Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, stellt in ihren veröffentlichten Schriften viele Fragen. Sie sind eindringlich und aufrüttelnd. Sie stellen große Anforderungen an denjenigen, der sie beantworten soll.
Indem Mrs. Eddy Fragen stellte, um ihren Ausführungen Nachdruck zu verleihen, folgte sie einer Methode, deren sich Christus Jesus bediente. In seinen letzten Worten vor seiner Himmelfahrt richtete er zum Beispiel unter anderem folgende Frage an Petrus: „Hast du mich lieb?“ (Joh. 21:17.) Mehr als menschliche Liebe zu Jesus war erforderlich, um diese Frage zu beantworten. Wies nicht die Tatsache, daß Jesus diese Frage dreimal stellte, auf ihre tiefere Bedeutung hin, nämlich auf folgendes: War das Verständnis des Petrus von der Christus-gemäßen Bedeutung der Mission des Meisters ausreichend, um ihn zu befähigen, die Werke zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen? Nur solche Heilungswerke konnten die Frage in richtiger Weise beantworten.
Mrs. Eddy kehrt die Frage um. In ihrem Buch „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 133) fragt sie: „Wißt ihr, wie sehr ich euch liebe und welcher Art diese Liebe ist?“
Ist der Anhänger der Christlichen Wissenschaft bereit, diese Frage bejahend zu beantworten? Wahrscheinlich nicht. Das Ausmaß der Liebe, die Mrs. Eddy für den Christlichen Wissenschafter hegte, wird gegenwärtig nur in geringem Maße erkannt, und dann nur im Verhältnis zu seiner Geistigkeit. Wir stehen erst am Anfang unseres Verständnisses von der Wissenschaft, die sie entdeckte, sowohl wie auch von Mrs. Eddys allumfassender Liebe für die Menschheit und besonders für ihre Schüler.
Nichtsdestoweniger verlangt jeder Tag, daß wir ernsthaft darum beten, mehr zu lieben und in all unserem Tun und Treiben Mrs. Eddys geistige Liebe für die Christlichen Wissenschafter tiefer zu empfinden. In dem Abschnitt, aus dem wir bereits zitiert haben, sagt Mrs. Eddy weiter für diejenigen, die ihre Liebe in etwas erfassen: „Dann wird dieses innerste Etwas beredt, und mein Buch ist nicht alles, was ihr von mir wißt.“ Mit „diesem Buch“ ist natürlich das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft gemeint, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“.
Mit folgendem möchte ich Mrs. Eddys Erklärung ein wenig veranschaulichen. Vor vielen Jahren war ich mit einer Einheit der britischen Luftwaffe in Arabien stationiert. Ich wurde krank. Ich hatte ein einziges Exemplar des Christian Science Sentinels bei mir. Ich las diese Zeitschrift siebenmal von Anfang bis zu Ende durch und war innerhalb von drei Tagen geheilt. Die Wahrheiten, die Gott Mrs. Eddy offenbarte, spiegelten sich in den Artikeln, Leitartikeln und Zeugnissen in diesem Sentinel wider. Diese Wahrheiten zerstörten buchstäblich die Illusionen von Begrenzung, Einsamkeit, Furcht, Unwissenheit und Krankheit. Die Liebe unserer Führerin war in diesem Falle wirksam.
Christus Jesus sagte einmal zu seinem Jünger Philippus: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Joh. 14:9). Nun, der Meister wußte, daß dieser Jünger geistig dazu erzogen war, zu wissen, daß es der Christus, nicht die Körperlichkeit Jesu war, die durch den geistigen Sinn erkannt werden mußte, um Gott als Geist, als göttliche Liebe zu verstehen. Aus dieser Versicherung Jesu geht auch hervor, daß es nicht möglich ist, Gott zu verstehen, ohne sich des erlösenden Christus bewußt zu sein, der in unendlichem Maße den himmlischen Vater repräsentiert.
Wir können heute diese Schriftstelle im Lichte der Christlichen Wissenschaft weiter ausführen, indem wir sagen: Wer die göttliche Wissenschaft, den von Jesus verheißenen Tröster, wahrgenommen hat, hat Gott auch als Liebe erkannt, von der diese Wissenschaft immerdar ausgeht.
Um diesen Punkt noch weiter zu verfolgen, tun wir gut daran, zu beachten, was Mrs. Eddy in ihrem Buch „Vermischte Schriften“ (S. 105) über sich selbst in bezug auf diese Wissenschaft sagt: „Die Christliche Wissenschaft ist mein einziges Ideal, und der individuelle Mensch und sein Ideal können niemals geschieden werden. Wenn eines mißverstanden oder verleumdet wird, verdunkelt es das andere mit dem Schatten, den dieser Irrtum wirft.“
In unseren geistigen Versuchen, geistig höher zu steigen, ist es notwendig, daß unser Begriff von unserer Führerin nicht weniger korrekt ist als der von der Wissenschaft, die sie uns gelehrt hat. Wie sollen wir wissen, wie Mrs. Eddy uns liebt, es sei denn, wir lieben sie? Ein jeder von uns kann der vielen Kanäle eingedenk sein, durch die uns ihre Liebe jeden Tag erreicht. Würde unser Leben nicht tatsächlich ausgedörrt erscheinen ohne das Lehrbuch und ihre anderen Schriften, ohne ihre Kirche und unsere Mitgliedschaft in dieser Kirche und ohne die Zeitschriften, die sie gründete, einschließlich des Vierteljahrsheftes der Christlichen Wissenschaft mit den Bibellektionen? Und wir wollen an die Vielen denken, in denen täglich die Christusmission der Christlichen Wissenschaft Widerhall findet und die geheilt und erneuert werden!
Es ist wahrlich eine bedeutsame Frage, die ein jeder an sich richten sollte: Wie sehr liebt meine Führerin mich, und welcher Art ist diese heilige Liebe? Und weist diese Frage nicht auf eine andere hin: Wie sehr liebe ich meine Führerin in Wahrheit, und wie sehr bringt mein Leben diese Liebe zum Ausdruck?
Mrs. Eddy hatte einen göttlichen Auftrag, nämlich, diesem Zeitalter den Tröster zu bringen, dessen Kommen der Meister vorhergesagt hatte. Ihr war auch die menschliche Aufgabe gestellt, den erforderlichen Grund zu legen, um ihre Entdeckung auf mancherlei praktische Weise darbieten zu können, so daß ihre Nachfolger künftiger Generationen die göttliche Wissenschaft verstehen und anwenden könnten. Ein wichtiges Ziel dieser Wissenschaft auf Erden ist, zu beweisen, daß die Materie nur eine Illusion des sterblichen Gemüts ist und daß Leben, Wahrheit und Liebe Alles-in-allem sind. Niemand kann Mrs. Eddys geistig-wissenschaftliche Liebe zu uns in vollem Maße erwidern; Heilungswerke allein können einen Anfang darstellen, um die Liebe, die der Wissenschafter für sie hegt, zu zeigen.
Gleichwie mich mein Vater liebt, also liebe ich euch auch. Bleibet in meiner Liebe! So ihr meine Gebote haltet, so bleibet ihr in meiner Liebe, gleichwie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. ... Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebet, gleichwie ich euch liebe. — Johannes 15:9–12.
