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Unseren Nächsten lieben

Aus der August 1962-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Um einander zu lieben, müssen wir einander verstehen; und dazu ist es nötig, daß wir zuerst einmal uns selbst verstehen — wer wir sind, welches unser Lebenszweck ist und wie wir diesen Zweck erfüllen können. Dann werden wir fähig sein, unseren Nächsten wirklich zu verstehen.

Im Gebet des Herrn nahm Christus Jesus auf den Urquell des Seins mit folgenden Worten Bezug: „Unser Vater in dem Himmel” (Matth. 6:9). Das muß bedeuten, daß alle Menschen eine gemeinsame geistige Abstammung haben. Von diesem Standpunkt aus sind wir in diesem Augenblick in unserer wahren Selbstheit lebendige Zeugen der Macht, des Wesens und der Herrlichkeit Gottes, der Liebe ist.

Als Wirkung tut der Mensch das Wesen seiner Ursache kund. Er besteht, um Gott auszudrücken, um Seine Gegenwart und Macht zu verherrlichen und zu ehren. Wir beweisen dies, indem wir dem göttlichen Willen gehorsam und dem göttlichen Prinzip, Liebe, verständnisvoll und unbeirrbar treu sind. Hierdurch werden wir als der Mensch der Gottesschöpfung identifiziert und befähigt, zu verstehen und zu beweisen, was wir wirklich sind.

Alle unsere Schwierigkeiten rühren von Mangel an diesem Verständnis her, von der Unwissenheit darüber, wer wir wirklich sind, und von den falschen Vorstellungen, die uns die materiellen Sinne aufdrängen möchten.

Die meisten von uns wissen, daß Unwissenheit Furcht erzeugt, daß Furcht übermäßige Spannungen herbeiführt und daß diese Spannungen oft die niederen Triebe und unedlen Neigungen auslösen. Wenn diese nicht in der rechten Weise durch das Verständnis von der wirklichen Natur des Menschen überwunden werden, kommen sie leicht in einer Form zum Ausbruch, die sich völlig hinwegsetzt über alles, was für alle Betroffenen, einschließlich unserer eigenen Person, das Beste ist.

Eine Einstellung, die sich über alles hinwegsetzt, was recht ist, ist oft das Ergebnis enttäuschter Hoffnungen, vereitelter Wünsche, durchkreuzter ehrgeiziger Pläne, und diese entspringen der Unwissenheit über Gott und des Menschen Beziehung zu Ihm als Seinem Ausdruck. Niemand braucht sich diese Haltung anzueignen. Wenn wir nur einen geistigen Begriff von uns selbst gewinnen wollen, werden wir die zerstörerischen Gemütsbewegungen überwinden.

Wir stimmen alle mit grundlegenden Begriffen, wesentlichen Ideen überein — zum Beispiel mit dem Recht, frei zu sein, gesund zu sein —, obwohl unsere Ansichten darüber auseinandergehen mögen, auf welche Weise wir am besten dazu gelangen können. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß diese grundlegenden Dinge, die Wirklichkeiten des Seins, geistig sind. Sie für materiell zu halten bedeutet, ihre Natur mißzuverstehen und das aus den Augen zu verlieren, was die wirklichen Werte in unserem Leben ausmacht.

Wir sehen oft denjenigen als unseren Nächsten oder Nachbarn an, der in unserer Nähe wohnt. Aber wie weit auch die Menschen räumlich voneinander getrennt sein mögen, Liebe hält sie zusammen. Die Tatsache, daß wir „nebenan“ wohnen, macht uns nicht notwendigerweise zum Nachbarn oder Nächsten. Um ein Nächster zu sein, müssen wir etwas Gemeinsames miteinander teilen. Wir müssen einem anderen zubilligen, was wir für uns selbst beanspruchen. Es ist ganz gewiß nicht gutnachbarlich, jemand anders eine nicht wünschenswerte Eigenschaft zuzuschreiben, von der wir frei zu sein glauben. Ein solches Vergehen führt dazu, nachbarliche Beziehungen zu zerstören und mentale und gefühlsbetonte Trennwände aufzurichten.

„Man sollte es von Grund aus verstehen“, schreibt Mrs. Eddy in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 467), „daß alle Menschen ein Gemüt, einen Gott und Vater, ein Leben, eine Wahrheit und eine Liebe haben.“ Dann fährt sie fort: „Die Menschheit wird in dem Maße vollkommen werden, wie diese Tatsache sichtbar wird, der Krieg wird aufhören, und die wahre Brüderschaft der Menschen wird begründet werden.“

Wenn wir den Geist Christi in uns aufnehmen, erlangen wir einen geistigen Daseinsbegriff, das heißt, wir ersetzen die materielle Vorstellung von unserem Nächsten durch die geistige. Wir sehen den Nächsten als Bruder und erkennen, daß wir infolge unserer gemeinsamen Beziehung zu Gott als dem Vater ein gemeinsames Erbe teilen. Mrs. Eddy faßt dies in folgende Worte (ebd., S. 518): „Die geistig Reichen helfen den Armen in einer großen Brüderschaft, und alle haben dasselbe Prinzip oder denselben Vater, und gesegnet ist der Mensch, der seines Bruders Not sieht und ihr abhilft und das eigene Gute in dem des anderen sucht.“

Das Gesetz erfüllen bedeutet, Gott über alles lieben und unseren Nächsten wie uns selbst. Die belebenden und erleuchtenden Strahlen der Liebe befähigen uns, den Nächsten zu sehen, wie er wirklich ist — als Sohn Gottes. Liebe bringt die geistigen Möglichkeiten eines Nächsten als bestehende Tatsachen ans Licht, die noch nicht klar wahrgenommen worden sind.

Liebe ist ein mächtiger Heiler, Erneuerer und Erlöser. „Wenn der Wissenschafter seinen Patienten durch die göttliche Liebe erreicht“, lesen wir in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 365), „wird das Heilungswerk in einem Besuch vollbracht werden, und die Krankheit wird wie der Tau vor der Morgensonne in ihr natürliches Nichts vergehen.“

Die göttliche Liebe, durch die ein Christlicher Wissenschafter seinen Patienten zu erreichen sucht, kommt nicht nur in dem menschlichen Wunsch zum Ausdruck, ihn von seiner Krankheit zu befreien. Sie drückt sich in dem Wunsch aus, die fehlerlose Natur des Menschen als einer Kundwerdung der Seele zu erkennen, die Tatsache über das wirkliche Sein des Menschen und seine Freiheit und Vollkommenheit in der Wahrheit zu erfassen, noch ehe die Augenscheinlichkeit dieser Freiheit menschlich sichtbar wird.

Reine Liebe ist das natürliche Ergebnis heiliger Gemeinschaft mit Gott, dem Urquell alles wirklichen Seins. Es ist die Liebe, die keine Furcht kennt, weil sie weiß, daß es in der Wirklichkeit des Seins nichts zu fürchten gibt. Es ist die Liebe, die die Vorstellung von Sünde oder Krankheit in einem anderen als unwirklich erkennt und den vom Bösen unberührten Menschen erschaut, weil das Böse weder Macht, Einfluß, Person noch Ding ist.

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