Ebenso wie ein einziger flüchtiger Blick einen großen Teil des Himmelsgewölbes zu umfassen vermag, so kann ein einziger Gedanke, der einem Bewußtsein entspringt, das nach Gott sucht, einen beglückenden Schimmer vom unendlichen Leben erhaschen.
Wenn uns die Natur Gottes in einem Aufleuchten des geistigen Verständnisses erscheint, dann ruft sie in uns etwas hervor, was an Bedeutung und Schönheit alles übersteigt, was wir bis zu diesem Augenblick als die Verkörperung der Wirklichkeit angesehen haben. Es ist, als sei an die Stelle der alten Welt plötzlich eine neue Welt getreten — einfacher, klarer und erhabener. Wir finden, daß wir glücklicher sind, als es uns jemals zuvor möglich erschienen war, und wir spüren auch, daß diese Glückseligkeit nur ein Vorbote dessen ist, was wir alle einmal erlangen können und das zu allen kommen wird, sobald wir jedes materielle Hindernis und jede materielle Verlockung aus unserem Weg geräumt haben.
Wir müssen uns jedoch vergegenwärtigen, daß dieses Aufleuchten des geistigen Verständnisses nur den Bruchteil eines Augenblicks in Anspruch genommen hat. Augenblicke mögen für uns kaum der Beachtung wert sein, und wir mögen sie unbedacht verschwenden, ohne zu ahnen, wie sehr sie unser Geschick bestimmen können. Wenn wir uns aber entschließen, von ihrer Existenz und ihren Möglichkeiten Kenntnis zu nehmen, da sie uns entweder auf den Pfad des Guten oder des Bösen bringen, dann werden wir sorgfältiger darauf achten, daß sie uns zum Glück führen.
Christus Jesus sagte (Matth. 13:31, 32): „Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und säte es auf seinen Acker; welches das kleinste ist unter allem Samen; wenn es aber erwächst, so ist es das größte unter dem Kohl und wird ein Baum, daß die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen unter seinen Zweigen.“
Zuweilen sind die Sterblichen erstaunt, daß sie in ihrem Leben kein Glück haben, ja, daß es im Gegenteil ihr Los ist, unangenehme Überraschungen zu erleben, als könnte der Boden ihrer Bemühungen nur Unkraut oder Dornen hervorbringen. Kann das nicht die Folge davon sein, daß sie die Augenblicke nicht richtig genutzt haben und daß der Same, den sie unbedacht gesät haben, von fragwürdiger Qualität ist?
In Wirklichkeit sind alle Augenblicke wertvoll, da sie nichts in sich tragen, was nicht der Vollkommenheit der Unendlichkeit und Ewigkeit angehört. Wenn sie sich aus schädlichen Bestandteilen zusammenzusetzen scheinen, die das Wohlergehen der Menschheit gefährden können, dann betrachten wir Widerspiegelungen des sterblichen Gedankens. Daher ist es wichtig, daß wir uns beharrlich der Betrachtung der geistigen Wirklichkeit zuwenden. Diese mentale Einstellung ist hinreichend, um die Erfahrung des einzelnen von der Ursache aller Unannehmlichkeiten zu befreien, von all den Samen teuflischer Suggestionen, denen sich die Welt von Heute als ein fruchtbarer Boden darzubieten scheint.
Unstreitig hat Mrs. Eddy, der wir die Entdeckung und Gründung der Christlichen Wissenschaft verdanken, jener mentalen Tätigkeit große Bedeutung beigemessen, durch die der Gedanke entschlossen von der Betrachtung materieller Dinge abgelenkt wird, um, wenn auch nur kurz, durch eine richtige Auffassung von der göttlichen Wirklichkeit erleuchtet zu werden. Auf Seite 14 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ schreibt sie: „Werde dir einen einzigen Augenblick bewußt, daß Leben und Intelligenz rein geistig sind — weder in noch von der Materie —, und der Körper wird keine Klagen äußern. Wenn du an einer Annahme von Krankheit leidest, wirst du entdecken, daß du augenblicks gesund bist.“
Auch die Bibel weist auf die Fähigkeit des Denkens hin, sich schnell freudigeren Ausblicken zuzuwenden als denen, die die Materialität darbietet. Folgende Stelle aus dem dritten Kapitel des Buches Maleachi ist dafür bezeichnend: „Siehe, ich sende meinen Boten, daß er den Weg vor mir bereite, und plötzlich kommt zu seinem Tempel der Herr, nach dem ihr verlangt“ (Züricher Bibel).
Wir sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß der Bote, von dem hier die Rede ist, eine Inspiration oder Eingebung darstellt, nicht ein menschliches Wesen, und ferner, daß seine Arbeit schnell getan ist, wie durch den Gebrauch des Wortes „plötzlich“ angedeutet wird.
Wir können uns daher freuen, daß wir durch unser beharrliches Studium der Christlichen Wissenschaft erfreuliche Resultate erzielen können, indem wir jeden Augenblick für die Demonstration des Guten benutzen, das die geistige Wahrnehmung denen offenbart, die aufrichtig danach suchen.
In der Erfahrung derjenigen, die sich der Ausübung der Christlichen Wissenschaft widmen, kommt es keineswegs selten vor, daß die geistige Wahrnehmung augenblickliche Heilungen herbeiführt.
Zeit spielt keine Rolle in dem Wirken der geistigen Wahrheit, und es ist die Mission der Christlichen Wissenschaft, diese Wahrheit der Welt eindringlich nahezubringen. Laßt uns Gott danken, daß dies so ist, und laßt uns ständig danach streben, unsere Augenblicke zu Sammelpunkten der Stärke zu machen, auf daß sie der ganzen Menschheit den größten Segen bringen mögen. In der folgenden wunderbaren Stelle aus „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 598) weist Mrs. Eddy auf den Wert eines Augenblicks hin: „Ein Augenblick göttlichen Bewußtseins oder das geistige Verständnis von Leben und Liebe ist ein Vorgeschmack der Ewigkeit. Diese erhabene Anschauung, die erhalten und festgehalten wird, wenn die Wissenschaft des Seins verstanden ist, würde die Zwischenzeit des Todes mit geistig erkanntem Leben überbrücken, und der Mensch würde in dem vollen Bewußtsein seiner Unsterblichkeit und seiner ewigen Harmonie sein, wo Sünde, Krankheit und Tod unbekannt sind.“
Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick. — 1. Korinther 15:51, 52.
