Über die Tatsachen des Lebens informiert zu werden wird als ein notwendiger Teil der menschlichen Erziehung betrachtet. Aber welches sind die wirklichen Tatsachen des Lebens? Sind sie materiell oder geistig? Haben sie etwas mit den Umständen zu tun, die die zeitlichen Annahmen von einer materiellen Existenz begleiten, oder betreffen sie die ewigen Wirklichkeiten des geistigen Daseins?
Eine Antwort hierauf ist in unserem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy zu finden, wo sie schreibt (S. 492): „Um richtig folgern zu können, sollten wir nur eine Tatsache vor Augen haben, nämlich das geistige Dasein. In Wirklichkeit gibt es kein anderes Dasein, denn Leben kann nicht mit seinem Ungleichnis, der Sterblichkeit, vereinigt werden.“
Leben, wie es in der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] offenbart wird, ist Gott oder Geist und hat nichts mit der Materie zu tun, die zeitlich ist und der Vernichtung unterliegt. Das erste Kapitel der Genesis vermag uns den wahren Daseinsbegriff zu vermitteln. Dort wird uns die Offenbarwerdung des Lebens, oder Gottes Schöpfung, in ihrem ewigen Zustand der geistigen Vollkommenheit und Vollständigkeit dargeboten — unkörperlich, sündlos, frei von jeder Krankheit und todlos —, und „Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut“ (1. Mose 1:31).
Die Allheit des Geistes wurde in dem Leben Christi Jesu demonstriert. In seiner Auferstehung und Himmelfahrt bewies der Meister, daß Gott, Geist, das göttliche Prinzip seines Seins war. Und er veranlaßte auch seine Jünger, ihr Dasein von demselben geistigen Standpunkt aus zu betrachten. Der große Lehrer sagte (Matth. 23:9): „Ihr sollt niemand euren Vater heißen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.“ Und ein andermal sagte er (Matth. 5:48): „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“
Trotz der Lehren des Meisters verfechten jedoch die falsche Theologie und die medizinischen Systeme eine materielle Einstellung zum Dasein. Sie möchten uns glauben machen, der Mensch werde in ein materielles Universum hineingeboren und müsse daher Sünde und Krankheit als Wirklichkeiten bekämpfen.
Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] steht in absoluter Übereinstimmung mit den Lehren Christi Jesu. Sie zeigt, daß die Tatsachen des Lebens christusgemäße Ideen sind, die die Allheit Gottes und die geistige Vollkommenheit des Menschen als Gottes Bild und Gleichnis offenbaren. Ferner enthüllt diese Wissenschaft, daß sterbliche Disharmonien, wie wirklich sie auch immer erscheinen mögen, nichts anderes als falsche Annahmen oder mentale Trugvorstellungen sind, und als solche können sie stets durch die erleuchtende Macht der Wahrheit vertrieben werden.
Ein Verständnis von den geistigen Tatsachen des Lebens befähigt uns, in unserem Leben vom Standpunkt der Herrschaft auszugehen, anstatt vom Standpunkt der Auseinandersetzungen. Die befreiende Wirkung der geistigen Tatsachen im menschlichen Bewußtsein läßt sich mit der vergleichen, die durch das Erkennen mathematischer Tatsachen bewirkt wird. Zum Beispiel werden diejenigen, die verstehen, daß 2 + 2 = 4 ist, nicht befürchten, daß 2 + 2 trotz ihrer Bemühungen, daß es bei 4 bleibt, plötzlich 5 oder 6 ergeben wird. Sie hegen auf dem Gebiet der Mathematik keine Befürchtungen, wo immer es sich um das Resultat von 2 + 2 handelt.
