Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Mary Baker Eddy

Dies ist der zehnte einer aus zwölf Aufsätzen bestehenden Artikelserie über Mary Baker Eddy zur Erinnerung an das hundertjährige Bestehen der Christlichen Wissenschaft.

Mary Baker Eddy: Ihr Einfluß auf die Theologie

Aus der Oktober 1966-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor vielen Jahren ging ein Meteor in den Wäldern Sibiriens nieder, aber erst viel später, als das Gebiet völlig erforscht war, erkannte man die Gewalt des Aufpralls. In gewissem Sinne hat die Christliche Wissenschaft
Christian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. ihren Einfluß auf die Theologie ausgeübt, aber man hat dessen Bedeutung noch nicht weitgehend erforscht oder anerkannt.

Im Vorwort zu „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft: „Ein Buch führt neue Gedanken ein, aber es kann dieselben der Menschheit nicht schnell zum Verständnis bringen.“ Sie fügt hinzu: „Künftige Zeiten müssen kundtun, was der Bahnbrecher vollbracht hat.“  Wissenschaft und Gesundheit, S. vii;

Aus Mrs. Eddys Briefwechsel mit Geistlichen ihrer Zeit und aus ihren vielen Hinweisen auf die Theologie geht klar hervor, daß sie die Gewalt der Herausforderung erkannte, die die Christliche Wissenschaft für die Denkart darstellt, die Mrs. Eddy manchmal als „scholastische“ oder „spekulative Theologie“ bezeichnete. Eine inspirierte Theologie jedoch — die klare, heilende Beweisführung auf der Basis der Allheit Gottes, die sich ergibt, wenn wir „gesinnt [sind], wie Jesus Christus auch war“  Phil. 2:5; — erkannte sie als den Grundpfeiler der Wissenschaft des Christentums.

Der Gegenstand in der Theologie ist, gemäß der Definition, Gott. Aber der Theologe hat keinen besonderen Zugang zur Gottheit. Nur absolute Hingabe an Gott kann das Denken erleuchten und Rechtmäßigkeit und Heilung in die menschliche Erfahrung bringen. Das trifft ebenso auf den berufsmäßigen Theologen zu wie auf die Hausfrau, den Ingenieur oder den Geschäftsmann.

Jahrhundertelang hat man in den christlichen Theologien in theoretischer Weise über Gott seine Schlüsse gezogen. Die Theologen haben Ihn tatsächlich als einen Aspekt des materiellen Kosmos behandelt, der sich im übrigen in der Weise verhält, wie es die materiellen Sinne nahelegen. Gott ist als logischer Ausgangspunkt für die Schöpfung angesehen worden. Sein Einfluß wurde hauptsächlich in langfristigen Vorgängen wahrgenommen. Man hat geglaubt, daß Er daran ging, Seine Schöpfung allmählich ins rechte Gleis zu bringen, nachdem die Menschheit die Sünde wählte und aus dem Paradies verstoßen wurde.

Gott wurde für unsichtbar, unkennbar gehalten, außer in seltenen mystischen Erfahrungen. Für die meisten Christen war er hauptsächlich durch ein übernatürliches Ereignis in der Vergangenheit bekannt, als er angenommenerweise als Christus Jesus im Fleisch Form annahm, den Sohn opferte, um die Schuld der Sünde auszulöschen, und die Möglichkeit der Erlösung für diejenigen wiederherstellte, die gläubig die Tatsache dieses Ereignisses bekannten.

Dies ist offensichtlich ein dürftiges Bild, das nur diejenigen ersinnen konnten, die weit entfernt waren von den unermeßlichen, überzeugenden Wahrheiten und heilenden Erfahrungen des fleischgewordenen Wortes. Dieses Bild besteht noch heute in wechselnden Formen weiter, weil es das Ergebnis eines Denkens ist, das mit der Materie als dem grundlegendsten Aspekt der Wirklichkeit beginnt und von da aus seine Schlüsse über Gott zieht.

Mrs. Eddy führt aus, daß vor ihrer Entdeckung der Christlichen Wissenschaft ihre Illusion von Sicherheit in materieller Geburt, materiellem Leben und Tod zerstört worden war. In der Erfahrung, die direkt zu ihrer Entdeckung führte, wandte sie sich ganz und gar an Gott. Sie schreibt: „Jene kurze Erfahrung schloß einen Schimmer der großen Wahrheit in sich, die ich seitdem andern klar zu machen versuchte: daß Leben in und aus dem Geist und die einzige Wirklichkeit des Daseins ist.“  Vermischte Schriften, S. 24; Sie hatte nicht mehr die Vorstellung, daß das Göttliche droben und am Ende des menschlichen Lebens wartete. Sie erkannte es als Immanuel, oder „Gott mit uns“, als etwas, was unweigerlich in Form von Umwandlung und Heilung in das menschliche Leben tritt.

