Niemand braucht unter Spannungen zu leiden. Spannungen stellen das fleischliche oder sterbliche Gemüt dar, das sich selbst frönt. Wir überwinden Spannungen in dem Maße, wie wir erkennen, was sie sind, und es ablehnen, uns an der Tätigkeit des sterblichen Gemüts zu beteiligen, seine falschen Gedanken und Empfindungen zu wiederholen. Wir haben die Autorität, dies zu tun — die Einflüsterung des sterblichen Gemüts zurückzuweisen. Es ist die Autorität der Wahrheit.
Wahrheit ist Gott, das Gute, und Gott ist Alles-in-allem. Alles Wirkliche in Gottes Universum ruht harmonisch in mühelosem Wirken. In diesem Wirken gibt es keinen Zwischenraum zwischen dem, was erwünscht ist und dem, was bereits vollbracht ist. Wir lesen im Prediger (3:15): „Was geschehen wird, ist auch zuvor geschehen“.
Wenn wir einer menschlichen Beschäftigung nachgehen, stellen wir oft fest, daß die Zustände ganz im Gegensatz zu dem geistigen Ideal stehen. Dinge, die schon erledigt sein sollten, sind vielleicht noch gar nicht begonnen worden, und der Druck mag manchmal unerträglich erscheinen. Aber ein Gefühl von Spannungen trägt nicht dazu bei, etwas Konstruktives zu vollbringen. Es ist nur der Versuch des sterblichen Gemüts, niederzureißen und zu zerstören, und darauf können wir verzichten. Wenn wir uns als die Idee des Gemüts erkennen, die wir in Wirklichkeit sind, können wir die Suggestion von Spannungen als eine Lüge bloßstellen und die uns von Gott verliehene Fähigheit erkennen, jede Aufgabe harmonisch zu vollenden.
Das Verlangen, das, was wir tun müssen, gut zu tun, hat seinen Ursprung im Geist. Wenn wir diese Tatsache erkennen, werden wir verstehen, daß die Macht des Geistes es uns ermöglicht, dieses Verlangen erfüllt zu sehen. Wenn wir diese Macht anerkennen und entschieden leugnen, daß das sterbliche Gemüt in Form von Angst und persönlichem Sinn dazwischentreten kann, können wir sicher sein, daß sich unser Wunsch, die Arbeit gut zu tun, erfüllen wird, und eine befriedigende Leistung wird das Ergebnis sein.
Als Nehemia die Mauer von Jerusalem wiederaufbaute, sagten seine Feinde: „Sie sollen's nicht wissen noch sehen, bis wir mitten unter sie kommen und sie erwürgen und das Werk hindern“ (4:5). Um nun den Erfolg sicherzustellen, „die da bauten an der Mauer, und die da Last trugen von denen, die ihnen aufluden, — mit einer Hand taten sie die Arbeit, und mit der andern hielten sie die Waffe.“
Das sterbliche Gemüt ist der Feind aller aufbauenden Arbeit. Spannungen zu erzeugen ist eine der Sabotagemethoden des sterblichen Gemüts. Jeder, der für eine gute Sache arbeitet, muß sich mit dieser Suggestion auseinandersetzen. Wir brauchen nicht zuzulassen, daß sie in unser Bewußtsein eindringt. Mit der Macht des Christus, der Wahrheit, können wir jede derartige Suggestion als unwirklich leugnen und die Machtlosigkeit des sogenannten Gemüts, das sie einsuggeriert, erkennen. Wir können bei unserer Arbeit wachsam sein, bereit, das sterbliche Gemüt zu vertreiben, wenn immer es versucht, von unserem Bewußtsein Besitz zu ergreifen und sich „Ich“ zu nennen.
Das einzige Gemüt, das wir mit dem Wort „Ich“ ehren müssen, ist Gott. Mrs. Eddy definiert Gemüt auf Seite 591 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ als: „Das einzige Ich oder Uns; der einzige Geist, die einzige Seele, göttliches Prinzip, Substanz, Leben, Wahrheit, Liebe; der eine Gott; nicht das, was in dem Menschen ist, sondern das göttliche Prinzip oder Gott, dessen voller und vollkommener Ausdruck der Mensch ist; die Gottheit, die umgrenzt, die aber nicht umgrenzt ist.“
Einer der hartnäckigeren Ansprüche des sterblichen Gemüts ist der, daß die Zustände in unserem Leben materiell seien. Es behauptet daher, daß Spannungen das Ergebnis materieller Zustände seinen. Es gibt zu, daß Spannungen mental sind, aber es erklärt, daß Spannungen nur durch eine Änderung der materiellen Zustände beseitigt werden können. Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] jedoch beweist, daß alle Zustände mental sind und daß wir das Recht und die Fähigkeit haben, unharmonische Zustände dadurch zu überwinden, daß wir das sterbliche Gemüt verneinen und das göttliche Gemüt bejahen.
Im sterblichen Gmüt kann alles mögliche geschehen. Im göttlichen Gemüt kann nur Gemüt geschehen. Wir leugnen das sterbliche Gemüt dadurch, daß wir seine Einflüsterungen widerlegen. Spannungen sind eine seiner Einflüsterungen. Wenn wir verständnisvoll darauf bestehen, daß uns diese Einflüsterung nicht betrügen kann und daß wir das harmonische Wirken der göttlichen Liebe widerspiegeln und ausdrücken, erweist sich das sterbliche Gemüt als Lügner und das göttliche Gemüt als Wahrheit. Dann können wir verstehen, daß die Zustände unter denen wir arbeiten, in Wirklichkeit nicht materiell, sondern geistig sind. Sie sind nicht die Erfindung eines menschlichen Gemüts oder einer Gruppe von menschlichen Gemütern; auch ist die Atmosphäre, in der wir arbeiten, nicht aus persönlichen Eigenheiten oder aus Eigenschaften des sterblichen Gemüts entstanden.
Das göttliche Prinzip bildet und beherrscht die Atmosphäre, in der wir leben und wirken. Wenn jemand Elemente in unsere Atmosphäre hineinzubringen scheint, die Spannungen erzeugen, haben wir die Autorität der göttlichen Liebe, unsere Häupter in Demut zu erheben und die Atmosphäre mit geistiger Freude zu durchfluten.
In der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] besteht die Methode, Spannungen zu überwinden, darin, die geistige Tatsache auf das menschliche Problem anzuwenden. Die geistige Tatsache ist mehr als eine harmonische menschliche Situation; sie ist unsterblich, geistig. Sie ist die vollkommene Ordnung, die in dem göttlichen Prinzip, Liebe, besteht und ihm zu eigen ist. Sie hat keinen Anfang und kein Ende. In dem Maße, wie wir das Sterbliche, das Zeitliche, das Unharmonische verneinen und die geistige, zeitlose Wirklichkeit bejahen, werden Spannungen und die Ursachen zu Spannungen verschwinden.