„Laß dich nicht gelüsten“, wie es im 2. Mose 20:17 zu finden ist, wird genauso gewiß auf das Haus wie auf die Frau des Nachbarn bezogen, genauso auf dessen Haustiere wie auf seine Diener; somit kommen wir zu dem Schluß, daß diese gedankliche Haltung des Verlangens in bezug auf „alles, was dein Nächster hat“, vermieden werden muß.
Im Neuen Testament finden wir verschiedene Ausdrücke, die ein sehr starkes Verlangen beschreiben, aber nicht wie im zehnten Gebot — das das Verlangen nach dem, was rechtlich oder moralisch nicht unser eigen ist, brandmarkt — in einem verwerflichen, sondern in einem lobenswerten Sinne gebraucht werden. So fordert der Apostel Paulus die Korinther auf: „Strebet aber nach den besten Gaben!“ (1. Kor. 12:31), und er rät ihnen weiter: „.. . befleißigt euch des Weissagens“ (14: 39), womit er deutlich auf die Notwendigkeit hinwies, das Verlangen in wahrlich fortschrittliche und erhebende Bahnen zu leiten.
In vieler Hinsicht scheint das zehnte Gebot eng mit dem siebenten Gebot verbunden zu sein, da Ehebruch oft das direkte Ergebnis ungezügelten Verlangens ist. Nicht allein, daß das 5. Buch Mose (5:18 [21]) in seinem Verständnis des zehnten Gebots das begierige Verlangen nach einer verheirateten Frau verurteilt, sondern es wird auch von Paulus, der das zehnte Gebot erläutert, erklärt (Röm. 7: 7, 8): „Ich wußte nichts von der Lust, hätte das Gesetz nicht gesagt:, Laß dich nicht gelüsten!‘ Es nahm aber die Sünde Anlaß am Gebot und erregte in mir jegliche Lust.“ Darüber hinaus bringt Petrus diejenigen, die „Augen voll Ehebruch“ haben, in Verbindung mit Menschen, die „ein Herz haben, das sich in Begierde übt“ (2. Petr. 2:14, n. der engl. Bibel).