In Augenblicken, da sie vom Selbst und von der Furcht frei waren, hatten große religiöse Gestalten das Prinzip, oder die Liebe, im tiefsten Innern des Seins erblickt. Aber das Böse hatte überwältigende Unmittelbarkeit beansprucht, und das Gefühl der Gegenwart Gottes schien zu entgleiten. Durch Offenbarung, Vernunft und Demonstration lernte Mrs. Eddy verstehen, daß das Böse niemals wirklich ist. Sie sah objektiv (ebenso wie es bei einem Naturwissenschaftler der Fall ist, wenn er das Verhalten des Moleküls studiert), daß das Böse ganz und gar im mesmerisierten, furchterfüllten, für die Wahrheit verschlossenen Denken besteht, oder in dem, was Paulus mit Fleischlich-gesinnt-Sein bezeichnete, das „Feindschaft wider Gott“  Röm. 8:7; ist. Auf die Frage: „Worin liegt nun der wesentliche Unterschied in meinem metaphysischen System?“ erwidert Mrs. Eddy: „In folgendem: Wenn du die Unwirklichkeit von Sünde, Krankheit und Tod erkennst, beweist du die Allheit Gottes.“  Die Einheit des Guten, S. 9 ;

Der Einfluß der Christlichen Wissenschaft wurde zuerst von denen empfunden, die reines Herzens waren, die unverhohlen auf den Geist des Christus reagierten und für die Dogma und Kirchentum nicht autoritär waren.

Wenn man heute still in dem ursprünglichen Gebäude Der Mutterkirche sitzt und die Inschriften an den Wänden aus der Bibel und Mrs. Eddys Werken mit den Augen derer liest, die in der ersten Zeit die Gottesdienste besuchten, kann man leicht von neuem den Einfluß erleben, den das Kommen der Christlichen Wissenschaft ausübte. Die heilende Berührung des Christus wurde gefühlt wie zu der Zeit des Meisters. Es war kein Abwägen des theologischen Für und Wider, sondern die direkte Erfahrung einer gänzlich neuen Wirklichkeit, die, wenn man sie einmal geschaut hat, nicht zuläßt, daß man die Welt in derselben Weise betrachtet wie zuvor. Es hatte nichts Mystisches, Theoretisches oder Gefühlsmäßiges an sich. Wie heute durchbrach es Furcht und Begrenzungen, erweiterte es den geistigen Ausblick, ließ es die Dissonanzen und das Chaos des materiellen Lebens als unnatürlich oder unwirklich dahinschwinden.

Mrs. Eddy schreibt: „Jesus gab in dem christlichen Zeitalter die Richtschnur für alles Christentum, alle Theologie und alles Heilen.“  Wissenschaft und Gesundheit, S. 138 ; Das Johannesevangelium berichtet, wie die Jünger einem Mann begegneten, der blind geboren war. Es entspann sich ein Gespräch über eine theologische Frage, in dem sie die Blindheit des Mannes auf Sünde zurückführten. Die Frage, ob der Mann gesündigt habe oder seine Eltern, wurde dem Meister vorgetragen. Aber Jesus, so angefüllt von der überwältigenden Wirklichkeit von des Menschen Einheit mit dem himmlischen Vater, ging sofort daran, das Sehvermögen des Mannes wiederherzustellen. Die unwiderstehliche Wahrheit, daß Gott gegenwärtig ist, löschte jede dunkle Annahme von Seiner Abwesenheit aus. Die falsche Perspektive, die die Frage der Jünger ausgelöst hatte, existierte nicht mehr.

