Die obige Frage zu stellen kommt der Frage gleich: Woher kommt die Unwissenheit? Wir alle wissen, daß Unwissenheit eine Verneinung ist, das Gegenteil oder die Abwesenheit von Verständnis. Wir sind uns jedoch nicht so sicher, daß das Böse eine bloße Verneinung ist, die Abwesenheit des Guten oder dessen Gegenteil.
Unwissenheit verschwindet in der Gegenwart des Verständnisses, ebenso wie Dunkelheit durch das Licht verscheucht wird. Licht ist positiv. Ein Lichtstrahl kann in einen dunklen Raum geworfen werden. Aber es ist unmöglich, einen Strahl der Dunkelheit in einen hellen Raum zu werfen. Wer hätte je von einem Strahl der Dunkelheit gehört?
Wenn erkannt wird, daß das Böse in dieselbe Kategorie wie Unwissenheit und Dunkelheit gehört, dann wird es uns nicht länger täuschen. Und wir wollen uns darüber im klaren sein: eine Täuschung möchte uns dazu verführen, dem Bösen — einer Verneinung — die Macht zuzuerkennen, das Gute zu begrenzen, ihm zu widerstehen oder es zu überwinden.
Das Böse ist eine Täuschung. Es mag so scheinen, als sei es dem Guten zuweilen überlegen, aber das ist nicht der Fall. Es mag so scheinen, als ob das Böse wirksam sei, aber es kann nicht wirksam sein, denn Gott ist All-Wirken; um wirksam sein zu können, müßte sich das Böse von Gott herleiten lassen. In Unwissenheit über Gottes Allheit scheint das Böse in verschiedenen Verkleidungen aufzutreten, deren jede dazu bestimmt ist zu täuschen. Aber die Erleuchtung, die die Wissenschaft mit sich bringt, befähigt uns, diese Verkleidungen zu durchschauen und zu erkennen, daß das Böse nicht mächtiger ist als Unwissenheit oder Finsternis. Die Wissenschaft allein überwindet die Macht des Bösen, zu täuschen.
Das zwölfte Kapitel der Offenbarung ist von besonderem Interesse für die Christlichen Wissenschafter, und es wird dies schließlich für alle Christen werden. Es weist auf das Kommen der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] hin und veranschaulicht deutlich die Überlegenheit dieser Wissenschaft über jede Täuschung, indem es zeigt, wie die Wissenschaft die Falschheit des Bösen bloßstellt.
Der Offenbarer erklärt (Offenb. 12:9, 10): „Und es ward gestürzt der große Drache, die alte Schlange, die da heißt Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt.... Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unsres Gottes geworden und die Macht seines Christus, weil der Verkläger unsrer Brüder verworfen ist, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott.“
Das Böse und die Unwissenheit haben daher eine gemeinsame Quelle: das Nichts. Sie sind beide bloße Verneinungen, Leugnungen. Wir verschwenden keine Zeit darauf zu glauben, es gäbe ein Gemüt, das Unwissenheit verleiht und uns durch Täuschung in der Knechtschaft der Unwissenheit hält. Ebensowenig sollten wir uns zu dem Glauben verleiten lassen, es gäbe ein Gemüt, das Böses mitteilt und uns durch Täuschung in der Knechtschaft des Bösen hält.
Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 466): „Die Wissenschaft des Christentums kommt mit der Wurfschaufel in der Hand, um die Spreu von dem Weizen zu sichten. Die Wissenschaft wird Gott richtig erklären, und das Christentum wird diese Erklärung und deren göttliches Prinzip beweisen, indem es die Menschheit physisch, sittlich und geistig besser macht.“ Im Glossarium dieses Lehrbuches lautet die Definition von „Wurfschaufel“ zum Teil wie folgt: „Das, was die Fabel von der Tatsache trennt“ (S. 586). Einige Definitionen von „Fabel“ lauten: „Eine Geschichte, die nicht auf Tatsachen beruht; ... Legenden oder Mythen im allgemeinen; eine Unwahrheit; eine Falschheit.“
Geistige Tatsachen können nicht dadurch verlorengehen, daß sie im menschlichen Bewußtsein mit Fabeln vermischt werden. Die Tatsache von der Vollkommenheit des Menschen als des Kindes Gottes kann nicht in der Legende verlorengehen, daß der Mensch beides sei, das Gleichnis und das Ungleichnis Gottes.
Die Rolle der Wissenschaft und die Rolle des Christentums sind untrennbar. Das Christentum demonstriert, was die Wissenschaft erklärt. Die Wissenschaft erklärt, daß Gott in keiner Weise für das Böse verantwortlich sein kann; weder verursacht Er das Böse noch läßt Er es zu. In dem Verhältnis, wie das Christentum diese Erklärung demonstriert, wird jeder Anspruch des Bösen als unwirklich bewiesen.
Christus Jesus erklärte Gott ständig in der richtigen Weise. In dieser Hinsicht war er ein göttlicher Wissenschafter. Er setzte seine Erklärungen ständig in Heilungswerke um. In dieser Hinsicht war er ein Christ. Solche Erklärungen und Demonstrationen erfolgten in der Absicht, „die Menschheit physisch, sittlich und geistig besser“ zu machen. In dem Maße, wie die Wissenschaft und das Christentum in uns voneinander untrennbar werden, werden wir die Werke Christi Jesu wiederholen und seine Mission erweitern, so daß sie alle Menschen einschließt.
Um solch ein Christ zu sein, müssen wir die Wurfschaufel des wissenschaftlichen Christentums in unserem Denken die Spreu vom Weizen, die Fabel von der Tatsache trennen lassen. Dann werden wir beweisen, daß die Christliche Wissenschaft [Christian Science] die Frage: Woher kommt das Böse? richtig beantwortet, indem sie erklärt, daß das Böse eine Fabel ist, keine Tatsache, und daß es als eine Falschheit keinen Ursprung, kein Dasein, kein Gemüt, keine Macht und keine Gegenwart besitzt. Dies muß die Wahrheit über das Böse sein, denn Gott, das Gute, ist unendlich, der eine und einzige Urquell, das göttliche Gemüt, Allmacht, Allgegenwart, Allwissenheit. Das Gute besteht und ist alles, was besteht.
Sünde und Krankheit haben nur die trügerischen Charakterzüge des Bösen. Das heißt, sie sind das, was zu sein scheint, aber nicht ist. Sie haben keinen Ursprung, keine Macht, keine Wirklichkeit. Mit der Wissenschaft ausgerüstet sind wir imstande, die Falschheit aller Ansprüche des Bösen zu durchschauen und unsere Überlegenheit über jede Art von Täuschung auszuüben. Wir erbringen den Beweis, daß der einzige Platz, an dem das Böse auch nur scheinbar existieren kann, in dem Bewußtsein ist, das noch nicht der Allheit des Guten in der Wissenschaft gewahr ist.
In dem Maße, wie das Verständnis von Gottes unendlicher Natur als dem allumfassenden Guten das menschliche Denken erleuchtet, wird erkannt, daß das Böse nichts als eine Illusion ist, und es verschwindet, so wie Finsternis von der Gegenwart des Lichtes vertrieben und Unwissenheit vom Verständnis verschlungen wird.
