„Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ Diese Worte Jeremias (31:3) beziehen sich auf das Verhältnis von Gott und Mensch, das ganz und gar geistig ist, und offenbaren Gottes Liebe für den Menschen und das Universum. In diesem Universum gibt es keinen Mangel an Liebe — keiner ist ungeliebt, unerwünscht, vernachlässigt.
Es liegt in der menschlichen Natur, daß man wünscht, von Nutzen zu sein, umsorgt und geliebt zu werden; dieses normale, natürliche Verlangen wird in dem Maße befriedigt, wie wir verstehen, daß Gott unser alleiniger Vater ist und daß wir Seine Kinder sind, der Gegenstand Seiner zärtlichen Fürsorge. Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] lehrt, daß der Mensch nicht ein Sterblicher ist, getrennt vom Guten, der in einer materiellen Welt allein umherwandert und sich danach sehnt, geliebt zu werden, sondern daß er vielmehr die geliebte und liebende Idee Gottes ist, glücklich und zufrieden. Mrs. Eddy sagt uns in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 259): „Der Mensch geht nicht in der Gottheit auf, er kann seine Individualität nicht verlieren, denn er spiegelt ewiges Leben wider, auch ist er keine abgesonderte Einzelidee, denn er stellt das unendliche Gemüt, die Summa aller Substanz, dar.“
Gott ist unendliche Liebe, und niemand, ganz gleich, wo er sich befindet, ist außerhalb Seiner großen Liebe. Gott hat keine Günstlinge; alle können sich Seine Wohltätigkeit nutzbar machen und sich ihrer Segnungen in dem Verhältnis erfreuen, wie sie bereit sind anzuerkennen, daß sie keine materiellen Personen, sondern geistige, unkörperliche, freudige Ideen Gottes sind.
Der Psalmist hatte einen Schimmer von Gott als immergegenwärtige Liebe und von seiner eigenen untrennbaren Beziehung zu Ihm erhascht, wenn er sagt (Ps. 139:7–10): „Wo soll ich hin gehen vor deinem Geist, und wo soll ich hin fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da. Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten.“
Es mag sehr trostreich sein, diese wundervollen Wahrheiten zu lesen und sie zu erklären, aber das genügt nicht; wir müssen sie in unserem täglichen Leben zum Ausdruck bringen. Wir müssen beweisen, daß Gott Liebe ist und daß wir Seine geliebten Kinder sind, indem wir die Eigenschaften des Christus in allen Einzelheiten unserer menschlichen Erfahrung verkörpern und uns standhaft weigern, für entgegengesetzte Eigenschaften Zeugnis abzulegen, wie Ungeduld, Reizbarkeit, Eifersucht, Mißtrauen, Furcht, Unehrlichkeit und viele andere der unschönen Charakterzüge des sogenannten sterblichen Gemüts.
Es ist notwendig, daß wir uns des öfteren an diese Worte von Mrs. Eddy aus ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 erinnern (S. 8): „Das Gesetz und das Evangelium stimmen überein, und beide werden erfüllt werden. Ist es erforderlich zu sagen, daß das Gleichnis Gottes, des Geistes, geistig und das Gleichnis der Liebe liebevoll ist? Wenn wir lieben, lernen wir verstehen, daß Gott Liebe ist; hassende oder lieblose Sterbliche sind weder Christen noch Wissenschafter.“ Um ein geistiges Verständnis von dem „Gesetz und dem Evangelium“ zu gewinnen, müssen wir lernen, direkt in der Gegenwart der Liebe zu leben, in der es keine Trennung oder Einsamkeit gibt.
Täglich lernen die Christlichen Wissenschafter und beweisen in gewissem Grade, daß Gott, Geist, gut und der einzige Schöpfer des Menschen, sein Vater und seine Mutter ist, und daß jeder einzelne seine gottgegebene Aufgabe durch gehorsame und liebevolle Widerspiegelung der Güte Gottes erfüllt. Der Augenschein der materiellen Sinne, der da behauptet, wir könnten als Ergebnis gewisser materieller Zustände und Umstände an einen falschen Platz gestellt, verdrängt, ausgeschlossen, nutzlos und vernachlässigt werden, ist eine falsche Annahme des sterblichen Gemüts.
Wenn wir die Wahrheit über Gott und Seine vollkommene Schöpfung anwenden, wird dieser falsche Augenschein aus unserer Erfahrung verschwinden, ganz gleich, wie hoffnungslos der materielle Zustand zu sein scheint oder wo wir uns befinden mögen. Es gibt keine Enttäuschung, kein Mißlingen, keine Entmutigung oder Niederlage für denjenigen, der um seine wahre Selbstheit als ein Kind Gottes weiß und die Eigenschaften der göttlichen Liebe zum Ausdruck bringt.
Es ist eine große Notwendigkeit für uns, lieben zu lernen, wie Christus Jesus liebte. Er wußte, daß Gott Liebe ist, der Quell aller wirklichen, geistigen, selbstlosen, reinen Zuneigung. Des Meisters Zuneigung war unbefleckt vom persönlichen Sinn, von Neid, Falschheit, Hinterlist, Herrschsucht, Besitzgier. Er war sich immer der Liebe Gottes zu ihm bewußt, und er spiegelte diese Liebe allen Menschen gegenüber wider.
Von seinem christlichen Beispiel können wir lernen, wie wir dieselbe Zuneigung zueinander zum Ausdruck bringen können. Sagte er nicht zu seinen Jüngern: „Gleichwie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibet in meiner Liebe!“ (Joh. 15:9)? Dies bedeutet, die Liebe widerspiegeln, mit der wir auch geliebt werden.
Die Liebe Gottes für den Menschen kommt in einer unendlichen Mannigfaltigkeit zum Ausdruck, wie in immergegenwärtigem Schutz, ununterbrochener Führung, reichlicher Versorgung, von Weisheit geleiteter Handlung, hilfreicher Unterstützung und inspirierter Führerschaft. Wir können niemals ohne diesen Einfluß in unserem Leben sein, wenn wir uns täglich und stündlich unter die Hand Gottes stellen.
Das Verlangen, Gott als Liebe und unsere wahre Selbstheit als Sein Bild und Gleichnis zu erkennen, ist wahres Gebet und kann uns von widrigen Zuständen jeglicher Art befreien, von Unterdrückung, Mangel oder Herrschsucht. Es befähigt uns, bessere Bürger zu sein, brauchbarere Mitglieder der Gesellschaft, ehrliche Arbeitgeber und hingebungsvolle Angestellte, freundliche Nachbarn und Freunde.
Auf die wahre Identität des Menschen als geistig und nicht materiell und auf die Gewißheit von Gottes beschützender Liebe für Seine ganze Schöpfung bezugnehmend, sagt Mrs. Eddy in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 182): „Durch die göttliche Wissenschaft gewinnt der Mensch die Macht, Gottes Kind zu werden, seinen vollkommenen und ewigen Stand zu erkennen.“ Und das Johannesevangelium zitierend (1:13): „,Welche nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches ... geboren sind‘“, fährt sie fort: „Diese Stelle bezieht sich auf das ursprüngliche, geistige Dasein des Menschen, der weder aus Staub noch durch fleischliche Begierde erschaffen wurde.“ Und sie fügt hinzu: „Der Apostel weist nicht auf die persönliche Absicht eines persönlichen Jehova hin, parteiisch und endlich, sondern auf die Möglichkeit für alle, als Seine Söhne und Töchter ihren Platz in Gottes großer Liebe zu finden, dem ewigen Vermächtnis Elohims.“