Das Kommen der Christlichen Wissenschaft rückte alte theologische Argumente in ein klares, intensives Licht. Von Anbeginn der Geschichte hatten Theologen ebenso wie Naturwissenschaftler die Materie als selbstverständlich hingenommen. Mrs. Eddy zeigte haarscharf die Konsequenzen auf. Sie schreibt folgendermaßen über die Alternativen, die sich aus der Frage der Materie ergeben: „Wenn man sich für die erste Alternative entscheidet und die Materie als eine Kraft an sich und aus sich betrachtet, so heißt das, daß man den Schöpfer aus Seinem eigenen Universum ausschaltet; wenn man dagegen die andere Alternativer wählt und Gott als den Schöpfer der Materie betrachtet, so heißt das, daß man Ihn nicht nur für alles Unglück physischer und moralischer Art verantwortlich macht, sondern daß man Ihn sogar als deren Quelle angibt und Ihn dadurch der Aufrechterhaltung dauernder Mißwirtschaft in der Form und unter dem Namen von Naturgesetz beschuldigt.“  S. 119 ;

Akademische Theologen und Philosophen hatten diese Frage bereits früher betrachtet, aber in der Erfahrung der Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts sollte sie sich ganz besonders zuspitzen.

Seit der Zeit der Renaissance wurde die akademische Theologie immer mehr gezwungen, ihre bequeme Funktion, eine übernatürliche und in hohem Maße auf Vorstellung beruhende Theorie der Weltentstehung zu diskutieren, aufzugeben. Dann, in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, wurde der Druck der Naturwissenschaft unversehens stärker. Die Arbeit auf den Gebieten der Anthropologie, Psychologie, Astronomie, Physik und Vererbungslehre drängte den Anspruch der Religion ständig zurück, das Funktionieren selbst der sichtbaren Welt als von Gott gelenkt zu beschreiben. Mit dem zwanzigsten Jahrhundert kamen umfassendere Begriffe von Liebe und Gerechtigkeit und gleichzeitig ein so überwältigendes Wissen um das Ausmaß der Leiden der Menschheit, daß es nur wenigen gelang, diese mit einem logischen göttlichen Plan in Verbindung zu bringen.

Das religiöse Denken wurde durch das scheinbare Dunkel der menschlichen Lage stark beeinflußt. Die Existentialphilosophie sondierte die Angst und Sinnlosigkeit des sterblichen Lebens. Die vorherrschende Theologie dieser Jahre, bekannt als Neoorthodoxie oder „Krisen“-Theologie, betonte die hoffnungslos sündengebundene Misere der Menschen. Der Mensch, so wird gesagt, könnte sich nur der Gnade des fernen geschichtlichen Ereignisses anheimgeben, in dem Gott in Christus Jesus auf Erden erschien.

Andere Theologen betonen gegenwärtig das Leiden Jesu und seine Liebe zu anderen und meinen, daß es Gottes Absicht sei, den Menschen dazu zu bringen, ein absolut selbstloses Leben in der Welt zu führen, ohne im geringsten zu hoffen, daß Gott eingreifen würde. Die „Abwesenheit Gottes“ oder der „Tod Gottes“ wird, was den modernen Menschen betrifft, in weiten Kreisen diskutiert. Althergebrachte Begriffe von einem übernatürlichen Gott sind für viele religiöse Denker erschüttert worden.

Mrs. Eddy schreibt: „In dem Maße, wie der begrenzte Begriff von der Gottheit, der auf materiellen Auffassungen vom geistigen Sein beruht, seine gröberen Formen aufgibt, werden wir erfassen, was Gott ist und was Gott tut.“  Die Allgemeine Anschauung der Menschen von Gott, S. 2 ; Gegenwärtig ringt das geistig erwachende Denken der Menschheit verzweifelt mit der Vorstellung von einem in tragischer Weise unvollkommenen materiellen Universum, in dem so wenig für einen unendlich guten und allmächtigen Gott zu sprechen scheint. Der große Wandel in der Theologie während der kurzen Spanne eines Jahrhunderts weist jedoch auf das Ergebnis dieses langen Konfliktes hin.

Heute vermag sich eine wachsende Zahl religiöser Menschen ohne weiteres Gott als Liebe vorzustellen und schreibt Ihm nur zögernd eine menschenähnliche Haltung zu. Der Begriff von der Versöhnung hat sich gewandelt: an die Stelle des Gedankens, daß der Gerechtigkeit eines rachsüchtigen Gottes genügt werden soll, ist die Auffassung getreten, daß der Mensch mit Gott versöhnt werden, seine wahre Beziehung zu dem Vater finden soll. Himmel und Hölle werden nun in weiten Kreisen als Zustände des Denkens verstanden, nicht als ferne Örtlichkeiten, in denen uns Belohnung und Strafe zuteil werden. Gebet wird häufiger als ein Erwachen erkannt, in dem sich die Menschen der steten, heilenden Gegenwart Gottes bewußt werden, anstatt Ihn zu einer Sinnesänderung in einer menschlichen Lage bewegen zu wollen.

