Warum ist das demokratische Verfahren die beste Form der Zweigkirchenregierung? Warum sah Mrs. Eddy im Handbuch Der Mutterkirche ausdrücklich vor, daß die Verwaltung der Zweigkirchen ausgesprochen demokratisch sein sollte? Weil diese Form der Regierung dem einzelnen Mitglied in höchstem Maße geistiges Wachstum bietet. Die Christliche Wissenschaft unterstützt die Individualität und alles, was dem einzelnen Gelegenheit gibt, in der Demonstration seiner geistigen Identität zu wachsen.
Es ist nötig, dieses Ziel im Auge zu haben, denn es hilft uns, die Kirchentätigkeit im richtigen Licht zu sehen, und befähigt uns, in der Gnade zu wachsen und anderen dieselbe Gelegenheit zuzubilligen. Bei jedem demokratischen Vorgang wird es unterschiedliche Meinungen geben; wenn jedoch die Mitglieder der Zweigkirche an jedes Problem im Gedanken an die Tatsache herangehen, daß es nur einen Gott, ein Gemüt, gibt und daß der Mensch diese göttliche Intelligenz widerspiegelt, werden sie anerkennen, daß die Basis für Harmonie gegeben ist. Wenn diese grundlegende Einstellung klar erkennbar ist, können die Kirchenangelegenheiten getrost der Ansicht der Mehrheit überlassen werden.
Es mag manchmal so scheinen, als sei das demokratische Verfahren nicht der geschickteste Weg zur Lösung von Kirchenproblemen. Geschicktes Vorgehen ist jedoch nicht das grundlegende Ziel. Der Zweck, zu erreichen, daß etwas geschieht, ist oft als Entschuldigung für Dominierung benutzt worden. Es handelt sich immer wieder um das alte Argument, daß der Zweck die Mittel heilige. Wenn wir jedoch die richtige Idee — individuelles Wachstum — als das erwünschte Ziel vor uns haben, werden wir erkennen, warum das demokratische Verfahren unserem Zweck am besten dient.
Das gleiche gilt für die Beziehung der Zweigkirchen zu Der Mutterkirche. Jede Zweigkirche soll im Rahmen des Handbuchs ihre eigenen Satzungen aufstellen, ihre Angelegenheiten selbst regeln und ihre eigenen Entschlüsse fassen. Ebendieser Prozeß ermöglicht es den Kirchenmitgliedern, die Demonstration, daß sie vom göttlichen Prinzip geführt werden, zur vollen Reife zu bringen. Durch die Notwendigkeit, im Gebet Gottes Führung zu suchen, gewinnen die Mitglieder an Geistigkeit. Unternähme es Die Mutterkirche, alle Zweigkirchenprobleme zu lösen, so würde dies das Wachstum der einzelnen Christlichen Wissenschafter hemmen.
Mrs. Eddy sagt uns im Handbuch: „In der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] soll die Verwaltung jeder Zweigkirche ausgesprochen demokratisch sein, und keine Person und keine andere Kirche darf sich in ihre Angelegenheiten mischen.“ Handbuch, Art. XXIII Abschn. 10; Die Mutterkirche, wie der Name besagt, nährt die Zweige und ist bereit, alles zu tun, was möglich ist, um das Wachstum der neuen Zweige und Vereinigungen anzuregen und zu fördern. Wie jedoch ein Kind heranwächst, so ist es für jeden Zweig nötig, zur Reife zu kommen und auf eigenen Füßen zu stehen und im Rahmen der Anleitungen des Handbuchs und der eigenen Satzungen unter Gottes Führung seine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Selbst wenn wir in dem demokratischen Verfahren Fehler machen, besteht immer die Möglichkeit, aus diesen Erfahrungen zu lernen und mit einem höheren Begriff von Führung den Weg noch einmal zu gehen. So kann jedes Mitglied lernen, Selbstregierung unter Gottes Führung zu entwickeln. Es wird lernen, Eigenwillen zu beschneiden und Schüchternheit zu überwinden. Wir lernen aus unseren Fehlern, und diese Lektionen sind oft die wertvollsten Erfahrungen, die wir machen können.
Es gibt nur einen Gott, ein Gemüt oder eine Intelligenz, und der Mensch als Gottes Gleichnis spiegelt dieses eine Gemüt wider. Diese Wahrheit ist eine zentrale Tatsache und muß in der Kirchenregierung demonstriert werden. Und es ist eine lebendige Tatsache, daß jedes Mitglied der Zweigkirche für sich dahin kommen kann, diese Wahrheit zu erkennen und in seinem täglichen Leben auszudrücken. Die Bibel sagt von den Aposteln am Tage der Pfingsten, daß sie „alle einmütig beieinander“ Apg. 2:1 (n. der engl. Bibel) ; waren. Es ist nicht unnatürlich, daß in Kirchenbeschlüssen Einmütigkeit demonstriert wird.
Mrs. Eddy sagt uns: „Am meisten bedürfen wir des Gebetes inbrünstigen Verlangens nach Wachstum in der Gnade, das in Geduld, Sanftmut, Liebe und guten Werken zum Ausdruck kommt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 4 ; Alles andere Wachstum — Errichtung von Gebäuden, Ausbreitung, verstärkter Einfluß — steht gegenüber dem Wachstum in der Gnade an zweiter Stelle. Die heilende Wirkung des Christus, die die Umwandlung im Leben des einzelnen zuwege bringt, ist das wesentliche Ziel der Kirche Christi, Wissenschafter. In dem Verhältnis, wie dieses Wachstum vor sich geht, werden sich unsere Unternehmungen erweitern, und die göttliche Fülle wird demonstriert werden.
Jesus richtete seine Aufmerksamkeit auf den Einzelmenschen. Seine Unterweisungen galten dem einzelnen, seine Heilungen vollzogen sich an dem einzelnen, sein Erbarmen und seine Liebe drückten sich dem einzelnen gegenüber aus. Es gibt nicht so etwas wie eine Massenerlösung. Aller Fortschritt beruht auf der Erneuerung des einzelnen. In dem Verhältnis, wie der einzelne in seinem Verständnis von Gott wächst und auf die Herrschaft des göttlichen Prinzips reagiert, bekundet sich Gottes Regierung in den menschlichen Angelegenheiten. Je mehr Menschen zu diesem Verständnis gelangen, um so mehr Harmonie wird sich in unseren Kirchen und in der menschlichen Gesellschaft kundtun.
In ihrer Ansprache bei der Versammlung der Nationalen Vereinigung Christlicher Wissenschafter in Chikago erklärte Mrs. Eddy: „Wir kommen, um unsere Organisationen und Einrichtungen zu stärken und dauernd zu erhalten, um Kraft zu finden in der Einigkeit — Kraft, mit Gottes Hilfe diese reine und unverfälschte Religion aufzubauen, deren Wissenschaft Gott und die Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen beweist. Dieses Vorhaben ist unendlich groß, es muß beginnen mit dem Wachstum des einzelnen, ein, Ziel aufs innigste zu wünschen‘.“ Vermischte Schriften, S. 98.
Individuelles Wachstum ist das grundlegende Element des Kirchenfortschritts, und wir sollten diese Tatsaceh niemals aus den Augen verlieren. In dem Verhältnis, wie die einzelnen Christlichen Wissenschafter den heilenden Christus besser verstehen und fähiger werden, ihn zu demonstrieren, werden unsere Kirchen auf dem Grundstein erbaut werden, und sie werden gedeihen. Das demokratische Verfahren ist ein Teil dieses Wachstumsvorganges.