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Vergessen und vergeben

Aus der August 1964-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] lehrt uns, unangenehme, unglückliche Erfahrungen zu vergessen und zu vergeben. Sie enthüllt, daß wir in der Wahrheit den Irrtum in anderen und in uns selber nicht übersehen und ihn auch nicht beschönigen. Wir lernen, daß, da Gott, Wahrheit Alles-in-Allem ist, wie die Heilige Schrift andeutet, das Gegenteil der Wahrheit nichts ist, eine Nicht-Wesenheit, machtlos, durch uns oder gegen uns zu wirken oder uns zu beeindrucken.

Gott, das Gute, allein ist Macht, und der Mensch, Sein vollkommenes Ebenbild oder Seine Idee, ist der Ausdruck göttlicher Macht, unbefleckter Schönheit, strahlender Gesundheit und unentstellter Güte. Wenn dies einmal verstanden ist, dann ist der Irrtum nicht mehr imstande, uns zu schrecken oder uns durch seine angeblich frostigen Bemerkungen der Unfreundlichkeit, Ungerechtigkeit, des Hasses, der Eifersucht und anderer Schlechtigkeiten, die Krankheit verursachen, zu beeindrucken.

In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ hat unsere Führerin Mrs. Eddy folgendes zu sagen (S. 92): „Bis die Tatsache in bezug auf den Irrtum — nämlich seine Nichtsheit — erscheint, wird der moralischen Forderung nicht genügt werden, und es wird die Fähigkeit fehlen, aus Irrtum nichts zu machen.“ Später sagt sie im selben Abschnitt: „Die Grundlage des Bösen beruht auf der Annahme, daß es etwas neben Gott gibt. Diese Annahme zielt darauf hin, zwei entgegengesetzte Mächte aufrechtzuerhalten, anstatt allein auf den Ansprüchen der Wahrheit zu bestehen.“

Den Irrtum auf diese Weise auf seine Nichtsheit zurückzuführen bedeutet, von einer der quälendsten menschlichen Neigungen geheilt zu werden — zum Beispiel von der Neigung, den Irrtum zu wiederholen, über sein scheinbares Vorhandensein und seine scheinbare Geschichte sowohl in unserem eigenen Leben wie in der Erfahrung anderer zu sprechen. Wir hören auf zu klatschen, zu verdammen und herabzusetzen. Ja, wir fangen an wirklich zu leben, zu lieben, anzuerkennen und Rechtschaffenheit als den wahren, glücklichen Stand der ganzen Schöpfung Gottes zu erkennen.

Wir verstehen, daß Vergeben in der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] eine geistige Tätigkeit ist, durch die der Irrtum als unwirklich erkannt wird. Vergebung bedeutet die Aufhebung des Irrtums, seine Austilgung oder, mit anderen Worten, das Anerkennen seiner Gottlosigkeit. Die vollständige Zerstörung des Irrtums durch das Wirken der Wahrheit macht es uns natürlich möglich, den Irrtum in seiner illusorischen, unangenehmen Gegenwart oder Macht zu vergessen. Bevor wir dies verstehen lernten, mögen wir oft gedacht haben: „Ich könnte vergeben, wenn ich nur auch vergessen könnte!“

In „Nein und Ja“ legt Mrs. Eddy dar (S. 8): „Vermeidet es, Irrtum zu äußern; sprecht lieber von Gottes Wahrheit und der Schönheit der Heiligkeit, von der Freude der Liebe und dem, Frieden Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft‘, und empfehlt allen Menschen brüderliche Gemeinschaft in den Banden Christi.“

Der Christliche Wissenschafter wird sich diese hilfreiche Ermahnung sehr deutlich ins Gedächtnis rufen, wenn er versucht ist, Irrtum zu äußern. Den Irrtum in allen Einzelheiten zu wiederholen trägt wenig dazu bei, Freude hervorzurufen; im Gegenteil, es weckt die Neigung, bedrückt zu sein und sich irrigerweise selbst zu bedauern.