Es wird mit größerer Bereitwilligkeit zugegeben, daß es möglich und nötig ist, die Bedeutung der Lehren Jesu durch die Erleuchtung des Christus in unserem eigenen Leben wahrzunehmen. Sich zu einem bestimmten Glauben zu bekennen wird immer weniger als ausreichender Ausdruck der Christlichkeit erkannt. Es wird ständig von uns gefordert, den Geist des Christus in irgendeiner Weise inmitten der menschlichen Erfahrungen zu demonstrieren.

Am bedeutsamsten ist vielleicht der Zusammenbruch der uralten künstlichen Scheidelinie zwischen dem sogenannten Heiligen und Weltlichen. Zwei der Theologen der Neuzeit, deren Schriften das größte Echo hervorgerufen haben — Paul Tillich und Martin Buber —, erklären das Göttliche nachdrücklich als eine Dimension der Wirklichkeit, das stets in jeder menschlichen Tätigkeit gegenwärtig ist und durch das „alles neu geworden“  2. Kor. 5:17 ; ist. Sie haben sich in begrenztem Umfang von der sichtbaren Welt und einem übernatürlichen Einfluß auf sie abgewandt und ihren Blick auf das Innere gerichtet, auf ihre eigene tiefste Erkenntnis von Liebe und Geist.

Wie Mrs. Eddy es für das zwanzigste Jahrhundert voraussah, hat die Christliche Wissenschaft dazu geführt, daß das Heilen durch geistige Mittel in den christlichen Kirchen wieder aufgenommen wurde. Der Kalvinismus hatte die neutestamentlichen Heilungen als die Augenscheinlichkeit „wunderbarer Kräfte“ von „vorübergehender Dauer“ betrachtet. Geistliche, die sich aufs neue den Berichten des Evangeliums zuwenden, gelangen jetzt zu einer ganz anderen Überzeugung.

In einem kürzlich von einer Kirche herausgegebenen Bericht über „Die Beziehung des christlichen Glaubens zur Gesundheit“ heißt es: „Er [Jesus] betrachtete die Heilungen, die erfolgten, als Zeichen der Macht Gottes, die in das Reich des Bösen einbrachen... Er [Jesus Christus] betrachtete Krankheit als etwas, was überwunden werden muß. Er nahm sie nicht ruhig hin. Er ignorierte sie nicht... Er nahm es mit ihr auf, und er besiegte sie. Er lehrte, daß Gott Heilung will.“ Ähnliche Berichte erwähnen ausdrücklich die Rolle, die die Christliche Wissenschaft spielte, um den Menschen die „neutestamentliche Lehre, daß es Gottes Wille ist, daß wir geheilt werden und gesund sein sollen“, wieder bewußt werden zu lassen.

Heilungsgottesdienste werden regelmäßig in Hunderten von Episkopal- und Methodistenkirchen in den Vereinigten Staaten abgehalten. Andere Religionsgemeinschaften haben Kommissionen eingesetzt, um die Möglichkeit des geistigen Heilens zu prüfen. Es bestehen weiterhin gewaltige Unterschiede zwischen der Theologie und Betätigung der Christlichen Wissenschaft und der anderer Religionsgemeinschaften; aber die Christlichen Wissenschafter sind aufrichtig dankbar für jedes Zeichen, daß man sich der heilenden Gegenwart des „Gott mit uns“ bewußt wird.

Mrs. Eddy führt aus: „Das Vertrauen, das die Wissenschaft einflößt, liegt in der Tatsache, daß Wahrheit wirklich und der Irrtum unwirklich ist.“  Wissenschaft und Gesundheit, S. 368. Der Einfluß der Wissenschaft des Christentums wird in unserer Zeit und in künftigen Jahrhunderten ständig erforscht werden. Man wird ihre unmißverständliche Erklärung von der Allheit Gottes, des Geistes, der Nichtscheit der Materie und dem vollkommenen oder neuen Menschen als der gegenwärtigen wissenschaftlichen Tatsache begreifen lernen. Man wird die tiefe Christlichkeit ihres Einblicks in die hypnotische, illusorische Natur des Bösen erfassen. Die Freude und das Gute, die die Menschen für vergänglich und flüchtig hielten, werden immer wieder als das Wesentliche, die Struktur, die einzige Substanz des wirklichen Seins erkannt werden.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Oktober 1966

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.