So haben auch diejenigen, die den Christus, die geistige Natur ihrer eigenen wahren Identität als Kind Gottes verstehen, keinen Grund, sterbliche Disharmonie zu befürchten. „Der Mensch ist der Ausdruck vom Wesen Gottes“, schreibt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 470). Da Gott, den der Mensch ausdrückt, vollkommener Geist ist, existiert der wirkliche Mensch stets als der aktive Ausdruck der geistigen Vollkommenheit. Wir könnten daher sagen, daß die absolute geistige Vollkommenheit das 2 + 2 = 4 unseres Seins darstellt.
„Ja, das klingt in der Theorie wunderbar“, könnte jemand sagen, der sehr zu leiden hat, „aber als Sterblicher muß ich viel Schmerzer erdulden. Verlangt die Wissenschaft von mir, dies zu ignorieren?“ Nein, keineswegs. Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] ignoriert niemals menschliche Not. Sie behebt sie vielmehr, indem sie die Falschheit der ganzen negativen Situation und die stets gegenwärtige Wirklichkeit des Guten aufzeigt. Dann erfolgt Heilung.
Zunächst einmal ist der menschliche Körper gar nicht der physische Organismus, der er zu sein scheint. Er ist ein mentaler Begriff, die Verkörperung des menschlichen Denkens. Daraus folgt, daß das, was eine Unvollkommenheit des Körpers zu sein scheint, in Wirklichkeit eine mentale Unvollkommenheit ist, d.h. eine falsche Vorstellung, die der irrigen Annahme gleichkommt, daß 2 + 2 = 5 sei. Und ebenso wie die Vergegenwärtigung der Wahrheit im Zahlenwesen Fehler auf diesem Gebiet beseitigt, so beseitigt eine ehrliche Anerkennung der gegenwärtigen geistigen Vollkommenheit des Menschen als Gottes Bild und Gleichnis sterbliche Disharmonien.
Wenn der Körper sich hartnäckig weigert, den Forderungen der Harmonie nachzukommen, fragen wir uns vielleicht manchmal: „Warum bin ich krank? Wie lange wird es noch dauern, bis ich geheilt bin?“ Solche Fragen sind gleichbedeutend mit: „Warum ist 2 + 2 = 5? Wie lange wird es noch dauern, bis es 4 ergibt?“ Im Licht der göttlichen Wissenschaft wäre es fruchtbarer, sich folgende Frage zu stellen: „Inwieweit bin ich bereit, die Wahrheit von der gegenwärtigen geistigen Vollkommenheit des Menschen als meine einzige Selbstheit anzuerkennen, als das 2 + 2 = 4 meines Seins?“
In der Wissenschaft ist die geistige Vollkommenheit des Menschen eine unerschütterliche Tatsache. Es wird niemals eine physische Unvollkommenheit daraus. Als „der Ausdruck vom Wesen Gottes“ befindet sich der wirkliche Mensch immerdar in einem friedevollen Zustand himmlischer Harmonie. Daher braucht er niemals gesund zu werden: er bleibt gesund. Dadurch, daß wir diese ewige Tatsache anerkennen, wird das menschliche Dasein höher gehoben.
Der Wunsch nach einem Leben, das von Gesundheit und Glück erfüllt ist, findet vollständige Befriedigung, wenn wir verstehen, was das Leben selbst ist. Wir erlangen dieses Verständnis in dem Verhältnis, wie wir zu dem Schluß kommen, der in der „wissenschaftlichen Erklärung des Seins“ in unserem Lehrbuch enthalten ist. Diese Erklärung lautet folgendermaßen (S. 468): „Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie. Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem. Geist ist unsterbliche Wahrheit; Materie ist sterblicher Irrtum. Geist ist das Wirkliche und Ewige; Materie ist das Unwirkliche und Zeitliche. Geist ist Gott, und der Mensch ist Sein Bild und Gleichnis. Folglich ist der Mensch nicht materiell; er ist geistig.“ Mögen die Ideen, die in dieser großen Erklärung zusammengefaßt sind, der Gegenstand unserer ständigen Betrachtung sein. Sie beantworten alle Fragen in bezug auf unser Dasein. Sie stellen die Tatsachen des Lebens dar.