Kummer und Trübsal, tränenvolle Erfahrungen, gespannte menschliche Beziehungen sind nicht göttlichen Ursprungs, sie haben weder göttliche Billigung noch Vollmacht. Wir führen sie in wissenschaftlicher Weise auf ihre Nichtsheit in der Wahrheit zurück. Wenn wir menschlich durch bloße Liebenswürdigkeit vergeben, indem wir die Augen vor den Problemen verschließen oder versuchen, vor ihnen davonzulaufen, dann verzögern wir die Lösung.

Als Gottes Widerspiegelung bringen wir nichts zum Ausdruck, was nicht von Ihm ausgeht, nichts, was Er nicht kennt. Es kann keine Erinnerung an etwas geben, was im Geist nie existierte oder wirkte; in der Wahrheit gibt es nichts, was uns davon überzeugen könnte, daß im Reich geistiger Ideen, im Reich des Gemüts, Uneinigkeit herrsche; in der Wahrheit gibt es nichts Böses, das sich wiederholen, nichts, was uns beunruhigen oder betrüben könnte. Es kann sein, daß wir die Unmittelbarkeit in der Anwendung und Nutzbarmachung der Wahrheit verstehen lernen müssen, um uns ins Gedächtnis zu rufen, daß es in Wirklichkeit keine verzögerte Tätigkeit gibt. Der sicherste Weg, den Irrtum zu vergessen, ist der, ihn unverzüglich auf seine Nichtsheit zurückzuführen.

Andererseits gibt es Zeiten, da Geduld und Vergebung aufgefordert werden, Hand in Hand zu arbeiten. Christliche Geduld macht vollständiges Vergeben möglich. Eine überzeugende biblische Episode beweist dies. Petrus, der Impulsive, fragte Jesus (Matth. 18:21): „Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist's genug siebenmal?“

Die Antwort Jesu lautete: „Ich sage dir: Nicht siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal.“ Es wäre gut für uns, wenn wir diese Lehre völlig erfassen würden!

Wir schließen die scheinbare Gegenwart oder Tatsächlichkeit des Bösen aus oder, mit anderen Worten, wir vergessen sie, wenn wir uns auf das Wirkliche, das Wahre, das Schöne besinnen, indem wir Gottes, des Guten, Seiner Allmacht und Seiner vollkommenen Schöpfung, einschließlich des individuellen Menschen, eingedenk sind.

Mrs. Eddy ermahnt uns in ihrer Predigt „Christliches Heilen“ (S. 10): „Laßt uns dessen eingedenk sein, daß Gott, das Gute, allmächtig ist; daher ist das Böse machtlos. Das Gute hat nur eine Seite — es hat keine böse Seite; die Wirklichkeit hat nur eine Seite, und das ist die gute Seite.“

Niemand glaubt, daß Krankheit etwas Gutes sei. Armut, Arbeitslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Einsamkeit können nicht beanspruchen, gut zu sein, und haben weder Platz noch Daseinsberechtigung in der göttlichen Immergegenwart. Wenn diese Wahrheit klar erkannt wird, führt sie die vollständige Auslöschung dieser Irrtümer herbei. Sie werden zu nichts, sind ausgetilgt, vergeben, weil sie keinen Schöpfer, keine Vollmacht haben; daher haben sie keine Geschichte, und so gibt es keine Erinnerung mehr an sie, und es gibt nichts, was man vergeben müßte.

Daraus folgt dann, daß Vergeben in der Wissenschaft den Irrtum so zunichte macht, daß er vergessen ist. Auf diese Weise erleben wir die Wiederherstellung unseres Glücks, unseres Seelenfriedens und unserer Liebe füreinander. Wir neigen nicht länger dazu, zwei entgegengesetzte Mächte, das Böse und das Gute, anzuerkennen oder zu unterstützen, sondern wir bestehen dann ausschließlich auf den Ansprüchen der Wahrheit.


Denn du, Herr, bist gut und gnädig. . .
Weise mir, Herr, deinen Weg, daß ich
wandle in deiner Wahrheit. — Psalm 86:5, 11.

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