Bald hatte sie ihr eigenes Heim, und auch dort, wo sie ebenfalls jeden Tag mit Gebet begann, entfaltete sich beständig das Gute.
Die Güte Gottes kommt in unserem Leben in unbegrenztem Maße zum Ausdruck. Große Möglichkeiten harren unser, wenn wir uns weigern, vergangenen Enttäuschungen nachzuhängen, und statt dessen an die gegenwärtige Wirklichkeit und Vollkommenheit denken und nur die Demonstration des Guten erwarten.
Ein Christlicher Wissenschafter akzeptiert täglich die Herausforderung, sich von der Finsternis und dem Trübsinn des Pessimismus freizumachen, indem er sein Denken über sich selbst und seinen Nächsten so erhebt, daß es mit dem wissenschaftlichen Gesetz der Vollkommenheit in Übereinstimmung steht. Während er darum betet und dafür arbeitet, Gottes Willen zu tun, wird sein Optimismus gestärkt, und die Tage des Hoffens werden sich zu Monaten und Jahren der Erfüllung rechten Verlangens erweitern.
